Krijgerstam, Herr
In Cresspahls Haus nach Kriegsende einquartierter Flüchtling, Balte.
1233 Der »geschickte Überlebende aus den baltischen Provinzen trug gelegentlich die Uniform der roten Flotte«. Er ist ein »gelbhäutiger Vierziger, nach Früchten duftend«, handelt mit Damenwäsche, »ein privater Sowjetmensch«.
1252 Gesines Russisch-Lehrerin Charlotte Pagels nimmt bei ihm Russisch-Stunden, »privat, nicht etwa in seinem Kulturbundkurs«, mit eher mittelmäßigem Erfolg (vgl. 1689).
1401 Auch nach dem Auszug der Flüchtlinge im Herbst 1946 scheint Herr Krijgerstam noch gelegentlich im Cresspahlschen Haus zu nächtigen: Jakob Abs, der während Cresspahls Gefangenschaft den ›Hausvorstand‹ übernimmt und mit Leutnant Vassarion und Krijgerstam Schwarzhandelsgeschäfte betreibt, hält eine der Vorratskammern »als Unterkunft für Herrn Krijgerstam oder verwandte Geschäftsleute« frei.
1405 Die dreizehnjährige Gesine besteht darauf, dass Jakob ihr »die Bewandtnisse des Herrn Krijgerstam« erzählt. »Danach bekam dieser gewandte Veteran der Baltischen Flotte von der Firma Abs & Cresspahl kaum noch Speck, für den er in seinem Rasno-Export jene Ölgemälde eintauschen wollte«.
Vgl. auch 1243. 1254. 1435. 1689.
Offenbar handelt es sich bei Herrn Krijgerstam um einen der von sowjetischen Handelsgesellschaften (darunter der ›Rasno-Export‹) in der Sowjetischen Besatzungszone eingesetzten Händlern, die sowjetische Handelsgüter absetzten und, die Not der Bevölkerung ausnutzend, Wertgegenstände zu Schwarzmarktpreisen ankauften und exportierten; vgl. dazu die Hinweise im Jahrestage-Kommentar zu 1377,34.