Pagenkopf, Helene
Mutter von Gesines Schulfreund Pius, Ehefrau von Herrn Pagenkopf.
1574 Eine »Bauerntochter mit Grundschulabschluß«; ihr Mann betrügt sie mit »aparten Damen« in Schwerin.
1585 Sie ist weit entfernt vom Typ der Ehefrau eines Parteifunktionärs, »war keine vornehme Frau, elegant an Frisur und Kostüm, Aktivistensprüche auf den Lippen«; stattdessen »krumm, dicklich, abgearbeitet« und »so sparsam angezogen wie Jakobs Mutter. Sie zog die Schultern zusammen, als sei viel Angst übrig aus den zwölf Hakenkreuzjahren und neue Sorgen lebendig wegen ihres Mannes schweriner ›Lebenswandel‹«.
1586 Ihr »wortkarges Wesen« missdeuten ihre Nachbarn als Rache für die NS-Zeit, in der ihr Mann wegen seiner SPD-Mitgliedschaft benachteiligt wurde. – Von der Freundin ihres Sohnes spricht sie »als ›din Gesin‹, im Ton zärtlichen Beklagens«, mit Gesine selbst spricht sie selten. »Da aber Pius nun einmal mich ausgesucht hatte, fand sie alsbald einen Reim: Röbbertin sin Gesin.« – »Es war, als ob sie in der Küche wohnte; sichtbar war Pius' Mutter am deutlichsten an den unentwegt geputzten Fenstern, den gebohnerten Dielen, den sorgfältig hergerichteten Wurstbroten, die Pius aus der Küche holte mit dem Tee.« – War vor ihrer Heirat Dienstmädchen.
1759 »Helene Pagenkopf blieb Wochen lang am Weinen«, als Pius 1951 die Schule abbricht und sich zur ›Bewaffneten Volkspolizei‹, zum Aero-Club in Cottbus meldete.
1763 Nach Gesines Weggang in den Westen (1953) sind Pius' Briefe an die Mutter auch an Gesine adressiert; Helene Pagenkopf hätte sie lieber behalten »als sie gehorsam weiterzugeben an Röbbertin sin Gesin«.
1765 Nach Pius' Tod im Dezember 1964 einigen sich »die sozialistischen Eltern« auf eine katholische Beerdigung.
Vgl. auch 1651. 1724.