Witte, Alma
Inhaberin des Hotels Stadt Hamburg in Gneez.
745 Die auf Lisbeth Cresspahls Tod folgende Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 verbringt Heinrich Cresspahl im Hotel Stadt Hamburg, beobachtet von Kriminalkommissar Vick. »Was Cresspahl aufs Zimmer bestellte, erfuhr Vick nicht, weil Alma Witte sich nicht einschüchtern ließ.«
935-936 Von 1943 an ist Gesine Cresspahl Fahrschülerin, besucht das Gustaf Adolf-Lyzeum in Gneez und isst in Alma Wittes Hotel Stadt Hamburg zu Mittag: »Pünktlich war ich im Hotel Stadt Hamburg, wo Elise Bock mir das Stammessen (ohne Marken) hinsetzte.« Das Essen »war nicht so gut wie auf dem Fliegerhorst, aber ich war doch Gast in einem Hotel.«
1343 Nach dem Krieg wird das Hotel beschlagnahmt, die Privatwohnung im obersten Stock bleibt Alma Witte erhalten. Dort lässt sie Slata mit ihrem Sohn Fedja wohnen.
1344 Slatas Verhaftung im Herbst 1945 verstört Alma Witte nachhaltig. Sie zeigt Gesine Cresspahl, die sie zufällig an diesem Tag besucht, wortlos die durchwühlten Zimmer; unfähig zu sprechen, macht sie sich mit Deutbewegungen ihres »lahmen Fingers« verständlich.
1345 Durch Slatas Verhaftung »hatte Frau Witte etwas verloren. Das war Fedja, der zu ihr hatte Oma sagen lernen [...]. Verloren hatte sie die Mutter zu dem Kind.«
1346-1347 »Verloren hatte Alma Witte noch, was die Bürger Stolz nennen. Es braucht mehr als Tüchtigkeit, in einer mecklenburgischen Landstadt ein Hotel auf dem zweiten Platz nach dem Erbgroßherzog zu halten, in deutlichem Abstand von den anderen. Bei ihr hatte das Landgericht gesessen, die Herren vom Gymnasium, die Reichswehr aus gutem Hause. Wenn sie abends durch den Speisesaal ging, waren die Herren aufgestanden zur Begrüßung. [...] Frau Witte, ob sie nun leutseliges oder ergebenes Betragen für angemessen hielt, angemessen fiel es aus. Nur, alle ihre Schicklichkeit war darauf angewiesen, daß sie galt, anerkannt wurde, erwidert. Solche Partnerschaft war ihr durch den Überfall in ihrer Wohnung abgeschafft, sie vertraute nicht mehr auf den Austausch gleicher Manieren, die Verabredung auf hergebrachte Formen.« – »Frau Witte wurde nicht wieder, bis aufs Äußere.«
1348-1349 Bei einem Zwischenfall mit einem im Eingang des Hotels randalierenden Rotarmisten überfällt sie dieselbe Starre wie bei Slatas Verhaftung, wieder kann sie sich nur mit ihrem »gelähmten Zeigefinger« verständigen. Sie verzichtet auf eine Anzeige, sie »war nicht ängstlich geworden, nicht schadenfroh. Nur den Stolz, den hatte sie eingebüßt.«
1375 Seit dem Sommer 1945 wohnt Gerd Schumann in Alma Wittes Hotel.
1382 Schumann hat in seinem Zimmer bei Alma Witte noch 1946 ein Foto hängen, auf dem Slata mit dem Kommandanten Jenudkidse und dessen Adjutant zu sehen ist. Alma Witte zeigt es Gesine »zum Zeichen, daß er tapfer war. Damit ich keine dummen Bemerkungen machte, wenn er an uns vorbeiging. Auch sie wollte mich erziehen. Ich sollte einsehen, daß so einer einen Kummer haben kann wie ein gewöhnlicher Mensch.«
1428 Im Schuljahr 1946/47: Wenn die Züge nach Jerichow ausfallen, übernachtet Gesine bei Alma Witte »in dem Zimmer, aus dem Slata verlorengegangen war«.
Anhang X Cresspahls Erinnerungen: »Später habe er sich Alma Witte, Hotel Stadt Hamburg in Gneez, erkenntlich zeigen müssen für die Beköstigung des Kindes über Mittag.«
Vgl. auch 1351. 1397. 1434. 1435. 1475. 1682.