Bennu

Der heilige Vogel des Sonnentempels zu On ist eine Variante des Phönix, »seiner Gestalt nach ein reiherähnlicher Adler und golden-purpurn von Farbe« (V, 1386 f.). Von dem »Sproß des Feuers« heißt es, dass er keine Mutter habe und eigentlich sein eigener Vater sei, weil er sich selbst erzeuge. Alle 500 Jahre nämlich komme er zum Sonnentempel, wo er sich »in seinem Nest aus Myrrhen verbrenne und aus der Asche als junger Bennu wieder hervorgehe« (V, 1386). Eine andere Variante des Mythos behauptet, dass er ein aus Myrrhen gemachtes Ei mitbringe, das so groß sei, wie er es tragen könne, und in das er seinen verstorbenen Vater, »also eigentlich sich selbst« verschlossen habe (V, 1387).

Bei einem seiner Aufenthalte in On disputiert Echnatôn mit den Sonnenpriestern endlos über den seltsamen Vogel, bis den »Hausbetretern« die Augen zu- und die »Blankköpfe herabfielen« (V, 1388). Besonders interessiert ihn dabei die »Lehraussage«, dass das Ei, in das Bennu den Körper seines Vaters lege, dadurch nicht schwerer werde. Für Echnatôn ist das ein »aufregendes und entzückendes Faktum« von »Weltwichtigkeit«, weil es beweise, dass es »unstoffliche Körper« oder »anders und noch besser gesagt« das »Geistige« gebe (V, 1388).

Und dass dieses Geistige männlicher Natur sei, erhelle aus der besonderen Herkunft von Bennus Ei. Denn während sonst nur weibliche Tiere Eier legten und auch das große Ei, aus dem die Welt einst hervorgegangen sei, mütterlicher Natur sei, forme Bennu sein Ei selbst, ein »Gegen-Weltei, ein männliches Ei, ein Vater-Ei«, das mithin eine Kundgebung von Vatertum, Geist und Licht« sei (V, 1388).

Über Bennu (Benu, Phönix) handelt Erman, S. 28. – Abb.: Darstellung des Bennu im Totentempel Ramses II. in Theben (Lepsius III, 171). – Bildquelle: Digitalisat des Lepsius-Projekts der Universitätsbibliothek Halle. – Eine ähnliche Abbildung kannte TM aus Erman (S. 28, Abb. 13 »Phönix«).

Letzte Änderung: 10.03.2009  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück