Henoch (Hanok)
Henoch oder Hanok, den »Sohn Jareds«, zählen die Abrahamsleute zu ihren besonderen, durch »Verstand und Träume«, »Weisheit und Sprache« ausgezeichneten Vorfahren. Er war ein Auserwählter und Liebling Gottes, denn, so Joseph beim ›Schönen Gespräch‹ mit dem Vater am Anfang des Romans, »es war Hanok dermaßen klug und fromm und belesen in der Schreibtafel des Geheimnisses, daß er sich von den Menschen sonderte und der Herr ihn hinwegnahm, so daß er nicht mehr gesehen wurde. Und machte ihn zum Engel des Angesichts, und er ward zum Metatron, dem großen Schreiber und Fürsten der Welt...« (V, 155).
In den »Oberen Kreisen und Rängen«, den Engeln, hält man sich über derlei unmäßige, ja »übertrieben, ausschweifend und zügellos« zu nennende Belohnungen auf, die Gott seinen Lieblingen zuteil werden lässt, »man brauchte nur an Henoch oder Hanok zu denken und die unglaublichen, man mußte hinter der Hand schon sagen: unbeherrschten Belohnungen, die dem Burschen zuteil geworden waren« (V, 1284).
Der junge Joseph betrachtet Henoch als ›Muster‹ seiner eigenen »Prädilektion« (V, 1284), wie insbesondere sein Himmelstraum zeigt (IV, 459-468), der neben dem babylonischen Mythos von Etanas Himmelfahrt die Geschichte von Henochs Entrückung zum Vorbild hat. Nicht zufällig nennt Gott ihn in seinem Traum »Henoch, meinen Knecht« (IV, 467).
Vgl. Übersicht zur Genealogie. – Die in der Bibel nur angedeutete Geschichte von Henochs Entrückung und Erhöhung (Bibelstellen) wird in den apokryphen Henoch-Schriften erzählt. TM kannte sie wohl aus Gorion (I, 293-308). – Auch Josephs Wettertraum (IV, 113) scheint an Henochs Himmelsreisen angelehnt (vgl. Kap. 17-18 des äthiopischen Henoch-Buchs).