Briest, Dagobert von
Effis Vetter, ein junger Leutnant vom Regiment Alexander in Berlin. Er begleitet die Damen Briest während ihrer Einkaufswoche in Berlin, so oft es sein Dienst zulässt, macht seiner Cousine »sehr stark den Hof« (5/43) und führt Mutter und Tochter in Cafés, in den Zoologischen Garten oder in die Nationalgalerie, wo Effi, wie er witzelnd bemerkt, schon vor der Hochzeit die »Insel der Seligen« kennenlernen soll (3/24). Er ist ein immer gut gelaunter, »ungemein ausgelassener« junger Mann, der die besten Witze aus den »Fliegenden Blättern« sammelt (3/23) und »so wundervoll zu chaperonnieren und kleine Differenzen immer rasch auszugleichen« versteht, dass es »himmlische Tage für alle drei« werden (3/24).
Auch bei Effis Hochzeit sorgt er für Unterhaltung mit der »selbstgedichteten Rolle« als »Demuth’scher Kommis«, der der jungen Braut für die Hochzeitsreise einen Reisekoffer überbringt, der sich dann als »Riesenbonbonniere von Hövel« entpuppt (5/39). Bei der Rückkehr des Paares von der Hochzeitsreise findet er sich auf dem Bahnhof ein, um beiden den zweistündigen Aufenthalt bis zur Weiterfahrt nach Kessin mit einem Besuch des St. Privat-Panoramas und einem Gabelfrühstück zu überbrücken (vgl. 6/47 f.). Und als Effi zur Wohnungssuche in Berlin eintrifft, ist er abermals zur Stelle, macht seiner Cousine erneut Komplimente (vgl. 23/227; 231) und unterhält sie mit einem der neuerdings in Mode gekommenen Bibelwitze, dessen Auflösung sie freilich nicht versteht und »dumm« findet, dann aber als »gutes Zeichen« für ihr künftiges Berliner Leben nehmen möchte: »Leid soll mir nicht widerfahren« (23/230).
Durch Luise von Briests Frage an Effi, ob sie lieber Vetter Dagobert geheiratet hätte, was Effi weit von sich weist (vgl. 4/37 und 5/43), wird eine Kontrastrelation zwischen dem jungen, unbeschwerten Cousin und dem ältlichen und immer etwas steifen Innstetten hergestellt, die durch Anspielungen auf Dagoberts Schwäche für Effi unterstrichen wird (vgl. bes. 21/212).