Haien, Hauke
Der Protagonist der Novelle hat schon in seiner Kindheit ein starkes Interesse an Mathematik und am Deichbau. Sein Vater ist Bauer und weder arm noch begütert. Weil er Hauke für die Arbeit auf dem Hof braucht, versucht er zunächst, den Jungen von seinen Interessen abzubringen. Hauke hält an seinen Interessen fest und erkennt schon als Jugendlicher, dass die Deiche, die sein Dorf schützen, zu steil gebaut sind. Die Entschlossenheit, mit der Hauke seine Interessen verfolgt, macht ihn zum Außenseiter, was ihn aber nicht bekümmert.
Er wächst zu einem »langen, hageren Burschen« heran (II, 646). In dieser Zeit beginnt er beim Deichgrafen als Kleinknecht. Da der Deichgraf offensichtlich von den Deichen nicht viel Ahnung hat, verlässt er sich zusehends auf Hauke. Dessen gewissenhafte Arbeit sorgt dafür, dass der Schlendrian, der sich zuvor eingeschlichen hatte, ein Ende findet. Es ist den Dorfbewohnern schnell klar, wer hinter dieser Veränderung steht. Sie sind uneins, ob das nun besser oder schlechter ist. Außerdem lernt Hauke beim Deichgrafen auch dessen Tochter Elke kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, heiraten später und bekommen eine behinderte Tochter, die sie Wienke nennen. Das Leben des Paares scheint zwar sehr arbeitsam, aber insgesamt glücklich zu sein.
Beruflich wird Hauke durch Elkes Mithilfe, nachdem deren Vater gestorben ist, auch tatsächlich zum Deichgrafen. Angespornt durch geringschätzige Reden, die über ihn im Dorf kursieren, entschließt er sich, ein besonders anspruchsvolles Deichbauprojekt durchzuführen. Wenngleich er schon zuvor ein sehr arbeitsames Leben geführt hat, so gibt er nun jede freie Zeit zugunsten seines Vorhabens auf. Ungefähr zu dieser Zeit kauft Hauke sich auch von einer zwielichtigen Gestalt einen eigentlich heruntergekommenen Schimmel, der nach einiger Pflege aber aufblüht und fortan sein ständiger Begleiter ist.
Einige Jahre später beschädigt ein Sturm den alten Deich direkt an der Stelle, an der er in den Deich übergeht, für den Hauke verantwortlich ist. Wenngleich Hauke die Notwendigkeit sieht, etwas dagegen zu unternehmen, überzeugt er sich letztlich davon, dass auch der alte Deich noch hält. Er tut das, weil ihm ein erheblicher Unwille der Dorfbevölkerung entgegenschlägt, schon wieder umfangreiche Baumaßnahmen vorzunehmen, und er kann – von einer längeren Krankheit geschwächt – nicht die Kraft aufbringen, sich gegen diesen Unwillen durchzusetzen. Infolgedessen bricht der alte Deich im Jahr darauf bei einer Sturmflut. Elke und Wienke ertrinken in dieser Sturmflut, weil sie kurz nach dem Deichbruch mit einem Karren zum Deich zu gelangen versuchen. Hauke beobachtet das im Mondlicht vom Deich aus. Daraufhin stürzt Hauke sich in den Deichbruch. Seine letzten Worte deuten darauf hin, dass er dies als Opfer für die anderen Dorfbewohner versteht. Es ist außerdem möglich, dass er damit seine Schuld, nämlich den schlechten Zustand des alten Deichs wider besseres Wissen nicht gebessert zu haben, vor Gott abgilt. Sein Deich bleibt allerdings, wie der Schulmeister berichtet, so beständig, wie Hauke es sich einst erhoffte.