Christoph (der Doktor)
Christoph ist ein herzensguter und fröhlicher Mensch, der zwar aus einfachen Verhältnissen stammt, aber studiert hat und Doktor ist. Weder ist er besonders hübsch, noch achtet er sonderlich auf seine Erscheinung: Seine »kleine pralle Gestalt« (I, 444), das »wirre Haar, das runde ausdruckslose Gesicht« (I, 462) sind nicht dazu angetan, die Frauen zu begeistern.
Nach Christophs erster Begegnung mit Sophie im Haus des Bürgermeisters glaubt er fälschlich, dass sie in ihn verliebt ist. Er hingegen ist sich seiner Gefühle schnell sicher. Er beginnt daraufhin, ein Zimmer in seinem Haus auszustaffieren, wobei er sich auf die Hilfe seines Freundes, des Justizrats Eduard, verlässt. Dessen Vorschlägen folgt er weitgehend, besteht aber auf einer bestimmten Wandtapete. Diese weist anspielungsreich darauf hin, dass er sich durchaus bewusst ist, sich eine nicht standesgemäße Hochzeit vorgenommen zu haben. Als es allerdings darum geht, Christoph selbst auszustaffieren, lehnt dieser dankend ab. Er erkennt nicht, dass es die ›feinen Unterschiede‹ zu überwinden gilt, wenn er Sophie erobern will. Sein vermeintlich amüsantes Äußeres ist somit das Stigma, das ihm aufgrund seiner ›minderen‹ Herkunft anhaftet und das er (zunächst) selbst nicht als Stigma erkennt.
Als das Zimmer fertig ist, bittet Christoph den Justizrat im Rahmen eines Tanznachmittags, für ihn um Sophies Hand anzuhalten. Deren Antwort fällt denkbar knapp aus: »Ich kann es nicht« (I, 461). Christoph ist allerdings nach wie vor nicht in der Lage, den Grund dafür in seinem Äußeren zu sehen, das seine Herkunft verrät: »Jetzt, jetzt mußte er selbst die Antwort auf seine Frage finden. – – Aber er fand sie nicht« (I, 462). Erst als er später zwei Schmetterlingen beim Liebesspiel zuschaut, wird ihm klar, dass er »kein Engel« ist (I, 464). Er tröstet sich damit, dass ein solcher auch nicht in der Lage wäre, Sophie auf die Art zu lieben, wie es ihm möglich gewesen wäre.
Sophie heiratet später den Justizrat, und die beiden wohnen in Sophies Elternhaus. Christoph wird sich als Arzt weiterhin um die Familie kümmern, den persönlichen Kontakt aber immer mehr einstellen. Er vereinsamt zusehends und lebt mit seiner Nichte und dem Hund Pancraz, den er sich nach dem Tod seiner Mutter herangezogen hat, unter einem Dach. Der feinen Gesellschaft beim Justizrat zieht er die einfache Gesellschaft der Schiffer in der Schenkstube des Schifferhauses vor. Dort hat er seinen festen Platz.