Immensee (1850)

Alter Herr

Auf einer Landpartie, die einen Tag vor Reinhardts Abreise stattfindet, spielt der alte Herr den »Proviantmeister« (I, 300). Bei der Rast schickt er die Kinder in die Erdbeeren und stellt scherzhaft Regeln auf: Wer nicht mit Erdbeeren zurückkommt, muss sein Brot trocken essen. Als Reinhardt und Elisabeth tatsächlich ohne Erdbeeren von ihrer Suche zurückkehren, lässt »er sich aber doch erbitten« (I, 303).

Elisabeth

Jugendliebe Reinhardts, von der er sein ganzes Leben nicht loskommt. Schon in der Kindheit stehen sich beide sehr nahe. In seiner Jugend ist Elisabeth für Reinhardt »der Ausdruck für alles Liebliche und Wunderbare seines aufgehenden Lebens« (I, 304). Reinhardt verlässt gleichwohl zur weiteren Ausbildung die Stadt.

In dieser Zeit nähert sich Erich Elisabeth, den sie später auch heiraten wird. Seine Nähe ist Elisabeth, dem mittlerweile schönen schmächtigen Mädchen (vgl. I, 309), zunächst unangenehm, wird von ihrer Mutter aber befürwortet. Kurz vor Reinhardts erneuter Abreise bejaht indes Elisabeth Reinhardts Frage, ob sie ihn in zwei Jahren noch lieb haben werde, wenn er das nächste Mal zurückkommt. Reinhardt scheint ihr daraufhin eine Hochzeit in Aussicht zu stellen. Allerdings wird er sich nach seiner Abreise nicht bei ihr melden. Erich hingegen hält nach Reinhardts Abreise zweimal um Elisabeths Hand an. Letztlich hat er Erfolg, bevor die zweijährige Frist Reinhardts verstrichen ist. Es scheint, als habe Elisabeth dem Drängen ihrer Mutter nachgegeben.

Nochmals einige Jahre später besucht Reinhardt das verheiratete Paar auf dem Immenhof. Elisabeth scheint es an nichts zu fehlen: Erich behandelt sie gut, und der Hof floriert. Dennoch findet Reinhardt, dass »das heitere Kind von ehedem [...] eine weniger stille Frau versprochen« habe (I, 319). Eines Abends sitzen Reinhardt und die Immenhof-Bewohner zusammen und singen die von Reinhardt gesammelten Volkslieder. Eines dieser Lieder lesen Reinhardt und Elisabeth still zusammen; es heißt: »Meine Mutter hat’s gewollt« (I, 321). An Elisabeths Reaktion wird deutlich, dass sie sich in diesem Text wiedererkennt: Sie fühlt sich von ihrer Mutter um ihr Lebensglück betrogen. Ihre blasse Hand scheint dann endgültig ihre Befindlichkeit zu verraten. Denn auf ihr sieht Reinhardt »jenen feinen Zug geheimen Schmerzes, der sich so gern schöner Frauenhände bemächtigt, die Nachts auf krankem Herzen liegen« (I, 325). Als Reinhardt den Immenhof verlässt, sind sich beide sicher, dass sie sich nie wieder sehen werden. Das Letzte, was Reinhardt (und auch der Leser) von Elisabeth sieht, sind ihre »toten Augen« (I, 327).

Erich

Einfacher und gutmütiger Ehemann Elisabeths, den sie auf Drängen der Mutter heiratet. Er erbt von seinem Vater den Hof am Immensee, führt dort mit Elisabeth ein ruhiges und ertragreiches Leben und umsorgt sie mit der »immer gleichbleibende[n] Aufmerksamkeit« (I, 319). Reinhardt besucht Erich und seine Frau auf diesem Hof.

Mutter Elisabeths

Elisabeths Mutter ist sehr angetan von Erichs Besitz und seinem einfachen Gemüt. Als Reinhardt während des Studiums kurz zu Besuch ist, merkt sie gleich, dass Reinhardt nicht mehr der unbedarfte Jüngling von einst ist: »Sie meinte, Du [Reinhardt] seist nicht mehr so gut, wie Du gewesen.« (I, 313) Dementsprechend drängt sie ihre Tochter auch, Erich zu heiraten. Sie bekommt schließlich ihren Willen.

Werner, Reinhardt

Reinhardt Werner wird in der Rahmenhandlung als »der Alte« (I, 295) vorgestellt. Dieser Alte lässt sein Leben Revue passieren, woran der Erzähler den Leser teilhaben lässt. Im Alter von ungefähr zehn Jahren ist Reinhardt schon mit der damals halb so alten Elisabeth innig befreundet. Er verbringt seine Zeit damit, Geschichten und Gedichte zu ersinnen, die er sammelt und dann seiner Freundin vorträgt. Sobald er schreiben kann, schreibt er die Märchen auf, die Elisabeth am besten gefallen. Später schenkt er ihr die beschriebenen Blätter, aus denen sie mitunter ihrer Mutter abends vorliest.

Jahre später verlässt Reinhardt »zur weiteren Ausbildung die Stadt« (I, 299). Wenngleich er Elisabeth kurz vor seiner Abreise noch zum »Ausdruck für alles Liebliche und Wunderbare in seinem Leben« stilisiert (I, 304), scheint sie in seinem Denken fortan keine zentrale Rolle zu spielen. Das zeigt sich vor allem daran, dass er den Reizen eines rassigen »Zithermädchen[s]« fast erliegt (I, 305). Als er zu Ostern in die Heimat reist, wird er von Elisabeth kühler empfangen, als er erwartet hatte. Die beiden scheinen sich auf die Distanz etwas entfremdet zu haben. Auch wurde Elisabeth zwischenzeitlich von Erich umworben, was Reinhardt nicht passt. Dennoch beschwören sie kurz vor seiner erneuten Abreise ihre Liebe, und Reinhardt stellt Elisabeth in Aussicht, dass er sie nach seiner Rückkehr in zwei Jahren heiraten werde. Reinhardt meldet sich aber auch diesmal nicht bei Elisabeth. Kurz bevor die zwei Jahren verstrichen sind, erfährt er, dass Elisabeth Erich das Jawort gegeben hat.

Nachdem nochmals einige Jahre verstrichen sind, besucht Reinhardt Elisabeth und ihren Mann Erich auf dem Hof am Immensee. Reinhardt ist mittlerweile ein junger Mann »mit ernsten grauen Augen« (I, 314). Als Gelehrter begnügt er sich damit, Volkslieder und Pflanzen zu sammeln, denn eigene Geschichten zu schreiben, will ihm nicht mehr recht gelingen. Die Liebe zu Elisabeth glimmt immer noch. Bei einem gemeinsamen Spaziergang weckt Reinhardt Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse: die Erdbeersuche und seinen ersten Heimatbesuch in der Studentenzeit. Beiden wird klar, dass die Chance auf eine gemeinsame Zukunft vertan ist. Die Frage Reinhardts: »Wo ist sie [die gemeinsame Jugend] geblieben?«, bleibt offen (I, 325). Reinhardt verlässt in derselben Nacht den Hof. Er wird Elisabeth zwar nie wiedersehen, aber selbst im hohen Alter erscheint Reinhardt die »weiße Wasserlilie« (I, 328), die für Elisabeth steht, immer noch in einer Art Vision.

Zithermädchen

Das rassige »Zithermädchen mit feinen zigeunerhaften Zügen«, dessen »schönen, sündhaften Augen« Reinhardt fast erliegt, singt, spielt und flirtet im Ratskeller, den Reinhardt als Student besucht (I, 305). Jahre später, gerade als Reinhardt dort zu Besuch ist, steht sie bettelnd und mit »verstörten schönen Zügen« im Flur des Immenhofs (I, 325).