Er
Ein junger Mann aus gutem Hause mit »schönen, vornehmen Händen« (I, 331). Ein Jahr nachdem »Sie«, die andere Figur der Novelle, gestorben ist, geht er nachts zu ihrem Grab. Dort erinnert er sich der gemeinsamen Geschichte: »Er lebte in einer Stunde, die nicht mehr war, umfangen von zwei Mädchenarmen« (I, 330). Ein Jahr, zwei Monate und acht Tage zuvor stehen er und sie nachts im Garten und küssen sich. »Er liebte sie nicht, er begehrte sie nur und nahm achtlos das ängstliche Feuer von ihren Lippen« (I, 331). Als die beiden von Vorübergehenden gestört werden, tritt er ein Stück zurück, um nicht mit ihr gesehen zu werden. Anschließend setzt er sich auf eine Bank und zieht sie auf seinen Schoß. Zwar ist sie in »seiner Gewalt«, aber »er schonte ihrer, nicht weil es ihn ihrer erbarmte oder weil er es als Sünde empfunden hätte, sie ohne Liebe sein zu nennen« (I, 332). Eine fremde Macht scheint ihn vielmehr zurückzuhalten; der Erzähler weiß, es ist »der Tod« (I, 332), den das kranke Mädchen schon in sich trägt. Eine Frau bloß als ›Objekt der Begierde‹ zu betrachten, zahlt sich für den jungen Mann nicht aus: Denn »seit ihrem Tod ist seine Begierde [nicht nur] erloschen« (I, 332), sie hat sich sogar in Liebe verwandelt. Freilich zu spät, denn er sieht sich »gezwungen, eine Tote zu lieben« (I, 332).