Anna

Die anmutige blonde Pfarrerstochter mit ihren »schönen, gläubigen Augen« hat eine »reine, heitere Stimme« (III, 134). Sie lebt mit ihren Eltern und einigen Geschwistern in einem bescheidenen Pfarrhaus auf dem Dorf. Rudolphs Mutter, Frau Forstjunkerin von Schlitz, die Annas Mutter von früher her kennt, besucht mit ihrem Sohn die Familie im Interesse, dass sich Rudolph und Anna ineinander verlieben. Die beiden empfinden schnell Zuneigung füreinander. Zudem sprießt in Anna angesichts Rudolphs schwacher Verfassung eine gewisse »Mütterlichkeit« (III, 137), in der Rudolph sich geborgen fühlt.

Ungefähr ein halbes Jahr vergeht, bis Anna Rudolph das Jawort gibt, woraufhin die Eheleute gemeinsam in Rudolphs Forsthaus ziehen. Anna ist ihrem Ehemann treu ergeben. Die Ehe ist geprägt von tiefer gegenseitiger Zuneigung und scheint in der ersten Zeit durch nichts getrübt werden zu können. Rudolph versinkt allerdings zusehends in Trübsal, was Anna sich nicht recht erklären kann. Sie führt es deshalb auf die ihr greifbaren Gründe zurück: die Arbeitsüberlastung Rudolphs durch den Grafen und seine vermeintliche, wiewohl ungerechtfertigte Eifersucht Bernhard gegenüber.

Lange Zeit hat sie mit der Geringschätzung ihrer Schwiegermutter zu kämpfen, der die Einfachheit ihrer Schwiegertochter nicht passt. Dieses Ringen endet erst, als Anna sich, da sie gemeinsam mit der Forstjunkerin den Abschiedsbrief Rudolphs findet, gegen diese durchsetzt. Daraufhin steigt der Forstjunkerin Meinung sichtlich. Da Rudolph seinen Selbstmord nicht vollzogen, ihr in seinem Brief aber alles gebeichtet hat, steht somit dem künftigen Lebensglück Annas am Ende der Erzählung nichts mehr entgegen. Dieses Glück wird durch ein gemeinsames Kind gekrönt.