Schlitz, Fernande von
Frau Forstjunkerin Fernande von Schlitz, Rudolphs Mutter und Nachfahrin eines Kammerjunkers, ist eine ältere Dame von hohem, kräftigem Wuchs, deren Mann recht früh starb. Meist beherrscht ein »Zug rücksichtslosen Willens« ihren »noch immer schönen Mund«, der angesichts ihres Sohnes allerdings einer »weichen Zärtlichkeit« weicht (III, 131). Das verweist auf eine bedingungslose und blinde Mutterliebe, die, wie Rudolph erkennt, »in jedem Augenblick bereit sei, sich feindselig gegen alle Welt« zu richten, sollte ihm Unheil drohen (III, 158). Da der Arzt für Rudolph eine ruhige Ehefrau empfiehlt, löst sie die Ereignisse aus, die zu Rudolphs Hochzeit mit Anna führen. Diese Ehe bleibt für Frau von Schlitz indes auf lange Jahre mit einem Makel behaftet, da sie sich für ihren Sohn ursprünglich eine standesgemäße Hochzeit wünschte. Auch Anna, die ihr nur »so zwischen Wald und Wiesen« hübsch zu sein scheint (III, 146), entspricht nicht dem glanzvollen Bild, das sie sich einst von ihrer Schwiegertochter gemacht haben dürfte. Anna gewinnt erst ihre Achtung, als sie sich, da sie zusammen mit ihrer Schwiegermutter Rudolphs Abschiedsbrief findet, gegen diese durchsetzt und Rudolph allein zu suchen beginnt. Endgültig gelöst wird der Konflikt aber erst, als die Forstjunkerin in Anna nicht mehr nur die Diebin ihres Sohnes sieht, sondern sich dazu durchringt, auch ihre Schwiegertochter gleichermaßen zu lieben.
Außerdem trägt die Fortsjunkerin erheblich zum Konflikt ihres Sohnes bei. Sie überzeugt ihn nämlich wider besseres Wissen davon, dass es kein Unrecht sei, seine psychische Krankheit vor seiner künftigen Frau zu verschweigen. Erst als sie später von seinen Selbstvorwürfen erfährt, rät sie ihm, Anna alles zu beichten – wovon Rudolph nun aber nichts mehr hören will. Und erst als sie seinen Abschiedsbrief liest, ist sie bereit, sich selbst eine Schuld einzugestehen.