Rodde, Frau
Von Herbst 1910 bis Frühjahr 1911 ist Adrian Untermieter in der Wohnung der Senatorswitwe Rodde aus Bremen in der Münchener Rambergstraße, die dort mit ihren beiden erwachsenen Töchtern wohnt (in Parallele zu Familie Mann). Sie ist dunkeläugig, brünett, mit elfenbeinfarbenem Teint – ein südlicher Typ; in München genießt sie das freiere Leben einer Kunststadt. Sie unterhält einen Salon, in dem Künstler und Wissenschaftler verkehren, eine »stubenreine Bohème« (XXIII, 286). 1916 zieht sie sich nach Pfeiffering in die Nähe des Schweigestill-Hofes zurück. Frau Else erklärt Adrian, warum: »Das ist ganz eimfach« (sic). Sie schäme sich ihres Alters – »bei der Frau Senator, da sind's die Haar, i hab's gleich g'merkt [...], die gehen aus über der Stirn [...], und da verzweifelt's (.) und verzichten tut's auf die Welt« (XXXII, 474). Sie muss dann den grausamen Selbstmord ihrer Tochter Clarissa in ihrer Wohnung in Pfeiffering erleben.