Doktor Faustus (1947)

Arzt, Matthäus

Einer der Theologiestudenten in Halle, an deren Wanderungen und Diskussionen Adrian Leverkühn teilnimmt (XIV).

Baworinski

»Erstchargierter« der Studentenverbindung Winfried, der Adrian Leverkühn angehört (XIV, 166).

Breisacher, Dr. Chaim

Ein jüdischer Intellektueller, »so amüsant wie widerwärtig« (XXVIII, 411). Er propagiert in den Münchner Salons vor dem ersten Weltkrieg einen neuen, »hanebüchenen« Konservativismus, für den nur das Atavistische und Archaische Wert hat – alles andere sei »Fortschritt« als Verfall. »Offenbar war ihm nicht wohl, solange noch irgend jemand wusste, was er denken sollte« (408). Er spielt seine Rolle als »Paradoxenreiter« auch im Kridwiß-Kreis nach dem Krieg (XXXIV, 527).

Bullinger

Reicher Papierfabrikant, der in der eleganten Bel-Etage seines Hauses in der Münchner Widenmayerstraße mit Hilfe geschulten Personals ein gastfreies Haus führt (XXXVIII, 595). Hier sind auch Künstler und Intellektuelle öfter eingeladen, darunter Adrian Leverkühn.

Cimabue, Luca

Italienischer Gehilfe von Nikolaus Leverkühn beim Instrumentenbau (VII, 62, VIII, 91).

Deutschlin

Theologiestudent in Halle, mit Adrian Leverkühn in der Verbindung »Winfried«; bei Wanderungen im Thüringer Wald führen die Studenten ideologische Diskussionen im »Schlafstroh«. Sie reden im intellektuellen Jargon der Zeit über »das Creative«, über das Lebensgefühl und die Mission der deutschen Jugend – Jugendbewegung und Lebensphilosophie spielen hinein –, über Volksgeist, die soziale Ordnung und den katastrophalen Kapitalismus. Vor allem Deutschlin betont das anti-zivilisatorisch Elementare der Jugend und den besonderen Weg der Deutschen (XIV).

Dungersheim

Theologiestudent in der Verbindung »Winfried« in Halle (XIV).

Erasmi, Dr.

Ein Arzt mit schwarzem Spitzbart, den Leverkühn in Leipzig wegen seiner Infektion durch die »Hetaera« konsultiert. Beim zweiten Besuch findet er ihn tot im Sarg in seiner Wohnung liegen (XIX, 229)

Vgl. Dr. Zimbalist.

Ferblantier, Isabeau

Tante von Marie Godeau, die mit ihr in Paris lebt und auch in Zürich und München bei ihr ist (XXXIX, 606; XLII, 645).

Fitelberg, Saul

Ein Impresario (Konzertagent), der 1923 bei Adrian Leverkühn auf dem Land erscheint. Er ist »ein wohl vierzigjähriger fetter Mann, glattrasiert«, mit Doppelkinn und »lustigen Mandelaugen voll mittelmeerischen Schmelzes hinter der Hornbrille« (578), lebt in Paris und beeindruckt durch seine Leichtigkeit. Einen »Weltmann« nennt ihn Frau Schweigestill, aber auch einen »spinnerten Uhu« (XXXVII, 578). Er hat es, in eigenen Worten, vom »kleinen Judenjungen aus der polnischen Provinz« (581) zum einflussreichen Konzertagenten gebracht. Dass sein Angebot, Adrian »die Reiche dieser Welt und ihre Herrlichkeit« zu zeigen (579), nicht angenommen wird, versteht sich.

Abbildung aus Hoffmeister/Gernhardt (233) – © Robert Gernhardt.

Gleichen-Rußwurm, Baron von

Der Urenkel Schillers verkehrt im Salon des Ehepaars Schlaginhaufen in München (XXIII, 294). Später macht er durch einen phantasievoll versuchten Versicherungsbetrug von sich reden (XXXIX, 613) und taucht bei Adrians Einladung zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit auf, mit seiner fülligen Gemahlin (XLVII, 715).

Godeau, Marie

Die schöne, junge Frau lernt Adrian Leverkühn Ende 1924 in Zürich im Hause des Ehepaars Reiff in der Mythenstraße kennen. Sie stammt aus Nyon am Genfer See, arbeitet als Theaterzeichnerin in Paris, ist sympathisch, harmonisch und zurückhaltend, mit schwarzen Augen und warmer Stimme wie Adrians Mutter (XXXIX, 607). Godeau reist in Begleitung ihrer Tante Isabeau Ferblantier, mit der sie auch in Paris lebt. 1925 ist sie in München und man trifft sich im Salon Schlaginhaufen (613). Adrian glaubt sie zu lieben und möchte sie heiraten. Ausflüge mit den Freunden ins winterlich Bayrische werden arrangiert, doch es gelingt Adrian nicht, ihr seine Gefühle auch nur anzudeuten (XL). So schickt er seinen Freund Rudi Schwerdtfeger als Vermittler zu ihr – und der wirbt überraschend für sich selbst, nachdem Marie Adrians Werbung verwundert abgelehnt hat (XLI, XLII). Es endet mit dem Bruch der Freundschaft und den tödlichen Schüssen der eifersüchtigen Ines Institoris auf Rudi Schwerdtfeger.

Griepenkerl

Fagottist, der die Noten von Leverkühns Oper »Love's Labour's Lost« sorgfältig abschreibt (XXVII).

Hanne

Stallmagd auf dem Hof Buchel, von der Adrian Leverkühn das Kanonsingen lernt (IV, 46 ff.).

Hetaera Esmeralda

Am Tag seiner Ankunft in Leipzig wird Adrian Leverkühn ahnungslos von einem teuflischen Dienstmann in ein Bordell geführt. Da sieht er erschrocken die »Esmeralden« Jonathan Leverkühns (III, 27). Eine bräunliches Mädchen streichelt ihn, und er flieht (XVI). Der Pfeil hatte Adrian getroffen, schreibt Zeitblom (XIX). Nach etwa einem Jahr, im Mai 1906, sucht der bisher so Reine, jetzt »Getriebene«, diese Esmeralda in Preßburg auf. Sie ist geschlechtskrank und warnt ihn; aber für ihn sind Liebe und Gift nun eins, er verlangt nach einer »dämonischen Empfängnis« (226). Den Namen »Hetaera Esmeralda« verwebt er in der Folge in viele Kompositionen als Klangchiffre h e a e s. ›War das nicht auch eine Art Liebe‹, fragt er den Teufel in Palestrina (XXV, 363).

Holzschuher, Gilgen

Dürerforscher, Professor, nimmt an den Diskussionen bei Sixtus Kridwiß teil (XXXIV, 528).

Hubmeyer

Theologiestudent in Halle, Mitglied der Studentenverbindung »Winfried« (XIV).

Institoris, Dr. Helmut

Kunsthistoriker in München, der für ästhetische Brutalität schwärmt, selber aber nur ein »Männchen« ist (XXIX, 418, 420). Sein Name stammt aus dem ›Hexenhammer‹ (vgl. Bergsten S. 42). Er heiratet Ines Rodde 1915, sie bekommen drei Töchter, aber sie liebt den Geiger Rudi Schwerdtfeger (XXXII). Als dieser sich mit Marie Godeau verlobt, erschießt Ines ihn. Sie kommt in eine Anstalt, und ihr Mann gilt als eine Art Witwer.

Institoris, Ines, geb. Rodde

Die »lebensängstliche« Ines (siehe auch: Ines Rodde) sucht Schutz in einer Ehe mit Helmut Institoris. Noch vor der Verlobung verliebt sie sich in den langjährigen Freund des Hauses, den knabenhaften Geiger Rudi Schwerdtfeger (XXIX). Bald nach der Hochzeit beginnt Ines' Doppelleben mit Rudi (XXXII, 481). Sie bekommt drei Töchter von ihrem Ehemann, adrett gehegte »Schattenpflänzchen«, die sie nicht liebt (XXXII). Nach der Lösung des Verhältnisses durch Schwerdtfeger wird sie, in Gemeinschaft mit Natalia Knöterich und Rosa Zwitscher, morphiumsüchtig (XXXV, 560). Als Schwerdtfegers Verlobung mit Marie Godeau bekannt wird, erschießt Ines ihn nach seinem Abschiedskonzert auf der Heimfahrt in der Straßenbahn (XLII, 650 ff.).

Abbildung aus Hoffmeister/Gernhardt (221) – © Robert Gernhardt.

Jimmerthal

Musikkritiker in Lübeck, der einzige, der Leverkühn nach der Aufführung seiner Oper »Love's Labour's Lost« eine Zukunft voraussagt (XXVII, 383)

Der Name kommt auch in »Tonio Kröger« vor.

Knöterich, Konrad

Der »autochthone« Münchner Konrad Knöterich ist mit seiner Frau Gast im Münchner Salon der Frau Rodde 1913-14. Er »fegt« gern schnaubend das Cello. (XXIII, 289, XXVIII, 402).

Knöterich, Natalia

Sie ist Konrad Knöterichs Frau und wirkt spanisch-exotisch (XXIII, 289). Sie ist morphiumsüchtig und gibt sich der Sucht später, zusammen mit Ines Institoris und Rosa Zwitscher, hin (XXXV, 560).

Kranich, Dr.

Konservator des Münzkabinetts, der im Münchner Salon der Frau Rodde verkehrt, klar und verständig, aber asthmatisch sprechend (XXIII, 289). Er ist auch zugegen, als Schwerdtfeger in der Straßenbahn erschossen wird, und hält seine Hand (XLII, 651). Bei Leverkühns Zusammenbruch erklärt er: »Ich als Numismatiker fühle mich hier gänzlich unzuständig« (XLVII, 728).

Kretzschmar, Wendell

Der junge Mann von Ende 20, untersetzt, rundschädlig, mit braunen, gern lachenden Augen, stammt aus Pennsylvania und tut sich nun als Musiker in der Heimat seiner Vorfahren um. Er ist zu Leverkühns Schülerzeit Organist in Kaisersaschern, gibt dem 14-18jährigen Adrian Klavierunterricht und hält begeisterte Vorträge über Musik, wobei ihn allerdings sein heftiges Stottern behindert (VIII). Er kontrastiert Beethovens Außer-sich-Sein beim Komponieren der Missa Solemnis mit Johann Conrad Beißel, der im 18. Jahrhundert in einer pennsylvanischen Wiedertäufer-Gemeinde rationale Kompositions-Schemata für jedermann lehrte. (Zur musikalischen Gelehrsamkeit vgl. Adorno/Mann).

Kretzschmar wird an das Konservatorium in Leipzig berufen und versucht, seinen Schüler zum Wechsel nach dort zu bewegen (XV, 188). Die Musik brauche ihn als Komponisten, als Neuerer. Adrian folgt ihm tatsächlich und arbeitet viereinhalb Jahre in Leipzig. Unter Anleitung Kretzschmars entstehen Kompositionen, es gibt sogar eine erste Aufführung in Genf, die Ansermet dirigiert (XXI, 261).– Später wirkt Kretzschmar in Lübeck (XXVII). In München, 1924, rühmt Leverkühn noch einmal seinen Lehrer, der alle Musik liebte (XXXVIII, 598 f.).

Kridwiß, Sixtus

Seit 1919 finden in der Münchener Martiusstraße »Herrenabende« bei Sixtus Kridwiß, einem Graphiker, statt (XXXIV, 525 ff.). Kridwiß ist nach dem Modell von Emil Preetorius beschrieben (Thomas Mann hat Preetorius das in einem Brief vom 24.4.1948 erklärt). Der harmlose Rheinhesse findet alles »scho enorm wischtisch« (529). Zu den Teilnehmern gehören der »Paradoxenreiter« Dr. Breisacher, außerdem Helmut Institoris, der Paläozoologe Egon Unruhe, der Literarhistoriker Georg Vogler, der Dürer-Forscher Gilgen Holzschuher und der Dichter Daniel zur Höhe. Alle haben Vorbilder im intellektuellen München der Vor- und Nachkriegszeit (vgl. Bergsten S. 33 ff.). Zu den Leitideen der Herren gehört die Re-Barbarisierung als Gebot der Stunde. Eine Glaubensdiktatur solle in Zukunft herrschen (Oswald Spenglers »Der Untergang des Abendlandes« erschien in diesen Jahren). – Zeitblom, der zeitweise teilnimmt, findet das alles beängstigend, vor allem, dass die Herren selbst es nicht beängstigend finden.

Kumpf, Ehrenfried

Professor für Systematische Theologie in Halle, eine »wuchtige Persönlichkeit« wie aus der Reformationszeit, mit dröhnender Stimme. Er liebt einen altdeutschen, derben und direkten Stil voller altertümlicher Wörter und wirft zu Hause, zwischen eigenem Gesang und Tanz mit seiner Frau, Semmeln nach dem Teufel, dessen Namen er immer umschreibt (XII, 141 ff.).

Leverkühn, Adrian

Er ist der »Doktor Faustus« des Romans, in dem seine ganze Lebensgeschichte von der Kindheit bis zum Tod erzählt wird. Leverkühn ist, wie Hans Castorp, 1885 geboren. Der Erzähler Serenus Zeitblom, der zwei Jahre ältere Freund Adrians, weist immer wieder auf seine Unzulänglichkeit als Biograph des Genies hin. Nur dreimal, in zwei Briefen und in Aufzeichnungen, lesen wir Adrian selbst. Schon in Zeitbloms ersten Sätzen ist von Einsamkeit, Kälte und »unlauterer Steigerung« durch die »unteren Gewalten« die Rede, auch von einem »Kaufvertrag« (I, XV, XVI).

Die Figur Leverkühn vereinigt mehrfache Bezüge in sich: zum Doktor Faust des Volksbuches, zu Nietzsches Leben und Tod, zu Thomas Manns Biographie (München, Palestrina), weiter zu Deutschlands Entwicklung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts und zur Entwicklung der Musik in dieser Zeit.

Im dritten Kapitel wird Adrians Herkunft vom Hof Buchel bei Weißenfels beschrieben; er wächst in einer traditionellen ländlichen Umgebung auf. Er vereinigt in sich väterliches und mütterliches Erbe, wie vor allem seine aus Azurblau und Pechschwarz zu einem Blau-Grau-Grün mit metallischen Einsprengseln gemischte Augenfarbe zeigt (IV, 39). Während seiner Gymnasialzeit wohnt er bei seinem Onkel in Kaisersaschern, einer (erfundenen) spätmittelalterlich geprägten Stadt, mit reizvollem Stadtbild und engen Beziehungen zu altem Wahn und Aberglauben (VI).

Der Onkel Nikolaus Leverkühn ist Instrumentenbauer (VII). Mit etwa 14 Jahren entwickelt der kühle Knabe Adrian zum ersten Mal eine »Leidenschaft«: für die Ordnungsbeziehungen der Tonarten, mit denen er autodidaktisch experimentiert. Gleichzeitig treten die ersten Migräneanfälle bei ihm auf.

Er bekommt Klavierunterricht bei Wendell Kretzschmar, einem jungen Musiker aus Pennsylvania, der in Kaisersaschern als Organist wirkt. Aus den Vorträgen dieses begeisterten Kenners lernt er viel über Musik und Komponisten (VIII). Zu Beethovens dritter Leonoren-Ouvertüre äußert Adrian, diese Musik sei eigentlich Imitatio Dei – warum ist das nicht verboten? (IX, 119).

Adrian weicht aber der Musik noch aus und studiert Theologie in Halle, einer Stadt der Reformation, aber auch der Aufklärung (X). Dort bleibt er zwei Jahre, zusammen mit Zeitblom, der Altphilologie studiert. Er hört Philosophie-Vorlesungen bei Kolonat Nonnenmacher und theologische Systematik bei Professor Kumpf, einer »wuchtigen Persönlichkeit« im altdeutschen Stil (XII, 141). Privatdozent Eberhard Schleppfuß lehrt Theologie als psychologische Dämonologie (XIII). Mit der theologischen Studentenverbindung »Winfried« nimmt Adrian an Wanderungen und an den ideologischen Debatten der Jahrhundertwende teil.

Nach zwei Jahren folgt er dem Ruf seines Lehrers Kretzschmar zur Musik und beginnt 1905 das musiktheoretische Studium in Leipzig, als Privatstudent bei Kretzschmar (XVI). In den ersten Wochen schreibt er einen langen, wörtlich wiedergegebenen Brief an Zeitblom, der parodistisch im »Reformationsdeutsch« Professor Kumpfs abgefasst ist. Er schildert darin, was ihm am ersten Tag in ›Ninive‹ (d.i. Leipzig) widerfahren ist: ein teuflischer Dienstmann führte ihn durch die Stadt und schließlich in ein Bordell. Da rettete er sich ans Klavier und spielte die Freischütz-Ouvertüre. Aber ein bräunliches Mädchen streichelte ihn, und er floh.

Doch der Pfeil hat ihn getroffen (XIX, 223). Nach etwa einem Jahr, im Mai 1906, sucht er diese »Esmeralda« in Preßburg auf. Sie ist geschlechtskrank und warnt ihn; aber für ihn sind Liebe und Gift nun eins, er verlangt nach »dämonischer Empfängnis« (XIX, 226). Den Namen »Hetaera Esmeralda« aus den Naturstudien seines Vaters verwebt er in der Folge in viele Kompositionen als Klangchiffre h e a e s.

Adrian infiziert sich. Vernünftig sucht er zwar in Leipzig einen Arzt auf, dann einen zweiten, doch beide Versuche scheitern durch ungewöhnliche Umstände (XIX). Und nun gibt Adrian es auf. (Quelle auch dafür sind Nietzsches Erfahrungen.)

Serenus Zeitblom kehrt im Herbst 1906 für ein Jahr nach Leipzig zurück und ist nun wieder Zeuge von Adrians weiterer Entwicklung. Ihm fällt der kalte, traurige Blick des Freundes auf (XX, 237). Im übrigen ist der 21jährige Adrian aktiv, er komponiert viel, z.B. Lieder nach Dante, Blake, Brentano. In seiner Musik treffen extremer Ausdruckswille und extreme Ordnung zusammen, Hitze und Kälte. Adrian bleibt viereinhalb Jahre in Leipzig. Es gibt auch einen neuen Freund, den Übersetzer Rüdiger Schildknapp, mit dem er viel lachen kann (XX, 243).

Dann zieht er nach München, als Untermieter von Frau Rodde und Gast in ihrem Salon. Auf einem Ausflug kommt er mit Schildknapp nach Pfeiffering bei Waldshut, wo sie im ehemaligen Klostergut einkehren und in der beredten Frau Schweigestill eine resolute, doch zugleich auf »Verständnis« eingestellte Wirtin vorfinden (XXIII).

Ende Juni 1911 geht Adrian mit Schildknapp nach Palestrina (wie in München auf den Spuren seines Autors; »Palestrina« ist auch der Titel einer Oper von Hans Pfitzner von 1917 über metaphysische Inspiration; vgl. Schwalb). Adrian arbeitet dort – im Winter in Rom – an seiner Oper »Love's Labour's Lost« (XXIV, 321). Die Freunde leben bei der Witwe Manardi, ehelos und enthaltsam wie alle anderen Hausbewohner (XXV). Adrian hat, so Zeitblom, einen Harnisch von Reinheit, immer schon vermied er jede Berührung, ebenso das Du-Sagen, mit zwei Ausnahmen (Serenus Zeitblom und Rudolf Schwerdtfeger).

In Adrians Nachlass hat der Erzähler Aufzeichnungen aus Palestrina gefunden. Adrian gibt darin ein Gespräch mit dem Teufel wieder, das er im großen Saal des Hauses Manardi geführt haben will. Nun seien sie schon seit sechs Jahren unter Vertrag, d.h. seit der »Hetäre« in Leipzig, zu der er ihn schleppte. Adrians Krankheit heiße Metaspirochaetose, sie betreffe das Gehirn (XXV, 340). Er verspricht Adrian Illuminationen, ein extravagantes Dasein – doch unter einer Bedingung: »Du darfst nicht lieben.« (XXV, 363).

Im Herbst 1912 kehrt Adrian nach München zurück und zieht alsbald zu den Schweigestills nach Pfeiffering – für 18 Jahre. »Love's Labour's Lost« wird in Lübeck aufgeführt (XXVII). Danach komponiert Adrian Klopstocks fromme »Frühlingsfeyer« und berichtet dem Freund von Expeditionen in die Meerestiefe, von denen er gelesen, die er aber angeblich mit einem Tiefseeforscher namens Capercailzie (›Auerhahn‹, d.i. Teufel) selbst unternommen hat, das heißt: er stürzte sich in den »Ozean der Welten alle« (Klopstock). Er schreibt dann ein Werk, das er »Die Wunder des Alls« nennt (XXVII, 400).

Im ersten Kriegsjahr komponiert Adrian kuriose Geschichten aus den »Gesta Romanorum« für Puppentheater (XXXI, 458). Dazu gehört auch die Geschichte vom »erwählten« Papst Gregor. 1918/19, am Ende des Krieges, leidet Adrian entsetzlich unter Migräne und muss meistens im Dunkeln liegen. Gelegentlich vergleicht er sich und seine Qual mit den Schmerzen der Kleinen Seejungfrau von Andersen (XXXIII, 499). Im Frühjahr 1919 lässt das Leiden von ihm ab und er beginnt, ein Oratorium, »Apocalipsis cum figuris«, zu schreiben, im Geiste Dantes und Dürers (XXXIV). Das Werk wird 1926 in Frankfurt »unter Klemperer« aufgeführt, wie auch andere Kompositionen Leverkühns in den 20er Jahren öffentlich vorgestellt werden, so die »Gesta« in Donaueschingen. Eine unsichtbare Gönnerin, Frau von Tolna, tut das ihre dazu (XXXVI).

Dem zutraulichen Geiger Rudolf Schwerdtfeger gelingt es, Adrians Liebe zu gewinnen. Adrian begleitet ihn 1924 zu Aufführungen eines für ihn geschriebenen Konzerts nach Wien und in die Schweiz. Rudi hat ihm den Weg zu einem menschlicheren, wärmeren Leben gezeigt, und so verliebt sich der fast 40jährige Adrian in die junge Marie Godeau, die er in Zürich kennenlernt (XXXVII). Sie ist Anfang 1925 in München, man trifft sich bei Einladungen und auf einem Schlitten-Ausflug mit den Freunden (XL). Aus Weltfremdheit, Scheu oder im Vorgriff auf sein Schicksal schickt Adrian Freund Schwerdtfeger als Werber zu ihr, zugleich Motive aus der Shakespeare-Komödie (und Nietzsches Biographie) aufnehmend (XLI). Der Freund erweist sich als untreu: Nachdem Marie die Werbung für Adrian abgelehnt hat, wirbt er erfolgreich für sich selbst (XLII). Adrian sieht ihn nicht wieder.

Nach einem Jahr der Unproduktivität schreibt er ein anspruchsvolles Werk nach dem andern, wie es ihm »sein Geist und Auerhahn« (»Capercailzie«) eingab (XLIII, 664). 1928 erscheint ein himmlischer »Bote« in Gestalt von Nepomuk (»Echo«) Schneidewein, seinem fünfjährigem Neffen, in Pfeiffering, der Adrian ebenso bezaubert wie alle anderen (XLIV). Er hat ein vertrautes Verhältnis zu dem Kind, aber – er darf nicht lieben. Nepomuks furchtbare Krankheit und seinen Tod versteht er als Eingriff des Teufels (XLV).

1929/30 aber wird der Komponist für den »Entzug« an Lebensglück wieder mit einem Schaffensrausch belohnt (XLVI, 699). Das entstehende Werk »Dr. Fausti Weheklag« ist charakterisiert durch strenge Technik (Zwölfton nach Schönberg) und zugleich »Durchbruch« zum Ausdruck, zur Klage (XLVI, 703). Im Mai 1930 lädt Leverkühn alle Münchener Bekannten nach Pfeiffering, um ihnen das Werk vorzustellen (XLVII). In »altdeutscher« Sprache und schleppendem Ton berichtet er, er habe sich schon in seinem 21. Jahr aus Hochmut und um des »Durchbruchs« willen mit dem Teufel verbündet (XLVII, 723 f.). 24 Jahre habe er gearbeitet, dabei auch die kleine Seejungfrau zur Bettgenossin gehabt und leider den Freund Rudolf getötet. Mit Zerknirschung habe er auf Gnade spekuliert. – Als Adrian sich ans Klavier setzt, bricht er zusammen. Die guten Frauen sind um ihn, während die Gäste die Szene verlassen.

In Zeitbloms »Nachschrift« wird dieser Zusammenbruch als paralytischer Schock bezeichnet (731). Danach ist Adrian sich selbst und den anderen entfremdet. Nach einigen Monaten in einer Nervenheilanstalt kehrt er ruhiger zu Frau Schweigestill zurück. Als seine Mutter erwartet wird, versucht er, sich im Weiher zu ertränken, und wird auf der Heimreise aggressiv. Er bleibt dann aber kindlich-friedlich bei der Mutter in Buchel. Als Zeitblom ihn zum 50. Geburtstag im Juni 1935 besucht, erkennt Adrian ihn nicht; er hat ein Ecce-Homo-Gesicht. Bei seinem letzten Besuch, 1939, liegt der Patient ruhig, als »Phantom« seiner selbst, mit grauem Bart und auf der Brust gekreuzten Händen in seinem Zimmer. Seine achtzigjährige Mutter erlebt noch seinen Tod im August 1940.

Leverkühn, Elsbeth

Die Mutter Adrians ist von vitaler »Wohlbeschaffenheit« (IV, 36), südlich dunkel, mit einem Zopf um den Hinterkopf und in ländlich-traditionelle Tracht gekleidet. Besonders angenehm ist ihre warme Sprechstimme, sie singt allerdings nicht. Sie hat eine intuitive Abneigung gegen Wendell Kretzschmar, der Adrian in die Musik einweiht (XV, 187 f.). Adrians Besuch in Buchel zur Hochzeit seiner Schwester Ursel mit Johannes Schneidewein im September 1910 ist sein letzter dort, wie der Erzähler anmerkt (XXII).

Elsbeth Leverkühn, die Adrian seitdem nicht gesehen hat, holt ihn nach dem Ausbruch seiner Geisteskrankheit 1930 nach Hause und pflegt ihn wie ein Kind bis zu seinem Tod 1940.

Leverkühn, Jonathan

Der Vater Adrians, Jonathan, sitzt als Landwirt auf dem jahrhundertealten Hof Buchel bei Weißenfels. Seine Beschreibung entspricht in vielen Zügen dem Melanchthon-Porträt von Dürer mit dem »altdeutschen Kopf« (III, 23). Jonathan hat eine Neigung zu Migräne wie später Adrian. Der Vater liebt es, altdeutsch »die Elementa zu spekulieren«, d.h. er hegt ein leidenschaftliches Interesse für Merkwürdigkeiten, »Exzentrizitäten« der Natur, die er durch physikalische und chemische Experimente studiert. Er möchte die »Schrift« der Natur verstehen; was er treibt, hätte man, heißt es, früher mit Hexerei in Verbindung gebracht. Ein Gegengewicht ist aber für ihn das Bibelstudium.

Seinen Söhnen Georg und Adrian und dessen Freund Serenus zeigt er gern seine Sammlungen, z.B. den Schmetterling Hetaera Esmeralda (»Glasflügler«), dessen Flügel unsichtbar sind, so dass der Farbpunkt darauf wie ein Blütenblatt wirkt (III, 27). Aber am meisten fesseln ihn die Übergänge zwischen belebten und unbelebten Erscheinungen, geradezu mit Rührung führt er dergleichen in Experimenten den Kindern vor. – Er stirbt 1926 mit 75 Jahren, fast gleichzeitig mit seinem Pendant Max Schweigestill (XLIV).

Leverkühn, Nikolaus

Nikolaus Leverkühn, Jonathans Bruder, auch er nach Porträts des 16. Jahrhunderts beschrieben, ist Instrumentenbauer in Kaisersaschern. Er nimmt seinen Neffen Adrian während dessen Gymnasialzeit in sein Haus auf, in dem sich ein großes Magazin fast aller existierenden Musikinstrumente befindet (VII).

Leverkühn, Ursel, verheiratete Schneidewein

Ist die Schwester Adrian Leverkühns. Sie heiratet Johannes Schneidewein im September 1910. Beider Sohn Nepomuk (»Echo«) bezaubert Adrian.

Luder, Frau

Sie verwaltet die Molkerei auf dem Leverkühnschen Hof Buchel – eine haubentragende Witwe, »deren ungewöhnlich würdevoller Gesichtsausdruck zu einem Teil wohl der Verwahrung gegen ihren Namen galt« (IV, 39 f.).

Manardi, Signora

Die Witwe ist die Wirtin von Leverkühn und Schildknapp in Palestrina während der Sommermonate 1911-13. Sie lebt mit ihrer »etwas unklugen« 13jährigen Tochter, die von Geistern redet, und ihren beiden Brüdern in einem großen Haus und ist eine beeindruckende Köchin, die die Gäste zu immer weiteren Genüssen nötigt. Die Signora ist eine dritte Mutterfigur im Roman (XXIV).

Nackedey, Meta

Klavierlehrerin, ein »verhuschtes, ewig errötendes [...] Geschöpf« (XXXI, 455 f.) in den Dreißigern, mit Zwicker und blinzelnden Augen, hat einmal ihre Hemmungen überwunden und den verehrten Komponisten Leverkühn in der Münchener Straßenbahn angesprochen. Von da an pflegt sie die Beziehung durch »Huldigungsbesuche«, vor allem mit Lebensmittel-Geschenken in den Kriegsjahren, in Konkurrenz mit Kunigunde Rosenstiel.

Nonnenmacher, Kolonat

Philosophiedozent in Halle, bei dem Adrian Leverkühn studiert (XII, 139).

Nottebohm

Münchener »Glattmaler«, der die scheinbar intakte Familie Institoris porträtierte (XXXII).

Ölhafen, Helene, verheiratete Zeitblom

Ehefrau von Serenus Zeitblom, die er auch wegen ihres klassischen Vornamens erwählte (XXII). Ihr schlichter Geist reiche für das Verständnis von Leverkühns Biographie nicht ganz aus, bemerkt Zeitblom gelegentlich.

Orlanda, Tanja

Voluminöse Wagnersängerin, die im Salon Schlaginhaufen singt, »eine gewaltige Frau« mit heroischer Stimme (XXVIII, 403 f.).

Reiff, Herr und Frau

Wohlhabendes Ehepaar in Zürich, das Künstler fördert. In ihrem Haus in der Mythenstraße ist Leverkühn 1924 mit Schwerdtfeger zu Gast und lernt Marie Godeau kennen (XXXIX).

Thomas Mann verwendet hier einen realen Personennamen, als Hommage an die Reiffs, die mit Katia Mann und ihren Eltern befreundet waren und den alten Pringsheims nach der Flucht aus Deutschland 1939 zur Seite standen; sie wohnten in der Mythenstraße; vgl. Jens/Jens.

Riedesel, Baron von

Schauspiel-Intendant in München: glatt, leer und völlig antiquiert. Er wurde Intendant, weil er von Adel war und etwas Klavier spielte, heißt es (XXVIII, 402 f.). Er verkehrt im Salon Schlaginhaufen.

Rodde, Clarissa

Die jüngere Tochter der Frau Rodde ist eine hochgewachsene Blondine, stolz und spöttisch, die exzentrische Kleidung und auffällige »Selbstinszenierung« liebt (XXIII, 287; XXXV, 551). Sie umgibt sich mit Todessymbolen und besitzt ein merkwürdiges Giftbehältnis.

Clarissa will Schauspielerin werden, doch ihr Lehrer erklärt, es fehle ihr an ursprünglicher komödiantischer Begabung (XXIX). Trotzdem bekommt sie Nebenrollen an Provinztheatern, dort muss sie sich der Anträge lüsterner Herren erwehren und erliegt schließlich wider Willen einem »pseudo-dämonischen Spitzbart«, Rechtsanwalt aus Pforzheim (XXXV, 552). Die Erpressungen dieses Herrn machen ihre Verlobung mit einem Elsässer Geschäftsmann zunichte, und sie bringt sich in Pfeiffering mit dem Gift um, das sie bewahrt hatte (556 f.).

Rodde, Frau

Von Herbst 1910 bis Frühjahr 1911 ist Adrian Untermieter in der Wohnung der Senatorswitwe Rodde aus Bremen in der Münchener Rambergstraße, die dort mit ihren beiden erwachsenen Töchtern wohnt (in Parallele zu Familie Mann). Sie ist dunkeläugig, brünett, mit elfenbeinfarbenem Teint – ein südlicher Typ; in München genießt sie das freiere Leben einer Kunststadt. Sie unterhält einen Salon, in dem Künstler und Wissenschaftler verkehren, eine »stubenreine Bohème« (XXIII, 286). 1916 zieht sie sich nach Pfeiffering in die Nähe des Schweigestill-Hofes zurück. Frau Else erklärt Adrian, warum: »Das ist ganz eimfach« (sic). Sie schäme sich ihres Alters – »bei der Frau Senator, da sind's die Haar, i hab's gleich g'merkt [...], die gehen aus über der Stirn [...], und da verzweifelt's (.) und verzichten tut's auf die Welt« (XXXII, 474). Sie muss dann den grausamen Selbstmord ihrer Tochter Clarissa in ihrer Wohnung in Pfeiffering erleben.

Rodde, Ines

Die ältere Tochter der Frau Rodde war, ähnlich wie ihre Schwester Clarissa, »zu einer tragischen Tat bestimmt« (XXIII, 287). Ines ist zierlich, mit schwerem Haar, das ihren Kopf belastet, zartem Hälschen und gespitztem Mund, »der Blick ihrer blassen Augen fast von den Lidern verhängt, matt, zart und unvertrauend« (288).

Die »lebensängstliche« Ines sucht Schutz in einer Ehe mit Helmut Institoris, einem Kunsthistoriker, der für ästhetische Brutalität schwärmt, selber aber nur ein »Männchen« ist (XXIX, 420). Noch vor der Verlobung verliebt sie sich in den langjährigen Freund des Hauses, den knabenhaften Geiger Rudolf Schwerdtfeger. Im Frühjahr 1915 findet die Hochzeit mit Institoris statt und bald danach beginnt Ines' Doppelleben mit Rudi (siehe Institoris, Ines).

Rosenstiel, Kunigunde

Verehrerin von Leverkühn und seiner Musik, in Konkurrenz mit Meta Nackedey. Eine »knochige Jüdin« mit den Kennzeichen der Trauer ihres Volkes, Mit-Inhaberin einer Wurstdarm-Fabrik (XXXI, 455 ff.). Ihre Sätze beginnen immer mit »Ach!«. Sie schreibt sehr wohlformulierte Briefe an Adrian, der sich das wie die materiellen Zuwendungen »unaufmerksam« gefallen lässt. Bei Adrians Bericht von seinem Teufelsbündnis 1930 halten beide Freundinnen sich, wie Jeanette Scheurl, schützend an seiner Seite, während die Münchener Salonmenschen entsetzt fliehen (XLVII).

Schappeler

Theologiestudent in der Verbindung »Winfried« (XIV).

Scheurl, Jeanette

Die Schriftstellerin ist eine halbe Aristokratin und halbe Französin, verkehrt in mehreren Münchner Salons und ist ein genaues Abbild von Annette Kolb: eine »vertrauenswürdige Person von eigentümlichem Charme«, etwa zehn Jahre älter als Leverkühn. »Von mondäner Häßlichkeit, mit elegantem Schafsgesicht [...] war sie außerordentlich intelligent« und zugleich ein naives alterndes Mädchen. (XXIII, 294f.). Adrian fühlt sich im Gespräch mit ihr, die viel von Musik versteht, geborgen und bleibt ihr »vertrauensvoll zugetan« (295). Sie lacht »reinen und amüsablen Herzens« über sich selbst (Kolb selbst allerdings nicht über diese Porträtierung!).

1926 fährt sie zur Aufführung von Adrians Werk »Apocalipsis cum figuris« nach Frankfurt und berichtet ihm nachher davon. Sie bleibt treu an seiner Seite in den folgenden schlechten wie in den produktiven Jahren. Einmal sieht der Erzähler sie Hand in Hand sitzen mit Adrian, dem Berührungsscheuen (XLIII, 656). Sie ist auch bei seinem Zusammenbruch 1930 in seiner Nähe und nimmt 1940 an der Beerdigung in seiner Heimat teil.

Schildknapp, Rüdiger

Leverkühn lernt ihn im Leipziger Bohème-Café Central kennen. Ein sehr gutaussehender, humoristischer Schlesier ohne Geld, Übersetzer von Beruf, ein durchaus sympathischer »Blender« und »Krippenreiter«. Der Erzähler charakterisiert ihn als Mann des Möglichen statt des Wirklichen, dessen Lieblingswendung »man sollte« sei (XX, 235, 243 ff.). Er wahrt seine Unabhängigkeit, indem er sich Freunden und Gastgebern gegenüber undankbar und unzuverlässig zeigt. Frauen lieben ihn, aber auch hier bleibt er beim Möglichen. Er hat dieselbe Augenfarbe wie Adrian: grau-blau-grün mit hellen Punkten. So nennt ihn der Erzähler oft den »Gleichäugigen«.

Adrian kann mit ihm lachen. Schildknapp folgt ihm nach München, sie machen Ausflüge in die bayerische Umgebung, 1911-13 sind sie zusammen in Palestrina. Anfang 1925 nimmt er an einem Winterausflug mit Adrian, Marie Godeau und den Freunden teil (XL).

Als Adrian Rudi Schwerdtfeger und Marie Godeau verloren hat, unterhält Schildknapp ihn gern mit komischen Geschichten, z.B. von leidvollen Erfahrungen mit Zahnärzten (XLIII). – Am Ende wohnt er Adrians Begräbnis in Oberweiler 1940 bei, mit andern Freunden und Freundinnen.

Schlaginhaufen, Herr und Frau Dr.

Das Ehepaar Schlaginhaufen empfängt in seinem Münchener Salon in der teuren Brienner Straße. Er ist vermögender Privatgelehrter aus Schwaben, sie eine geborene von Plausig (XXIII, 293 ff.). Bei ihnen begegnen sich Künstler und Aristokraten, z. B. die Wagner-Sängerin Tanja Orlanda, der Schauspiel-Intendant Baron von Riedesel oder Baron von Gleichen-Rußwurm (XXVIII). – Leverkühn und auch Zeitblom sind seit 1913 bzw. 1914 gelegentlich Gäste. Nach dem Krieg verkehren mehr Politiker und weniger Adlige in diesem Kreis.

Schleppfuß, Dr. Eberhard

Privatdozent, lehrt in Halle Theologie als Dämonologie. Er »war eine kaum mittelgroße, leibarme Erscheinung, gehüllt in einen schwarzen Umhang [...]. Dazu trug er eine Art Schlapphut mit seitlich gerollter Krempe« (XIII, 146). Auch er ist, wie Professor Kumpf, heftig mit dem Teufel beschäftigt und erzählt mit Genuss die düstersten Geschichten aus dem »Hexenhammer«. Der Dozent erklärt Magie für eine psychische Realität. Der »Dienstmann«, der Adrian am ersten Tag in Leipzig in ein Bordell schleppt, erinnert ihn an Schleppfuß, und sein Gespräch mit dem Teufel bestätigt das.

Schneidewein, Johannes

Die Schwester Adrians, Ursel Leverkühn, heiratet 1910 in Buchel den aus der Schweiz stammenden Optiker Johannes Schneidewein (XXII). Aus der Ehe gehen zunächst drei Kinder hervor, dann als Nachzügler der kleine Nepomuk (»Echo«).

Schneidewein, Nepomuk

1928 kommt der Fünfjährige zur Erholung nach einer Kinderkrankheit nach Pfeiffering zu Adrian und den Schweigestills. Er nennt sich selbst »Echo« und wirkt wie ein himmlischer Bote auf alle, die ihm begegnen, auch durch seinen altväterischen Schweizer Dialekt. Adrian: »Der ist von weither« (XLIV). Er spricht gern fromme Verse von Himmel und Hölle, Adrian erzählt ihm Märchen und liebt ihn. Aber der Teufel nimmt ihn, nach Adrians Verständnis, durch Hirnhautentzündung und entsetzliches Leiden vor dem Tod (XLV).

Schneidewein, Ursel, geb. Leverkühn

Adrians Schwester, eine geborene Leverkühn, heiratet 1910 in Buchel den aus der Schweiz stammenden Optiker Johannes Schneidewein (XXII). Aus der Ehe gehen zunächst drei Kinder hervor, dann als Nachzügler der kleine Nepomuk (»Echo«).

Schweigestill, Clementine

Tochter von Else und Max Schweigestill in Pfeiffering, eine »braunäugige Maid« in bäuerlich keuscher Tracht. Als es Adrian schlecht geht, liest sie ihm mittelalterliche Visionsgeschichten vor (XXXIV, 517f.).

Schweigestill, Else

Leverkühn und Schildknapp lernen sie kennen, als sie auf einer Fahrrad-Wanderung 1911 in Pfeiffering bei Waldshut auf ihrem Hof Rast machen (XXIII). Der Erzähler hat sie schon im vierten Kapitel vorgestellt, wo er sie als »eine auch schon zu Jahren gekommene, allenfalls etwas überstattliche, aber reinproportionierte, geweckte, energisch zugreifende Frau« beschreibt (IV, 44). Frau Schweigestill zeigt den Wanderern Haus und Hof, ein ehemaliges Klostergut; sie und ihr Mann Max sind »Eltern«, denen Adrians vergleichbar.

Ihrem Namen zum Trotz, erweist Else Schweigestill sich als bayrisch-beredt und erzählt von den schwierigen Gästen, die sie im Lauf der Zeit beherbergt hat: den melancholischen Kunstmaler, die verwirrte Baronin und das Münchner »Fräulein«, das hier ein Kind gebar und bald danach in Davos starb. Ihnen allen ist sie mit »Verständnis« begegnet, denn die »dunklen Seiten« des Lebens seien ihr vertraut (XXIII, 301).

Adrian äußert sich nie über die genaue Entsprechung des Anwesens in Pfeiffering zu dem seiner Eltern in Buchel, die sich auf Weiher, Berg, den Hofhund und auch die Familie bezieht, die einen älteren Sohn Gereon und eine Tochter Clementine hat. Die Stelle des zweiten Sohnes nimmt Adrian ein. 1913 zieht er in das Haus der Schweigestills zu der Frau, die nicht dazu neigt, sich zu wundern; er bleibt für 18 Jahre (XXVI).

Auch Frau Rodde zieht 1916 nach Pfeiffering, in ein schlichtes Häuschen in der Nähe des Hofes (XXXII). Max Schweigestill stirbt Ende 1926 fast gleichzeitig mit Adrians Vater, mit 75 Jahren (XLIII).

Schweigestill, Max

Ehemann von Else Schweigestill.

Schwerdtfeger, Rudolf

Er stammt aus Dresden, ist schon anerkannter Geiger in München, ein gewinnender blonder junger Mann mit stahlblauen Augen (XXIII, 290 ff.), der nicht nur um die Frauen, sondern auch um Leverkühn wirbt und dabei nicht einzuschüchtern ist. In den Münchener Salons und auf Künstlerfesten ist er beliebt. Ines Rodde verliebt sich erst in ihn, den sie lange kennt, als ein anderer Bewerber, Helmut Institoris, aufgetreten ist. Seine unverbindliche Nettigkeit gegen jede(n), seine »Flirtnatur« durchschaut sie durchaus (XXIX, 425 f.). Adrian dazu: »Übrigens ist das kein Spaß für ihn. – Er soll zusehen, dass er heil aus der Sache davonkommt.« (435). Bald nach ihrer Heirat mit Helmut Institoris beginnt sie ein Doppelleben mit Rudi, der sich nicht entziehen kann.

Später, 1919, gesteht er Adrian diese Verwicklungen und klagt über Ines' Eifersucht. Er löst dann das Verhältnis. Seinerseits wirbt er um Adrian und wünscht sich ein Violinkonzert von ihm, als »platonisches Kind« (XXXIII, 510). Adrian schreibt ihm dies Konzert tatsächlich, ein eher konventionelles, technisch raffiniertes Werk, er ist sogar bei Aufführungen 1924 in Wien und in der Schweiz anwesend. Dem kindlichen »Verführer« ist es gelungen, Adrians Einsamkeitspanzer zu durchbrechen, er verbringt mit ihm einige Tage auf einem Gut der Frau von Tolna, danach duzen sie sich. Als Adrian ihm einen (Liebes-) Brief schreibt, entzieht er sich nicht (XXXVIII).

Als Gäste eines Kunstgönners in Zürich – Reiff in der Mythenstraße – lernen beide Ende 1924 Marie Godeau kennen, in die Adrian sich verliebt und die er heiraten möchte (XXXIX). Anfang 1925 ist sie in München, und Adrian schickt Rudi, der ihn ins »Menschliche« eingeübt hat, als Werber zu ihr, er nennt dies ein »Opfer«, das der Freund bringe (XLI, 638). Marie lehnt ab, nimmt aber Rudis Werbung für sich selbst an und verlobt sich mit ihm. Nach seinem Abschiedskonzert wird Schwerdtfeger auf der Heimfahrt mit der Straßenbahn (in der sich auch fast alle Bekannten befinden) von Ines Institoris erschossen (XLII).

Spengler, Baptist

Maler, ein skeptischer Münchener Weltmann, der zusammen mit Leo Zink in den Münchener Salons verkehrt. Er hat Vermögen, ist klug und belesen. Leverkühn unterhält sich gern mit ihm (XXIII, 290). Mit Leo Zink besucht Spengler ihn auch in Pfeiffering (XXVI, 377). Wie Adrian im Teufelsgespräch erfährt, leidet der Maler an derselben Krankheit wie er (XXV, 339). Er ist nicht mehr am Leben, als Adrian ihn 1930 nach Pfeiffering einlädt.

Stoientin, Dr.

Der aus Pommern stammende Direktor des Gymnasiums in Kaisersaschern, der Griechisch, Hebräisch und Mittelhochdeutsch unterrichtet. Bei der Verabschiedung warnt er Adrian freundlich vor Hochmut, der des Teufels sei (X, 125).

Teufel

In Leverkühns Nachlass hat Zeitblom Aufzeichnungen gefunden, die dieser 1911 in Palestrina, dem Ort der Inspiration, gemacht hat (vgl. Bergsten S. 33 und Schwalb). Er gibt darin ein Gespräch mit dem Teufel wieder, das er im großen Saal des Hauses Manardi geführt haben will. Der Erzähler hofft, dass Adrian, migräneleidend, sich das Gespräch eingebildet hat: am Ende tritt Schildknapp in den Saal und alles ist wie sonst (XXV).

Der »Teufel«, der wie ein Strizzi aussieht und große Kälte verströmt, weiß alles von Adrian seit dessen Kindheit. Nun seien sie schon seit 6 Jahre unter Vertrag, d. h. seit er ihn zu der »Hetäre« in Leipzig geschleppt hat. Samiel/»Sammael«, Engel des Giftes sei einer seiner Namen – Adrian spielte dort die ›Freischütz‹-Passage (XXV). Adrians Krankheit heiße Metaspirochaetose (XXV, 340) und: die Hölle sei ihm ja vertraut.

Die Figur verändert sich in einen »bebrillten Musikintelligenzler«, der Musiktheorie referiert (XXV, 351 ff.). Er verspricht Adrian Illuminationen, – doch unter einer Bedingung: er dürfe nicht lieben. »Dein Leben soll kalt sein« (XXV, 363). Inzwischen wandelt der Unheimliche sich in die Schleppfuß-Figur, am Ende wieder in den Strizzi.

Im Roman kommen verschiedene Figuren mit teuflischen Zügen oder Beziehungen zum Teufel vor, z. B. die Theologen Kumpf und Schleppfuß, der Dienstmann in Leipzig; meistens sind sie durch einen zweispitzigen schwarzen Bart gekennzeichnet (wie schon Dr. Leander in »Tristan« und Dr. Krokowski im »Zauberberg«). – Abbildung aus Hoffmeister/Gernhardt (249) – © Robert Gernhardt.

Teutleben, Carl von

Theologiestudent in Halle, Mitglied in der Verbindung »Winfried« (XIV).

Tolna, Frau von

Eine geheimnisvolle Gönnerin, die dafür sorgt, dass Verleger, Konzertveranstalter und Kritiker sich der avantgardistischen Musik Leverkühns aufgeschlossen zeigen. Adrian lernt sie nur brieflich kennen, sie ist eine reiche Aristokratin mit mehreren Palais und Gütern in Ungarn (XXXVI, 567 f.). Unerkannt ist sie bei Konzerten zugegen, ist auch auf seinen Lebensspuren gewandelt, in Buchel und Palestrina. 1924 verbringt Adrian, der Weltscheue, mit Schwerdtfeger einige Tage auf ihrem Luxusbesitz, zu dem ein verwahrlostes Dorf gehört (XXXVI, 574). Sie verehrt Adrian einen kostbaren alten Ring mit beziehungsreichen Symbolen und Apollo-Zitat. Bei Adrians Beerdigung erscheint sie als verschleierte Unbekannte (›Nachschrift‹, 738).

In Tschaikowskis Leben gab es eine ähnliche Dame.

Unruhe, Dr. Egon

Philosophischer Paläozoologe, der einen »sublimierten Darwinismus« vertritt. Der Erzähler Zeitblom misstraut ihm wie dem ganzen Münchner Kridwiß-Kreis, zu dem Unruhe gehört (XXXIV, 527).

Vogler, Georg, Dr.

Professor der Literaturgeschichte, der die deutschen Dichter nach Stämmen und Landschaften ordnet, als »Echtprodukt« ihres »Ursprungswinkels« in Zeitbloms kritischer Sicht (XXXIV, 527).

Das Vorbild war Josef Nadler.

Wahnschaffe, Jutta

Von Durs Grünbein erfundene Figur im »Doktor Faustus« (Frankfurter Allgemeine Zeitung 6. 8. 2005).

Zeitblom, Serenus

Er ist der Erzähler von Adrian Leverkühns Geschichte, die er am 23. Mai 1943 beginnt. Zunächst beschreibt er sich selbst: Dr. Serenus Zeitblom, klassischer Philologe und seit 1914 Gymnasialprofessor im bayrischen Freising. Geboren 1883 in Kaisersaschern nahe Merseburg, im Kontrast zur lutherischen Umgebung katholisch erzogen; sein Vater, Apotheker, hieß Wohlgemut Zeitblom (I, II).

Zeitblom präsentiert sich als ausgeglichene Natur, klassisch gebildet, gesund und human – und damit fremd in der gegenwärtigen Kriegszeit. Er hat drei Kinder mit seiner Frau Helene, geb. Ölhafen, die Söhne dienen der NS-Herrschaft. Sein Stil ist oft betulich-feierlich und damit, wie er weiß, dem Gegenstand unangemessen.

Zeitblom wäre ein biederer, unangefochtener Charakter, wenn nicht seine Liebe und Bewunderung für Adrian Leverkühn ihm ein besorgtes Verständnis für die »unteren Gewalten« eröffnete, die nach seiner Erfahrung zum schöpferischen Leben gehören. Seine daher rührende Angst um den Freund ist ein immerwährendes, sich bald bestätigendes Gefühl.

Der zwei Jahre ältere Serenus teilt über viele Jahre die Schul- und Universitätszeit mit dem Freund, der nur ihn (und später Rudolf Schwerdtfeger) duzt. Er ist in Kaisersaschern, Halle, Leipzig und dann in München an seiner Seite, mit jeweils längeren Unterbrechungen. Im Herbst 1910 »gesteht« Zeitblom dem Freund, dass er heiraten will, Helene Ölhafen, ein braves Mädchen. »›Wundervoll‹, rief er. ›Guter Jüngling, du willst dich ehelich verheiraten. Was für eine rechtschaffene Idee!‹« (XXII, 275). Im Sommer 1912 besucht Serenus mit seiner Frau Adrian und Schildknapp in Palestrina.

Zeitblom ist 1914-15 an der Front, wird dann aber wegen einer Typhusinfektion entlassen. Er denkt viel über Deutschland und die Deutschen nach, auch mit Adrian und den Freunden gibt es darüber Diskussionen – wozu Adrian nur »Gott segne Eure studia!« sagt (XXX, 447). Das Jahr 1919 mit der Kapitulation gibt Zeitblom düstere Betrachtungen ein, in Parallele zu der »jetzt«, 1944, erwarteten viel krasseren Niederlage, die er dem von Rausch und Wahnsinn besessenen Vaterland schon früher wünschte (XXI, 255).

In den 20er Jahren beobachtet Zeitblom eifersüchtig Adrians vertrautes Verhältnis zu dem Geiger Rudi Schwerdtfeger. Gespräche Adrians mit Rudi, auch Rudis mit Marie Godeau gibt er wieder, als sei er dabei gewesen, und er ist tatsächlich dabei, als Ines in der Straßenbahn Schwerdtfeger erschießt (XLI, XLII). Mit Leverkühns letztem Werk »Dr. Fausti Weheklag«, nach Nepomuk Schneideweins schrecklichem Sterben, setzt er den »dämonischen« Untergang Deutschlands in Parallele, das auch vom Teufel geholt wird (XLVI). Er sieht den kranken Adrian noch zweimal, 1935 und 1939, ohne dass der ihn erkennt, und nimmt 1940 an der Beerdigung teil, zusammen mit den guten Freundinnen und Freunden.

Zeitbloms Hoffnung ist, wie er in seiner »Nachschrift« schreibt, dass das bisher verachtete Werk seines »verewigten Freundes« Leverkühn nun, nach der deutschen Kapitulation, Anerkennung finden werde – aber vielleicht werde es zuerst im Ausland erscheinen.

Zimbalist, Dr.

Der zweite Arzt, den Leverkühn in Leipzig nach seiner Infektion durch die »Hetaera« aufsucht, nachdem der erste plötzlich starb. Dr. Zimbalist hat ein Schnurrbärtchen, wie es später zum Attribut Hitlers (»einer welthistorischen Maske«) werden sollte, merkt Zeitblom an (XIX, 230). Der Arzt wird bei Adrians zweitem Besuch gerade von zwei stämmigen Männern abgeholt, warum, bleibt dunkel. Damit enden seine Heilungsversuche.

Zink, Leo

Maler, der zusammen mit Baptist Spengler im Salon von Frau Rodde verkehrt (XXIII, 289). Er stammt aus Bozen und ist ein faunischer Spaßmacher, der immer »Jessas, na!« ruft, wenn er etwas nicht versteht, und Adrian eher feindselig gesonnen ist (XXVI, 377). Seinen Ausruf tut er auch bei Leverkühns letzter Einladung (XLVII, 727).

Zur Höhe, Daniel

Dichter, ein »in geistlich hochgeschlossenes Schwarz« gekleideter hagerer Dreißiger mit Raubvogel-Profil. Seine »Dichterträume galten einer in blutigen Feldzügen dem reinen Geiste unterworfenen« Welt (XXXIV, 528). Er nimmt an den »Herrenabenden« bei Sixtus Kridwiß nach dem ersten Weltkrieg in München teil. 

Thomas Mann hatte das Modell – Ludwig Derleth – schon in der frühen Erzählung »Beim Propheten« als Angehörigen der Georgeschule karikiert; vgl. Bergsten S. 37f..

Zwitscher, Rosa

Hofschauspielerin in München, die mit Ines Institoris, Natalia Knöterich und anderen zu einer Gruppe morphiumsüchtiger Frauen gehört. Ihre gemeinsame Maxime wird von Ines formuliert, die die Meinung vertritt, man müsse sich vom Leiden emanzipieren (XXXV, 560).