Scheurl, Jeanette
Die Schriftstellerin ist eine halbe Aristokratin und halbe Französin, verkehrt in mehreren Münchner Salons und ist ein genaues Abbild von Annette Kolb: eine »vertrauenswürdige Person von eigentümlichem Charme«, etwa zehn Jahre älter als Leverkühn. »Von mondäner Häßlichkeit, mit elegantem Schafsgesicht [...] war sie außerordentlich intelligent« und zugleich ein naives alterndes Mädchen. (XXIII, 294f.). Adrian fühlt sich im Gespräch mit ihr, die viel von Musik versteht, geborgen und bleibt ihr »vertrauensvoll zugetan« (295). Sie lacht »reinen und amüsablen Herzens« über sich selbst (Kolb selbst allerdings nicht über diese Porträtierung!).
1926 fährt sie zur Aufführung von Adrians Werk »Apocalipsis cum figuris« nach Frankfurt und berichtet ihm nachher davon. Sie bleibt treu an seiner Seite in den folgenden schlechten wie in den produktiven Jahren. Einmal sieht der Erzähler sie Hand in Hand sitzen mit Adrian, dem Berührungsscheuen (XLIII, 656). Sie ist auch bei seinem Zusammenbruch 1930 in seiner Nähe und nimmt 1940 an der Beerdigung in seiner Heimat teil.