Überbein, Dr. Raoul
Der redegewandte, noch jugendliche Hilfslehrer unterrichtet Klaus Heinrich drei Jahre lang im Konvikt und behandelt den Prinzen mit freundlicher Selbstverständlichkeit. Klaus Heinrich schließt Freundschaft mit dem unschönen Mann, der zu roten Haaren und Bart eine grünlich-weiße Gesichtsfarbe und wasserblaue Augen hat (›Doktor Überbein‹, 88). Er wuchs in Armut bei Adoptiveltern auf und hat sich »den Wind um die Nase wehen« lassen (ebd. 89), so dass ihn die adeligen jungen Herren nicht beeindrucken.
Im letzten Schuljahr, auf dem Gymnasium, leitet Überbein Klaus Heinrichs häusliche Studien. Er lehrt den Prinzen, dass seine Sache nicht Menschlichkeit, sondern Haltung sei (›Imma‹, 280, 301). Er begleitet den Prinzen auch auf die Universität.
Überbein ist wegen seines dünkelhaften Benehmens nicht beliebt (›Doktor Überbein‹, 125), nur Dr. Sammet ist mit ihm befreundet. Nachdem Klaus Heinrich ihn beschrieben hat, meint Imma Spoelmann, Überbein sei ein unseliger Mensch ohne Rückhalt und werde ein schlechtes Ende nehmen (›Imma‹, 287). Spät erst erzählt Überbein seinem früheren Schüler von einer Liebesgeschichte, die mit Entsagung endete: er habe der »Bummelei des Glücks« endgültig Valet gesagt. »Das war das Geheimnis [...] von Überbeins Ungemütlichkeit, Überheblichkeit und Streberei« (ebd. 304). Er lebe in Feindschaft mit dem Glück, sagt Klaus Heinrich (›Die Erfüllung‹, 334).
Zugleich mit Immas und Klaus Heinrichs offizieller Verlobung wird bekannt, dass Überbein sich »entleibt« hat, weil er eine Zurücksetzung im Kollegium des Gymnasiums nicht ertragen hatte. »Da hatte man es!«, meinen die Leute, »da lag er denn nun«, der nicht auf Menschlichkeit, sondern nur auf Leistung gesetzt hatte (ebd. 386). Nur sein Freund Dr. Sammet trauert um ihn – und Klaus Heinrich ehrt ihn.