Buddenbrooks (1901)

Anna

Sie ist Thomas Buddenbrooks Geliebte, eine zarte, malaiisch wirkende Blumenverkäuferin (III, 15.). Er trennt sich schwer von ihr, als er 1845 nach Amsterdam geht, hat aber keine Illusionen über ihre und seine Zukunft. Viel später lässt er sein neues Haus in der Unteren Fischergrube bauen, gegenüber dem Blumenladen. (VII, 5.). Anna hat inzwischen den Inhaber, Iwersen, geheiratet und hat mehrere Kinder. Iwersens besorgen den Blumenschmuck für das Richtfest, und dabei blickt Thomas Anna einmal »fest und freundlich« in die Augen (VII, 5., 468). Das bleibt die einzige Kommunikation zwischen ihnen, bis sie 13 Jahre später Blumen für seine Trauerfeier bringt und ihn im Sarg sehen darf (X, 9.).

Anton

wird von Elisabeth Buddenbrook, der »Konsulin«, in den 1830er Jahren als Diener eingestellt (II, 5., 84 ff.). Daneben gibt es drei weibliche Dienstboten (III, 14., 179). Später übernimmt ihn Thomas Buddenbrook und entlässt ihn Ende der 60er Jahre aus Sparsamkeit (VIII, 4.).

Arnoldsen, Gerda

Später Gerda Buddenbrook. Mitschülerin von Tony Buddenbrook im Mädchenpensionat von Sesemi Weichbrodt. Ihr Vater, ein Millionär, lebt in Amsterdam und spielt, ebenso wie sie, ausgezeichnet Geige. Gerda ist eine fesselnde, etwas »morbide« Schönheit, hochmütig, mit schwerem dunkelrotem Haar, weißem Gesicht und eng beieinander liegenden braunen Augen, die bläulich verschattet sind (II, 7., 97, VI, 6., 376). Sie möchte, anders als ihre Pensionsfreundinnen, eigentlich nicht heiraten, verlobt sich aber 1856, mit 27 Jahren, mit dem dreißigjährigen Thomas Buddenbrook.

Ballerstedt

Oberlehrer in der Klasse von Hanno Buddenbrook, ein vermögender Junggeselle in den Vierzigern, mit Christian Buddenbrook bekannt. Der Lebemann mit »sympathischem Embonpoint« unterrichtet Religion, Thema der Stunde ist das Buch Hiob (XI, 2., 785).

Benthien

Tuchhändler, dem während der verspäteten Revolution im Oktober 1848 die Schaufensterscheibe eingeworfen wurde. Mitglied der Bürgerschaft (IV, 3., 195).

Berkemeyer

Schlachtergeselle, der Herrn Benthiens Fensterscheibe einwarf, was Makler Gosch begeistert: »Er war wie ein Panther!« (IV, 3.,199).

Brecht

Zahnarzt, dessen eigene Angst die Schmerzen seiner Patienten verschlimmert. Hanno Buddenbrook hat als Kind furchtbar bei ihm zu leiden, und sein Vater Thomas stirbt nach einer missglückten Zahnextraktion (VIII, 7., S. 563 ff.).

Breslauer, Dr.

Schneidiger Rechtsanwalt aus Berlin, der Hugo Weinschenk in seinem Prozess verteidigt, aber seinem Mandanten wenig nützt (VIII, 8., 579).

Brown, Miss

Englischlehrerin im Mädchenpensionat von Sesemi Weichbrodt, hager, mit säuerlichem Lächeln (II, 7., 94).

Buddenbrook, Antoinette

Zweite Frau des Seniorchefs der Firma Buddenbrook, Johann Buddenbrook senior, und eine geborene Duchamps. Sie ist die Mutter von Johann (Jean) Buddenbrook junior. Sie stammt aus Hamburg, wird als korpulent beschrieben, ihrer halbromanischen Herkunft verdankt sie dunkle Augen (I, 1.,10). Sie stirbt 1841, ein Jahr vor ihrem Mann.

Buddenbrook, Christian

Sohn von Elisabeth und Johann (Jean) Buddenbrook junior, Bruder von Thomas, Tony (Antonie) und Klara (Clara) Buddenbrook. In den ersten Kapiteln ist Christian, des Konsuls 1828 geborener zweiter Sohn, sieben Jahre alt und kann schon überzeugend seine Lehrer nachahmen (I, 2.). Er sieht dem Vater »lächerlich ähnlich«, mit kleinen runden tiefliegenden Augen und einer vorspringenden Nase (18).

Zuhause fällt Christian durch Angstphantasien beim Essen auf, aber in der ganzen Stadt fällt er auf, als er mit 14 Jahren einer jungen Schauspielerin, Fräulein Meyer-de la Grange, im Stadttheater ergriffen einen Blumenstrauß überreicht. Sie ist die Mätresse des »Suitiers« Peter Döhlmann, und der Konsul sieht seinen Sohn mit Entsetzen auf dessen Pfaden wandeln (II, 6.). Später geht Christian nach England in die kaufmännische Lehre, nach vier Jahren reist er weiter nach Valparaiso.

1856, nach acht Jahren, kehrt er zurück (V, 2.). Er ist hager, bleich, mit großer Nase, rötlichem Schnurrbart und spärlichem Haupthaar. Ständig bringt er sich mit theatralischen Geschichten zur Geltung, besonders gern beschreibt er seine körperlichen »Qualen«.

In der Firma, die sein Bruder Thomas nun führt, übernimmt er die englische Korrespondenz, doch bald verliert er die Lust daran und ist meistens abwesend. Zuhause ist er in seinem Club, wo »Krischan« die alten Freunde – Andreas Gieseke, Peter Döhlmann – effektvoll unterhält. Dass sein Bruder in der Stadt zur lächerlichen Figur geworden ist, kränkt Thomas so, dass sein Unverständnis sich in Verachtung verwandelt (VI, 2.). 1857 geht Christian in eine Hamburger Firma, doch der Sozius Burmester stirbt bald, und Christian ist allein überfordert (VI, 3.).

Er hat sich mit Aline Puvogel liiert, die zwei Kinder und auch noch andere Liebhaber hat. Schließlich zahlt seine Mutter seine Schulden, und er geht wieder nach London, wird dort aber ernstlich krank und kehrt mit Gelenkrheuma heim (VIII, 1.). Wieder im Elternhaus produziert er sich abwechselnd albern und elend; Gerda Buddenbrook versteht sich ganz gut mit ihm, er sei kein Bürger – noch weniger als Thomas (VIII, 2.).

Nach dem Tod ihrer Mutter kommt es zwischen Thomas und Christian zu einem furchtbaren Streit, weil Christian nun Aline Puvogel heiraten will. Alines drittes Kind, »die kleine Gisela«, sei von ihm. Für Thomas bedeutet das einen unverzeihlichen Angriff auf die Familienehre, er droht mit harten Konsequenzen (IX, 2., 639 ff.). Christian verzichtet dann auf die Heirat. Im September 1874 begleitet er Thomas ungebeten nach Travemünde; seine Gewohnheit, andere über seine Leiden und Zwangsvorstellungen zu informieren, ist noch schamloser geworden (X, 6.). Aber es ist Thomas, der bald darauf stirbt. 1876 zieht Christian nach Hamburg und heiratet Aline Puvogel, die ihn aber bald wegen seiner Wahnideen in eine Anstalt schickt und nun wieder frei – und eine Buddenbrook – ist (XI, 1.). So ist es auch geblieben, als Christian zum letzten Mal erwähnt wird (XI, 4., 835).

Buddenbrook, Elisabeth (Bethsy)

Ehefrau von Johann (Jean) Buddenbrook (junior), eine geborene Kröger, Mutter von Thomas, Tony (Antonie), Christian und Klara (Clara) Buddenbrook. Elisabeth hat blaue Augen, rötliches Haar und einen weißen Teint. Sie strahlt Sicherheit und Sanftheit aus (I, 1., 11). Sie ist immer elegant gekleidet und konventionsbewusst, ihre Familie (Kröger) ist reicher als die Buddenbrooks. Die Ehe wurde nicht aus Liebe geschlossen, hat sich aber bewährt (III, 4.). Deshalb schützt sie ihre Tochter Tony auch nicht gegen den familiären Zwang, Bendix Grünlich zu heiraten (IV, 4., 124), und fördert ebenso widerspruchslos die Bewerbung von Alois Permaneder um Tony.

Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Jean 1855 baut sie dessen christliche Übungen noch aus, sie hält eine Sonntagsschule für kleine Mädchen, Morgen- und Abendandachten und »Jerusalemsabende« mit Damen verschiedener Gesellschaftskreise. Man singt erbauliche Lieder wie »Ich bin ein rechtes Rabenaas« (V, 5., 304), und das Haus füllt sich mit geistlichen Schmarotzern. Auch Pastor Tiburtius aus Riga ist zu Gast, der sich dann mit Klara verlobt und verheiratet (VI, 6.).

Bethsy Buddenbrook übt immer noch sanfte Autorität aus, indem sie die so wichtigen »Dehors« wahrt. 1862 stirbt Klara, die Mutter erfüllt ihren letzten Wunsch und überlässt Pastor Tiburtius Klaras Erbe; damit erregt sie den Zorn des Firmen-Inhabers Thomas (VII, 7.).

Elisabeth richtet alljährlich das großartige Weihnachtsfest in der Mengstraße aus, zu dem die ganze Familie am Heiligabend kommt. Beschrieben wird das Fest von 1869, bei dem Enkel Hanno von ihr das ersehnte Puppentheater bekommt. Die Konsulin ist nun über 60 Jahre alt (VIII, 8.). Im Herbst 1871 erliegt sie trotz heftiger Gegenwehr einer Lungenentzündung (IX, 1.). Nach ihrer Beerdigung erwirbt der Konkurrent Hermann Hagenström das Haus in der Mengstraße (IX, 4.).

Buddenbrook, Friederike

Die älteste der drei Töchter von Gotthold Buddenbrook, Schwester von Henriette und Pfiffi, lang und dürr. Die drei Schwestern müssen mangels Mitgift ledig bleiben. Sie nehmen donnerstags an den »Kindertagen« der Buddenbrooks in der Mengstraße teil, zu denen sich die ganze Familie trifft. Dabei sind sie ausgesprochen missgünstig gegenüber den reichen Verwandten und finden immer Anlässe für süffisante Kommentare (IV, 10., 261). 

Die Schwestern des »Kleinen Herrn Friedemann« haben Namen und Beschreibung mit Gottholds Töchtern gemeinsam.

Buddenbrook, Gerda

Ehefrau von Thomas, eine geborene Arnoldsen, und Mutter von Hanno Buddenbrook. Gerda und Thomas heiraten 1857 (V, 9.). In der Stadt wird viel über Thomas' ungewöhnliche Braut geredet, aber auch er gilt als »anders«: elegant, fein, etwas prätentiös (301). Thomas äußert zu seiner Schwester, Gerda sei »ein eigenartiges, rätselhaftes, entzückendes Geschöpf« – vielleicht etwas kalt, nur nicht beim Geigenspiel (333). Aus Rücksicht auf die Firma muss sie sich manchen städtischen Gepflogenheiten beugen. 1861 wird der Sohn und Erbe Hanno geboren (VII, 1.). Gerda lebt ganz ihrer Musik und nimmt an den Sorgen der Familie kaum teil. Von ihrer Beziehung zu Hanno, der von Ida Jungmann betreut wird, erfahren wir nichts – bis sich Hanno die Musik erschließt. Er bekommt Unterricht bei Herrn Pfühl, der ihn ernst nimmt und zu kreativem Musikverständnis anregt. Gerdas Ehe ist auf Verständnis, Rücksicht und Schweigen gegründet, heißt es. So schweigt Thomas auch, als Gerda immer mehr Stunden mit dem jungen Leutnant von Throta und der Musik von Wagner verbringt (X, 5., 714).

Nach Thomas' Tod 1876 zieht Gerda mit Hanno und der neuen Haushälterin Clementine in eine kleine Villa vor dem Burgtor (XI, 1.). Als auch Hanno 1877 gestorben ist, kehrt Gerda nach Amsterdam zurück.

Buddenbrook, Gotthold

Sohn von Johann Buddenbrook (senior) aus erster Ehe, den der Vater ablehnt, weil seine Geburt die geliebte Frau das Leben gekostet hat. 1835 fordert Gotthold, trotz einer früheren Abfindung, Geld vom Vater. Aber er ist eine »Mesalliance« mit einer Mamsell Stüwing eingegangen und betreibt ein Ladengeschäft, das schädigt das Ansehen der Familienfirma.

Nach dem Tod des Vaters zeigt sich Gottholds Halbbruder Johann (Jean) Buddenbrook, der Erbe, versöhnlich (II, 4. 79). Nach Jeans Tod überlässt dessen Sohn Thomas Buddenbrook dem Onkel Gotthold den niederländischen Konsultitel (V, 1., 278). Gotthold stirbt 60 jährig (V, 4., 300 ff.), seine Witwe, die ehemalige Mamsell Stüwing, auch »die Konsulin« genannt, wird »steinalt« (XI, 1., 765). Seine drei Töchter Friederike, Henriette und Pfiffi müssen mangels Mitgift ledig bleiben.

Buddenbrook, Hanno (Johann)

Sohn von Thomas und Gerda Buddenbrook. Der letzte Erbe des Hauses Buddenbrook wird zu Beginn des Jahres 1861 geboren (VII, 1.). Er überlebt die Geburt mit Mühe und ist im ersten Jahr oft ernstlich krank (VII, 5.). Seine Augen sind goldbraun, eine Mischung aus den blauen väterlichen und den braunen von Gerda.

1868 geht »der kleine Johann«, in der Familie Hanno genannt, zur Schule, ungern. Er ist ein zartes Kind mit hellbraunen Locken, das viel weint. Nachts leidet er unter »pavor nocturnus«, Panikanfällen im Schlaf (VIII, 3., 508). Ida Jungmann betreut ihn ostpreußisch beruhigend, seit er ein Jahr alt ist.

Mit sieben Jahren entdeckt er durch seine Mutter die Musik, die er mit Hilfe des Organisten Pfühl rasch versteht (VIII, 7., 552). Hannos Hingabe an die Musik wird mit einer seltenen emotionalen Teilnahme erzählt, im Kontrast zur sonst distanzierten Erzählhaltung des Romans. Thomas steht dieser Entwicklung nicht positiv gegenüber, er gibt sich als fordernder Vater und schüchtert den Sohn ein, der dann ganz verstummt (VIII, 5., 533f., 561f.). Mit Entsetzen sieht der Vater, dass Hanno einen Strich unter seinen Namen in der Familienchronik gezogen hat: »Ich glaubte... es käme nichts mehr...« (VIII, 7., 576).

Hanno hat schrecklich unter Zahnbehandlungen bei Herrn Brecht zu leiden, die ihn krank machen (VIII, 7., 563f). Gänzlich negativ sind auch seine Erfahrungen in der ehrwürdigen »Alten Schule«, die in freundlicheren Zeiten Thomas und Christian besuchten. In den unteren Klassen unterrichten unzulängliche, auch ekelerregende alte Lehrer (Tietge, VIII, 7., 566f.).

Doch es gibt einen Trost für ihn: sein Mitschüler Kai Graf Mölln schließt sich ihm an, die beiden werden enge Freunde. Große Freude bereitet Hanno das Puppentheater, sein Weihnachtsgeschenk 1869, nachdem er zum ersten Mal im Theater war – »Fidelio« (VIII, 8.). Auch ein Harmonium hat er bekommen, und in den folgenden Jahren spielt er seinem Freund oft darauf vor (X, 2.). Das sind ihre Vergnügungen, beide lehnen sportliche Übungen ab.

Hanno unterscheidet sich durch sein zartes, brünettes Aussehen und seine Kränklichkeit von den starken, blonden Mitschülern. Aber er soll natürlich Kaufmann werden. Eine wochenlange Wonne sind für ihn die Sommerferien in Travemünde an der Ostsee mit der Mutter und Ida Jungmann (VIII, 3.).

Beim Tod seines Vaters beobachtet der nun 15jährige Hanno mit allen Sinnen, was vorgeht, wie schon bei der Großmutter (X, 8.). Zu seinem Vormund hat Thomas Stephan Kistenmaker bestellt, der ihn immer wieder fragt, was er denn werden wolle (XI, 2.). Hanno lebt jetzt mit seiner Mutter und einer Haushälterin in einer kleinen Villa.

Die Schultage sind von Angst bestimmt, besonders wenn er, wie es einmal detailliert geschildert wird, sich – wegen »Lohengrin« am Abend – nicht vorbereitet hat und es am Wintermorgen des Jahres 1877 in seinem spartanisch eiskalten Zimmer auch nicht mehr schafft (X, 2.). Freund Kai versteht ihn, sein eigenes Außenseitertum ist aggressiver, aber auch Hanno wird von den Mitschülern nicht angegriffen, »aus unbestimmter Furcht vor [...] seinem trüben, scheuen und kalten Blick« (XI, 2., 794). Kai meint, in der Schule sei alles verzerrt; Hanno: Und danach? Er könne nichts »werden«. »Ich möchte sterben« (XI, 3., 819). Alles ermüde ihn, sein Körper habe keine Heilkraft. Kai tröstet ihn: »Sei nicht verzweifelt«.

Es folgt eine medizinische Beschreibung der Symptome von Typhus. Hanno ist im Frühjahr erkrankt und stirbt, weil er die Stimme des Lebens, die zu ihm dringt, nicht hört ( XI, 3., 832).

Buddenbrook, Henriette

Die mittlere der drei Töchter von Gotthold Buddenbrook, Schwester von Friederike und Pfiffi, lang und dürr. Die drei Schwestern müssen mangels Mitgift ledig bleiben. Sie nehmen donnerstags an den »Kindertagen« der Buddenbrooks in der Mengstraße teil, zu denen sich die ganze Familie trifft. Dabei sind sie ausgesprochen missgünstig gegenüber den reichen Verwandten und finden immer Anlässe für süffisante Kommentare (IV, 10., 261). 

Die Schwestern des »Kleinen Herrn Friedemann« haben Namen und Beschreibung mit Gottholds Töchtern gemeinsam.

Buddenbrook, Johann jun. (Jean, Konsul Buddenbrook)

Sohn von Johann Buddenbrook (senior) aus zweiter Ehe, Gatte von Elisabeth (Bethsy) Buddenbrook (geb. Kröger) und Vater von Thomas, Tony (Antonie), Christian und Klara (Clara) Buddenbrook. Der Erzähler nennt ihn meist »Konsul Buddenbrook«.

Jean hat die tiefliegenden blauen, aufmerksamen Augen seines Vaters und trägt nach der neueren Mode steife »Vatermörder«-Kragen (I, 1., 11). Als seine Frau Elisabeth im April 1838 das vierte Kind, Clara (Klara), zur Welt bringt, füllt er die Familienchronik mit frommen Ergießungen (II, 1., 57). Aber er verbindet seine Frömmigkeit mit geschäftlichem Geschick und sehr bedachtem Umgang mit Geld.

»Die Firma« stellt für ihn eine hohe Verpflichtung dar, hinter der alles andere zurücktreten muss, sie ist ein geradezu »vergötterter Begriff« (II, 5., 82). So heiratete das Paar auch nicht aus Liebe, sondern wegen der Firmen- und Geldverbindung Buddenbrook-Kröger, doch sie führen eine gute Ehe in gemeinsamer Verantwortung.

Im Oktober 1848 tritt der Konsul beherzt vor die Menge der »revolutionären« Arbeiter und Dienstleute und macht ihnen in breitem Platt klar, dass ihre politischen Forderungen (»Republike!«) im Stadtstaat keinen Sinn haben (IV, 3., 208f.). Drei Jahre zuvor hatte Jean mit seiner Frau die 18jährige Tochter Tony dazu gebracht, den ihr unangenehmen Bendix Grünlich aus Hamburg zu heiraten, scheinbar eine gute Partie, tatsächlich ein vor dem Bankrott stehender Mitgiftjäger. Das wird im Januar 1850 offensichtlich, der Konsul bereut und nimmt Tony mit nach Hause (IV, 7., 237). Inzwischen ist er sichtlich gealtert. Ein 100.000-Mark-Erbe von der Familie seiner Frau gleicht den finanziellen Verlust allerdings aus. Doch Jeans Gesundheit hat gelitten und er wird immer frömmer, abends werden Bibellesungen im Hause abgehalten, immer wieder kommen auswärtige Geistliche als Gäste. An einem Gewitternachmittag im September 1855 trifft Jean Buddenbrook plötzlich der Schlag (IV, 11., 272).

Buddenbrook, Johann sen.

Seniorchef der Firma Buddenbrook und Vater von Gotthold und Johann (Jean) Buddenbrook junior. Der alte Buddenbrook, zu Beginn des Romans (1835) siebzig Jahre alt, ist ein Mann des 18. Jahrhunderts und der französischen Aufklärung, wohlgenährt, mit weiß gepudertem Haar und rundem, wohlmeinendem Gesicht. Er spielt gern Flöte (I, 1., 10).

Seiner ersten Ehe entstammt der ungeliebte Sohn Gotthold, bei dessen Geburt Johanns erste Frau starb. Seiner zweiten Ehe mit Antoinette, geb. Duchamps, entstammt der Firmenerbe, Johann (Jean) Buddenbrook. – Die Firma, die in der ungenannten Stadt (Lübeck) mit Getreide handelt, wurde vom Großvater gegründet, schon die Vorfahren waren in Parchim und Rostock zu Geld gekommen. In den Rückgebäuden des Hauses wird die Ware auch gelagert, das meiste aber in den großen Speichern am Hafen; auch eine Reederei gehört zur Firma.

Der Wahlspruch des Firmengründers lautete: »Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bey Nacht ruhig schlafen können« (IV, 1., 190). 1841, nach dem Tod seiner Frau Antoinette, übergibt Johann das Geschäft an den Sohn Johann (Jean), dem er »Courage« wünscht (II, 4., 87). Im nächsten Frühjahr stirbt auch er.

Buddenbrook, Klara (Clara)

Das jüngste Kind von Elisabeth und Johann (Jean) Buddenbrook, Schwester von Thomas, Tony (Antonie) und Christian Buddenbrook, Ehefrau von Pastor Tiburtius. Klara wird 1838 geboren. Mit zehn Jahren ist sie dunkelblond »mit ziemlich strengen Augen« (IV, 1., 193). Sie bleibt streng und sehr religiös, als junges Mädchen leitet sie die Bibelabende im väterlichen Hause (IV, 11.).

Nach des Vaters Tod 1855 wird Onkel Justus Kröger ihr Vormund. Klara ist zu einer schlanken, herben Schönheit herangewachsen, im Hause hat sie einen herrischen, befehlshaberischen Ton. Pastor Tiburtius aus Riga, einer der geistlichen Hausgäste der Mutter, sagt: »Erbarmen Sie sich, Frau Konsulin! Welch einen Schatz und Gottessegen besitzen Sie an Ihrer Tochter Klara. Das ist wohl ein herrliches Kind!« (V, 6., 311). Die beiden heiraten und Klara zieht mit ihm nach Riga; sie kommen 1861 zu Hannos Taufe, aber Klara ist kränklich und stirbt 1862 an Tuberkulose (VII, 7.). Die Konsulin erfüllt ihren letzten Wunsch und überlässt Tiburtius Klaras Erbe von 127.500 Mark

Buddenbrook, Klothilde (Klothhilde)

Sie ist die Tochter eines armen Verwandten, Bernhardt Buddenbrook, der ein kleines Gut namens »Ungnade« in Mecklenburg bewirtschaftet. Klothilde lebt seit ihrer Kindheit im Hause Buddenbrook und zeichnet sich durch Magerkeit ebenso wie durch grenzenlose Esslust aus (I, 1., 5.). Sie stimmt in gedehntem Ton immer allem zu, was an sie herangetragen wird, denn sie ist recht dumm (IV, 10.). 1848 ist sie mit 21 schon die fertige »alte Jungfer«, da sie weder hübsch ist noch Geld hat. »Vielleicht war es ihr Bedürfnis, schnell alt zu werden [...]« (IV, 2.). Mit Demut sieht sie einer Zukunft als Rentnerin irgendeiner wohltätigen Einrichtung entgegen. 1857 zieht sie dann in eine Pension, zu Madame Krauseminz, und Weihnachten 1869 ist sie glücklich, weil sie ins Johanniskloster, ein Stift für verarmte Damen, aufgenommen wurde, wo sie später auch wohnen darf (VIII, 8., 595).

Buddenbrook, Pfiffi

Jüngste Tochter von Gotthold Buddenbrook, Schwester von Friederike und Henriette. Sie ist klein und dick und hat »eine drollige Art, sich bei jedem Worte zu schütteln und Feuchtigkeit in den Mund zu bekommen« (IV, 10., 261). Die drei Schwestern müssen mangels Mitgift ledig bleiben. Sie nehmen donnerstags an den »Kindertagen« der Buddenbrooks in der Mengstraße teil, zu denen sich die ganze Familie trifft. Dabei sind sie ausgesprochen missgünstig gegenüber den reichen Verwandten und finden immer Anlässe für süffisante Kommentare (IV, 10., 261). Beim Familientreffen nach Hannos Tod 1877 ist Pfiffi 53 Jahre alt (XI, 4., 834).

Die Schwestern des »Kleinen Herrn Friedemann« haben Namen und Beschreibung mit Gottholds Töchtern gemeinsam.

Buddenbrook, Thomas

Der älteste Sohn von Elisabeth und Johann (Jean) Buddenbrook junior, Bruder von Tony (Antonie), Christian und Klara (Clara) Buddenbrook, Ehemann von Gerda Buddenbrook (geb. Arnoldsen) und Vater von Hanno Buddenbrook. Thomas, 1826 geboren, tritt mit sechzehn als Lehrling ins väterliche Geschäft ein (II, 5., 81f). Er hat zwar breite Schultern, aber empfindsame Schläfen und Hände und ähnelt im übrigen seinem Großvater. Bald gewöhnt er sich an, sehr viele russische Zigaretten zu rauchen, und dabei bleibt er bis an sein Lebensende (III, 5., 126f.; IV, 10., 257).

Klasse und Geld trennen ihn von seiner Geliebten Anna, einer zarten, malaiisch wirkenden Blumenverkäuferin; er wird eines Tages eine »Partie« machen, geht aber zunächst in eine Firma nach Amsterdam (III, 15., 182 ff.). Dort erkrankt er schwer an einer Lungenblutung (IV, 7.). Sobald er genesen ist, tritt er ins väterliche Geschäft ein. Nach dem Tod des Vaters 1855 wird er Inhaber. Die Firma steht jetzt sehr gut da, das Kapital beträgt 750.000 Mark. Thomas setzt sich eine Million zum Ziel (V, 1., 280).

Nach seinem Onkel Gotthold übernimmt Thomas das Amt des niederländischen Konsuls. Er ist ein ernster, verantwortungsbewusster, noch junger Mann, der aber auch einen gewissen geschäftlichen Wagemut zeigt. Das »retardierende Moment« stellt Teilhaber Marcus dar (V, 3., 292).

Contenance ist ihm wichtig, er hasst Gefühlsäußerungen. Doch 1856 schreibt er enthusiastisch an seine Mutter aus Amsterdam, er liebe Gerda Arnoldsen und habe sich mit ihr verlobt (V, 7.) Nach der Hochzeit im Frühjahr 1857 zieht das Paar in die Breite Straße. 1861 wird der Sohn und Erbe Johann (Hanno) geboren.

Als Senator James Möllendorpf gestorben ist, wird Thomas, nach spannender Wahl zwischen ihm und Hermann Hagenström, in den Senat gewählt, weil er für Tradition steht (VII, 3., 4.).

Der Erzähler, der sich hier zum ersten Mal direkt und in der ersten Person über eine Person äußert (beginnend mit »Unsere Wünsche und Unternehmungen«.), beschreibt Thomas als allzu ehrgeizig und angestrengt; schon jetzt, mit kaum 37, lasse seine Spannkraft nach (VII, 5., 460).

Nun wird aber ein neues repräsentatives Haus gebaut. Es entsteht in der Unteren Fischergrube, gegenüber vom Blumenladen von Anna, jetzt Frau Iwersen – was Thomas nicht zu beschäftigen scheint. Anna hat inzwischen eine große und wachsende Familie. Iwersens besorgen den Blumenschmuck für das Richtfest, und dabei blickt Thomas Anna einmal »hell, fest und freundlich« in die Augen (VII, 5., 468). Das bleibt die einzige Kommunikation zwischen ihnen.

Nach dem Höhepunkt des Hausbaus und der Wahl zum Senator glaubt Thomas plötzlich nicht mehr an sein Glück. 1866 verliert die Firma 20.000 Taler durch den Bankrott einer Frankfurter Firma. Thomas entwickelt eine absurde Sparsamkeit und entlässt seinen Diener Anton (VIII, 4.). Selbstreflexion quält ihn, das wird aus seiner Innenperspektive erzählt – eine Erzählweise, die nur bei ihm und Hanno vorkommt. Einen Vorschlag von Tony, dem in finanzielle Bedrängnis geratenen Herrn von Maiboom die Kornernte »auf dem Halm« abzukaufen, weist er zunächst entrüstet zurück, um ihn dann zur eigenen Belebung doch anzunehmen. Am Tag des Firmenjubiläums, dem 7. Juli 1868, erfährt Thomas, dass Maibooms Ernte verhagelt ist (VIII, 5.).

Nach dem Tod der Mutter geraten Thomas und Christian in einen heftigen Streit. Christian wirft Thomas Kälte in bezug auf das Leiden anderer vor, und Thomas gesteht: »Ich bin geworden, wie ich bin, weil ich nicht werden wollte wie du« (IX, 2., 638). Christians Wesen sei eine Gefahr für ihn.

Nach der Beerdigung soll das Elternhaus verkauft werden. Thomas erinnert die untröstliche Tony an die Ratenkamps, die ausziehen mussten, als der Großvater es gekauft hatte. Sie »sind gestorben und verdorben. Alles hat seine Zeit.« (IX, 2., 643). Auch die Firma Buddenbrook ist im Rückschritt oder doch Stillstand begriffen, sie hat keinen Teil am Aufschwung der Gründerjahre. Immerhin besitzt Thomas noch 600.000 Mark Kapital. Er fühlt sich zunehmend leer, verödet, ohne Zukunft. 1874 ist er 48 Jahre alt und wirkt vorzeitig gealtert; seine Frau musiziert mit Leutnant von Throta und schließt ihn davon aus (VIII, 7.; X, 5.).

Sein Zustand erweckt in ihm ein Bedürfnis nach Denken, nach Wahrheit (X, 5., 721 ff.), und so sucht und findet er eines Tages das Buch eines ungenannten Philosophen (Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 2). Er liest erregt und überwältigt und hat nachts eine Vision vom Tod als Befreiung aus dem Gefängnis des Ich, von Verwandlung und Einssein mit allen Menschen – »Ich werde leben!«, denkt er in einem inneren Monolog (X, 5., 726).

Er macht sein Testament und fährt im September zur Erholung nach Travemünde. Sein Bruder Christian begleitet ihn unaufgefordert (X, 6.). Bei unaufhörlichem Regen findet sich im Kurhaus mit ihnen eine Gruppe resignierter Herren zusammen. Als vom neu gewählten Senator Lauritzen die Rede ist, dessen Vater noch einen Laden hatte, hält Thomas das für Missachtung der Tradition (X, 6., 735).

Ein entzündeter Zahn macht Thomas' Leben ein Ende: im Januar 1876 bricht er nach misslungener Extraktion auf der Straße zusammen und stirbt am selben Abend (X, 7.). Die Trauerfeierlichkeiten übertreffen alle bisherigen, die ganze Stadt ist schwarz beflaggt, Abordnungen aller Stände erscheinen im Hause, wo Senator Buddenbrook aufgebahrt liegt, eine Ehrenkompagnie begleitet die Feier bis zum Begräbnis (X, 9.).

Zum Vermögensverwalter hat Thomas seinen Schulfreund Stephan Kistenmaker bestimmt, der seine Sache nicht gut macht. Die Firma wird liquidiert, das Haus verkauft (XI, 1.).

Buddenbrook, Tony (Antonie)

Tochter von Elisabeth und Johann (Jean) Buddenbrook junior, Schwester von Thomas, Christian und Klara (Clara) Buddenbrook, Mutter von Erika Grünlich (verh. Weinschenk). Tony wird 1827 geboren, man lernt sie und ihre Geschwister als Kinder im ersten Kapitel kennen. Sie hat graublaue Augen, blonde Haare und ist niedlich, graziös und keck, aber nicht sehr intelligent. In der Stadt spielt sie die kleine Königin und verspottet die städtischen Sonderlinge (II, 2., 70f.).

Sie kommt in das Mädchenpensionat von Sesemi Weichbrodt, wo sie sich mit Gerda Arnoldsen aus Amsterdam, Armgard von Schilling aus Mecklenburg und Eva Ewers anfreundet (II, 6., 7.).

Die Bewerbung von Bendix Grünlich setzt diesem Jugendleben ein Ende (III, 4.). Als die 18jährige Tony sich hartnäckig dem Drängen Grünlichs, der Eltern und sogar des Pastors Kölling (III, 4., 124) widersetzt und dabei blass und elend wird, darf sie sich für ein paar Wochen in Travemünde erholen. Dort wohnt sie im Haus von Lotsenkommandeur Schwarzkopf und verliebt sich in dessen ernsten Sohn Morten, der keine schönen Worte macht, sondern sie über vieles belehrt. Zum ersten Mal begegnen ihr andere Werte als Rang und Geld (III, 5.). Als sie und der Medizinstudent sich heimlich verloben, schreibt sie dem Vater, und prompt erscheint Herr Grünlich, um seine »Rechte« geltend zu machen (III, 9). Morten muss zurück nach Göttingen, Tony nach Hause. Auf der Rückfahrt mit Thomas weint sie bitterlich – sie will Morten nie vergessen.

Aber am Tag nach ihrer Rückkehr studiert sie das Familienbuch und trägt ihre Verlobung mit Herrn Grünlich ein (III, 13.). Die Hochzeit findet im Januar 1846 im Hause Buddenbrook statt (III, 14.). In Hamburg bewohnt das Paar eine prachtvolle Villa am Stadtrand, Grünlich meidet geselligen Verkehr.

Im Oktober 1846 bekommt Tony eine Tochter, Erika (IV, 1.). Vier Jahre nach der Hochzeit, im Januar 1850, stellt sich heraus, dass Grünlich zahlungsunfähig ist und sie nur wegen ihrer Mitgift, die er dringend brauchte, geheiratet hat (IV, 5.). »Ich habe ihn niemals geliebt ... er war mir immer widerlich ... weißt du das denn nicht?« sagt sie zu ihrem Vater (IV, 7., 237), der jetzt bereut, sie zur Heirat überredet zu haben, und sie ins Elternhaus zurückholt. Rasch findet sie sich in ihre neue interessante Rolle als lebenserfahrene Frau daheim (IV, 10.).

Im April 1857 fährt Tony, die sich in der frommen Gesellschaft der Mengstraße langweilt, zu ihrer Pensionsfreundin Eva Ewers, jetzt Frau Niederpaur, nach München (VI, 1.). Dort lernt sie den Hopfenhändler Permaneder kennen: »ein netter, spaßhafter Mann in gesetzten Jahren und Junggeselle« – und Protestant, wie sie an die Mutter schreibt (VI, 1., 338). Als Herr Permaneder bald darauf bei den Buddenbrooks erscheint, ist ihr sein plebejisches Gebaren doch etwas peinlich (VI, 2., 4.). Aber sie hofft, durch eine zweite Ehe die Blamage der ersten wieder korrigieren zu können und so verlobt sie sich mit Alois Permaneder. Nach der Heirat zieht sie mit Erika nach München, wo der gemütliche Herr Permaneder sich zu ihrem Entsetzen mit ihrer Mitgift (17.000 Taler = 51.000 Mark) zur Ruhe setzt (VI, 8.). Als dann noch ihr zweites Kind nach der Geburt stirbt, gibt es für Tony keine Zukunftsperspektive in München mehr. Dass ihr Mann sich eines Abends betrunken an der Köchin zu vergreifen versucht, nimmt sie zum Anlass, diese Ehe und die ihr vollständig fremd gebliebene Stadt zu verlassen (November 1859). Permaneder stimmt der Scheidung ohne weiteres zu und Tony macht wieder einen Eintrag ins Familienbuch (VI, 10., 11.).

Es wird nicht darüber gesprochen, dass Thomas, der untadelige Nachfolger seines untadeligen Vaters, wie jener aus falsch verstandener Firmenräson, einmal das Glück seiner Schwester Tony missachtet und aus demselben Grund mit der ganzen Familie ihre zweite zum Scheitern verurteilte Ehe gefördert hat.

Tonys Stab und Stütze ist der Familienstolz, die Familienehre, der sie zweimal einen Makel zugefügt zu haben glaubt (VII, 4.). Um so glücklicher macht sie die Heirat ihrer Tochter Erika mit Hugo Weinschenk. Sie zieht zu dem jungen Paar (1866/67). Als ihr Schwiegersohn wegen Versicherungsbetrugs zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wird, ist sie verzweifelt und wird krank (VIII, 9.).

Dass das Elternhaus verkauft wird und ausgerechnet an Hermann Hagenström, den sie seit Kindertagen für ihren Feind hält, empört sie; ihr Schmerz äußert sich noch ebenso kindlich wie ihr Stolz (IX, 4.). Sie zieht mit Erika und der Enkelin in eine Wohnung am Lindenplatz.

Tony besucht Thomas im September 1874 in Travemünde und macht Strandwege mit ihm (X, 6.). Was er tief nachdenkend über das Meer sagt, ist ihr peinlich. Ihr Herz dagegen ist leicht und frei (X, 6., 739), denn sie hat immer alles laut ausgesprochen, was sie quälte. So äußert sie auch ihre Trauer bei Thomas' plötzlichem Tod 1876 und nach Hannos Tod. Am Ende des Romans beschließt sie, die Frauen, die den Rest der Familie Buddenbrook bilden, in Zukunft zusammenzuhalten (XI, 4.).

Clementine, Fräulein

Haushälterin bei Gerda Buddenbrook nach dem Tod von Thomas Buddenbrook (XI, 1.).

Dahlbeck, Fiken

Besitzerin eines Kuhstalls in Travemünde, an die 40, korpulent und frech, was Peter Döhlmann zu einem unflätigen Witz hinreißt (X, 6., 738).

Döhlmann, Peter

Konsul Peter Döhlmann, ein Freund von Christian Buddenbrook, ist ein Lebemann ohne Ehrgeiz und Ansehen, der sein Geld einfach ausgibt (II, 2.), u.a. für seine Freundinnen. Er »gehörte zu den Herren, die in der Stadt ›Suitiers‹ genannt wurden – wie zum Beispiel auch Justus Kröger –, das heißt, seine Lebensführung war ein wenig locker.« (II, 6., 88). In Travemünde, im verregneten Herbst 1874 treffen sich die ehemals leichtlebigen Herren in melancholischer Stimmung. Ihre betrunkenen Dialoge gipfeln in Bemerkungen wie: »›Ja, das Leben ist faul‹, sagte Senator Gieseke, der sehr viel getrunken hatte. ›Ich mag gar nicht mehr auf der Welt sein‹, sagte Christian. ›Laß fahren dahin‹, sagte Makler Gosch.« (X, 6., 738). Döhlmann stirbt bald nach Thomas Buddenbrook und hinterlässt seiner Tochter 200 Mark jährlich (XI, 1.).

Drägemüller

Zeichenlehrer in Hanno Buddenbrooks Gymnasium. In seiner Stunde können alle sich ausruhen; der Lehrer – mit Bart und Perücke – spricht gern über Politik und warnt vor der Sozialdemokratie (XI, 2., 822).

Ewers, Eva

Mitschülerin von Tony Buddenbrook bei Sesemi Weichbrodt (II, 7.), deren Vater in München lebt. Später heiratet sie einen Münchner namens Niederpaur. Tony besucht sie dort und lernt durch sie Alois Permaneder kennen, ihren zweiten Ehemann.

Gerhardt, Schwestern

Die Zwillingsschwestern nehmen immer an den erbaulichen Veranstaltungen der Konsulin Buddenbrook teil; die taube Lea liest dabei vor. Sie haben »verschrumpfte Papageienköpfe«, aber sanfte braune Augen »mit einem Ausdruck von Milde und Wissen« (V, 5., 306f.).

Gieseke, Dr. Andreas

Schulfreund von Christian Buddenbrook, Rechtsanwalt, Lebemann und Senator. Sein Vater war Branddirektor (X, 6.). »Der Rechtsanwalt Gieseke gehörte zu den ›Gelehrten‹, die sich der Daseinsform der ›Kaufleute‹ behaglich anpaßten, und zu den notorischen ›Suitiers‹, was ihm übrigens jedermann ansehen konnte.« (VI, 2., 343). Doch er versteht, keinen Anstoß zu erregen, und »erheiratete also einen Platz in der ersten Gesellschaft und eine bedeutende Mitgift« von einem Fräulein Huneus. Vom Geld seiner Frau unterhält er ein kleines Etablissement mit einer Freundin, an der auch Christian teilhat (VIII, 1., 487). 1874 treffen die Brüder Buddenbrook ihn im Travemünder Kurhaus. Gieseke ist Senator geworden, trinkt viel und redet resigniert: »Ja, das Leben ist faul« (X, 6., 738).

Goldener, Dr.

»Der feine Oberlehrer« an Hanno Buddenbrooks Schule, übertrieben modisch gekleidet, der in der Pause großzügig Aufsicht führt (XI, 2., 792)

Gosch, Sigismund

Häusermakler, im Nebenberuf Literat, gibt sich als dämonische Figur à la E.T.A. Hoffmann und möchte aus Sensationslust eine Rolle bei dem Aufruhr vor der Bürgerschaft 1848 spielen. Deshalb schließt er sich Konsul Buddenbrook an, der vor die Menge tritt und den Arbeitern auf Platt klar macht, dass sie ja schon eine Republik haben (IV, 3., 197, 207). Später bekennt er seine Schwärmerei für Gerda Buddenbrook (VII, 3.). Beim Verkauf des Hauses in der Mengstraße wird er als böser, kleiner Greis beschrieben, voll dämonischer Tücke, mit einem Jesuitenhut (IX, 4., 652 ff.) Im September 1874 ist er mit Döhlmann und Gieseke in Travemünde anzutreffen, inzwischen von einem Zittern befallen (X, 6.). 1877 verkauft er noch Gerda Buddenbrooks kleine Villa (XI, 4.).

Grabow, Dr.

Dr. Friedrich Grabow ist der Hausarzt der Buddenbrooks, im gleichen Alter wie der Konsul, und Gast bei der Einweihung des Hauses 1835. Sein Standardrezept ist: ein wenig Taube und Franzbrot, als Kontrast zu den üppigen Gastereien der wohlhabenden Familien (I, 7., 40). Er betreut den immer leidenden Christian (VI, 2.) und ist Geburtshelfer bei Gerda Buddenbrooks Entbindung, bei der Hanno fast gestorben wäre (VII, 1.). Tony Buddenbrook beklagt dann, dass der inzwischen alt gewordene Arzt bei Hanno zwar »pavor nocturnus« festgestellt hat, aber keine Therapie kennt (VIII, 3., 510f.). Während der Todeskrankheit der Konsulin Buddenbrook 1871 zieht Grabow einen jungen Kollegen hinzu, Dr. Langhals (IX, 1.).

Grätjens

Makler, zu Gast bei der Einweihung des Hauses in der Mengstraße 1835 (I, 2.).

Grobleben

Bei der Taufe von Hanno Buddenbrook 1861 meldet sich auch der Arbeiter Grobleben zu Wort, ein Original; er hält eine feierliche Rede auf Thomas Buddenbrook, die mit seinem Lieblingsmotiv endet: »tau Moder müssen wi alle warn« (VII, 1., 440 ff.).

Grünlich, Bendix

Der Kaufmann aus Hamburg, 32 Jahre alt, tritt 1845 als Bewerber um die 18jährige Tony Buddenbrook in der Familie auf. Er hat einen lang hinunter hängenden Backenbart, »diese Favoris waren von ausgesprochen goldgelber Farbe« (III, 1., 102 – vgl. Eschenburg). Seine blauen Augen erinnern Tony an die einer Gans, sie kann ihn nicht ausstehen. Trotz seines aufdringlich-theatralischen Gehabes sagt er den Eltern zu – er ist Pastorensohn, und seine Geschäftsbücher sind »zum Einrahmen« (III, 4., 122). Dass eine Heirat – im Interesse der Firma – Pflicht sei, predigt sogar Pastor Kölling an einem Sonntag (III, 4.). Doch Tony weist Grünlich konsequent ab, auch als er auf den Knien erklärt, sie vernichte ihn, wenn sie ihn nicht erhöre (III, 3., 117 ff.). Schließlich siegt er, als sie sich, zum Missfallen beider Väter, in Travemünde mit Morten Schwarzkopf verlobt.

Tony bringt 80.000 Mark mit in die Ehe. Im Januar 1846 findet die Heirat statt, im Oktober wird in Hamburg eine Tochter geboren. 1850 ist Grünlich zahlungsunfähig, die Heirat hat ihn trotz seiner Skrupellosigkeit nicht retten können (IV, 6.). Tony erklärt dem reuigen Vater, Grünlich (den sie nie anders anredete) sei ihr immer widerlich gewesen, und kehrt mit ihrer Tochter heim.

Abbildung aus Hoffmeister/Gernhardt (59). – © Robert Gernhardt.

Grünlich, Erika

Tony Buddenbrooks Tochter wächst im Haus der Großeltern in der Mengstraße auf. Tony hat ein distanziertes Verhältnis zu ihr, denn sie erinnert sie an Grünlich. Nach beider Rückkehr aus München 1859 wird auch sie bei Sesemi Weichbrodt erzogen (VI, 11.).

Als sie 20 ist, hübsch und gesund, entwickelt sich eine Liebe zwischen ihr und Hugo Weinschenk, Direktor der Städtischen Feuerversicherung (VIII, 1.). Im April 1867 findet die Hochzeit statt, und Tony zieht zu dem Paar in eine Wohnung in der Bäckergrube/ Beckergrube. 1868 hat Erika eine Tochter, Elisabeth (VIII, 2.). Ende 1869 steht Weinschenk unter Anklage wegen Versicherungsbetrugs. Obwohl es sich fast um ein Kavaliersdelikt handelt, wird er zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt (VIII, 8., 9.). Seine Frau Erika besucht ihn dort, nach der Entlassung verschwindet er. Am Ende ist Erika 31 und ergeben in ihr fehlgeschlagenes Leben (XI, 4.).

Hagenström, Dr. Moritz

Der kränkliche jüngere Sohn von Hinrich Hagenström ist Staatsanwalt (VI, 6.). Er heiratet ein schönes Fräulein Puttfarken aus Hamburg, sie bekommen vier Kinder; die beiden Söhne sind Musterschüler (X, 2), der Sohn Bob soll später seine Kusine Zerline heiraten, damit das Vermögen in der Familie bleibt (VIII, 4., 664). Moritz Hagenström vertritt 1869/70 erfolgreich die Anklage gegen Hugo Weinschenk.

Hagenström, Hermann

Sohn von Hinrich Hagenström. Auf dem Schulweg raubt der derbe Junge Tony Buddenbrook einen Kuss, seitdem sieht sie in ihm einen Feind (II, 2., 69). Später wird er ein erfolgreicher Kaufmann, reich, liberal, wohlwollend. 1861 konkurriert er mit Thomas Buddenbrook um einen Senatorenposten; Thomas Buddenbrook, aus »guter Familie«, siegt (VII, 3., 4.). Zu Tonys Entsetzen kauft Hagenström 1871 das Buddenbrooksche Haus in der Mengstraße. Er ist nun »eine großstädtische Figur, ein imposanter Börsentypus«, außerordentlich fett, mit doppeltem Untergesicht, mühsam atmend wie schon als Kind (VIII, 4., 662 ff.). 1872 zieht er mit seiner Familie ein. Seine Frau ist eine geborene Huneus, sie haben fünf Kinder. Hermanns kräftige Söhne drangsalieren Hanno Buddenbrook gelegentlich, doch dessen Freund Kai rächt ihn (X, 2., 686 ff.).

Hagenström, Hinrich

Vater von Hermann, Julchen und Moritz Hagenström. Die Firma ›Strunck und Hagenström‹ konkurriert mit der Firma Buddenbrook. Sie ist erfolgreich, weil bedenkenloser, meint Jean Buddenbrook 1846 (II, 2., IV, 1.). Hinrich Hagenström ist kein Alteingesessener, seine Ehefrau Laura ist eine geborene Semlinger aus Frankfurt, mit schwarzem Haar und großen Brillanten (II, 2., 66). Tony Buddenbrook nennt sie hämisch »Sarah (Sara) Semlinger« (III, 5., 127). 1848 ist Hagenström ein untersetzter, beleibter Herr mit rötlichem ergrauendem Backenbart. Bei der Bürgerversammlung im Oktober 1848 grüßt er den Konsul »durchaus nicht« (IV, 3., 201).

Hagenström, Julchen

Mit der etwa gleichaltrigen Schwester von Hermann Hagenström streitet sich Tony Buddenbrook gern auf dem Schulweg (II, 2., 67 ff.): welcher Vater hat mehr Geld? Später heiratet Julchen August Möllendorpf (VI, 6.); wie ihre Mutter liebt sie Brillanten (III, 7.).

Havermann (Hawermann)

Herr Havermann arbeitet als Kassierer im Kontor der Firma Buddenbrook (II, 5., 82).

Heinricy

Schüler in Hanno Buddenbrooks Klasse, ein dickfelliger Schlingel (XI, 2., 787 ff.).

Himmelsbürger, Frau

Die »letzte Himmelsbürgern« – »ein kleines runzeliges Geschöpf, reich an Gottgefälligkeit und Häkelmustern«, das im Heiligen-Geist-Hospital wohnt und an den »Jerusalemsabenden« der Konsulin Buddenbrook teilnimmt (V, 5., 306).

Hirte

Ehemaliger Prediger, der an der »Alten Schule« in der Generation von Thomas und Christian Buddenbrook Latein unterrichtet (II, 3.). Er liebt die Übersetzung seines Namens – Pastor – und verfasst einprägsame Verse über Genus-Regeln.

Hoffstede, Jean-Jacques

Der Poet der Stadt, Zeitgenosse des alten Johann Buddenbrook. Er ist 1835 Gast bei der Einweihungsfeier des Hauses in der Mengstraße und trägt Verse vor (I, 2., 6.).

Hückopp

Professor Hückopp, Lehrer an Hanno Buddenbrooks Gymnasium, ein kleines Männchen mit dünnem weißem Bart, genannt »die Spinne« (XI, 2., 791).

Hunäus (Huneus), Fräulein

Der Rechtsanwalt und Lebemann, Dr. Andreas Gieseke, erwirbt durch die Heirat mit einem Fräulein Huneus einen Platz in der ersten Gesellschaft und eine bedeutende Mitgift (VIII, 1., 487). Auch Hermann Hagenström ist mit einer Huneus verheiratet. (Vgl. Eschenburg).

Iwersen, Anna s. Anna

Jonathan, Geistlicher

Ein Missionar, Gast bei der Konsulin Buddenbrook, der Tony Buddenbrooks wenig demütige Lockenfrisur kritisiert, worauf sie schnippisch auf seinen eigenen Mangel an Haaren hinweist (V, 5., 308).

Jungmann, Ida

Ida Jungmann aus Westpreußen ist zu Beginn des Romans 1835 die neue Haushälterin bei Konsul Buddenbrook, 20 Jahre alt (I, 1.). Ihre Stellung wird zunehmend verantwortlicher und vertrauter, sie ist auch die Erzieherin der Kinder in zwei Generationen. Seit 1862 betreut sie den kleinen Hanno liebevoll und zuverlässig; sie erzählt ihm und seinem Freund Kai Märchen (VIII, 7., 571 ff.) und hat immer einen Trost für ihn in ihrem »preußischen« Tonfall (VIII, 3.). Nach dem Tod Thomas Buddenbrooks, als Hanno 15 Jahre alt ist, wird Ida von Gerda Buddenbrook entlassen.

Kaßbaum, Philipp und Gottlieb

Großkaufmann Philipp Kaßbaum, früher Mitschüler von Christian Buddenbrook, hat Wechsel gefälscht, wie man sich in Travemünde 1875 erzählt (X, 6., 735). Sein Sohn Gottlieb Kaßbaum ist in Hannos Schulklasse. »Gottlieb Kaßbaum, Sohn des verunglückten Großkaufmanns Kaßbaum, erhielt trotz seiner zerrütteten Familienverhältnisse eine vorzügliche Note«, weil er Hiobs Vieh aufzählen konnte (XI, 2., 789).

Kesselmeyer

Bankier in Hamburg, der, wie andere Gläubiger von Bendix Grünlich, Tony Buddenbrooks Vater falsche Angaben über dessen finanziellen Status gemacht hat (IV, 8., 249). Grünlichs Rettung durch Tonys Mitgift währte nicht lange. Aber der Bankier profitierte von den Kreditzinsen, er verkehrt bei Grünlichs als komische Figur (IV, 1., 185). 1850 kündigt er Grünlich das geliehene Kapital, Jean Buddenbrook kommt nach Hamburg, und Kesselmeyer wirkt in seiner schadenfrohen Exaltation nahezu verrückt (IV, 6., 8.).

Kethelsen, Nelly

Schwester von Sesemi Weichbrodt, die als verarmte Witwe in deren Haus lebt. Sie ist im Kontrast zu Sesemi lang und einfältig, auch zunehmend taub (II, 7.)

Kilian, Hans Hermann

Mitschüler von Hanno Buddenbrook; er will Offizier werden und hilft Hanno aus Kameradschaft in der Lateinstunde, obwohl er ihn nicht mag (XI, 2., 804).

Kistenmaker, Eduard

Sohn des Konsuls, die Firma heißt dann »Kistenmaker und Söhne« (V, 3.). Gast bei Thomas Buddenbrooks Firmenjubiläum (VIII, 5.). Seine Gattin ist eine geborene Möllendorpf.

Kistenmaker, Konsul

Teilnehmer an der Bürgerversammlung 1848, Konkurrent von Weinhändler Köppen (IV, 3.). Frau Kistenmaker ist 1845 mit ihren Töchtern unter den Gästen in Travemünde (III, 7., 143).

Kistenmaker, Stephan

Bruder von Eduard Kistenmaker, Schulfreund von Thomas Buddenbrook. Er ist geistig unselbständig und bewundert Thomas (V, 3.,293). Der bestellt ihn im Testament zum Vormund seines Sohnes und zum Vermögensverwalter; beides macht Kistenmaker nicht gut (XI, 1., 2.).

Klaaßen, Dr.

Arzt in Hamburg, der Tony Grünlich, geb. Buddenbrook, vor und während ihrer Entbindung betreut: »ein ganz kleiner Mensch mit einem großen Kopf« und einem beinahe hellgrünen Kinnbart (IV, 1., 187).

Kölling, Pastor

Familienpastor bei Konsul Buddenbrook, der in seinen Predigten oft rhetorische Schreckbilder malt. Wegen Tonys unbotmäßiger Abneigung, Herrn Grünlich zu heiraten, mahnt er im Auftrag der Familie 1845 von der Kanzel herab zu Ehepflicht und Gehorsam (III, 4). Er predigt auch noch bei Tonys Trauung mit Permaneder 1857.

Köppen, C. F.

Weinhändler, dick, mit rotem Gesicht, mit seiner gleichfalls sehr beleibten Gattin zu Gast bei Buddenbrooks Hauseinweihung 1835 (I, 2.). 1848 begrüßt ihn Jean Buddenbrook als alten Freund (IV, 3.).

Krauseminz, Madame

1857 zieht Klothilde Buddenbrook zu Mme. Krauseminz (VI, 1).

Kröger, Justus

Sohn von Lebrecht Kröger, Elisabeth Buddenbrooks Bruder, ist ein Lebemann oder »Suitier«. Er heiratete eine Kusine Oeverdieck (Verwandten-Ehen halten das Geld zusammen); mit seinem Erbe setzt er sich zur Ruhe. Von seinen beiden Söhnen ist Jakob leichtsinnig und veruntreut Geld, so dass er nach New York abgeschoben wird (IV, 10.). Justus spricht nicht mehr von ihm, aber seine Frau versorgt ihn heimlich und unentwegt mit Geld. Der andere Sohn Jürgen scheitert beim Jurastudium und wird schließlich Postangestellter in Wismar (V, 1. – vgl. Eschenburg).

Justus wird einer der beiden Paten von Hanno Buddenbrook (VII, 1.). Die Familie findet sich auch 1869 zum großen Weihnachtsfest in der Mengstraße ein, allerdings spricht das Paar nicht mehr miteinander (VIII, 8.).

Kröger, Lebrecht und Frau

Der »à la mode-Kavalier« und Konsul Lebrecht Kröger ist Elisabeth (Bethsy) Buddenbrooks Vater. Die reichen und lebenslustigen Krögers, die auch im Getreidegeschäft sind, nehmen 1835 an der Einweihungsfeier des Hauses in der Mengstraße teil (I, 2.). Tony Buddenbrook wohnt als Schulkind im Sommer oft bei den Großeltern vor dem Burgtor. Die Eltern der Konsulin Kröger sind die Oeverdiecks (I, 2).

Lebrecht Kröger stirbt vor Empörung über die »Canaille«, die im Oktober 1848 den Aufruhr vor die Bürgerschaft getragen hat (IV, 4.). Als seine Witwe stirbt, erbt die Firma Buddenbrook 100.000 Mark (IV, 10.).

Langhals, Dr.

Senator, mit seiner Frau zu Gast bei der Einweihung des Buddenbrookschen Hauses 1835 (I).

Langhals, Dr.

Bruder des Senators, Sprecher der Bürgerschaft (IV, 3.).

Langhals, Dr.

Arzt. Bei der Todeskrankheit der Konsulin Buddenbrook 1871 zieht Dr. Grabow den jungen Kollegen hinzu (IX, 1.). Der eitle Mann wird dann sein Nachfolger. Hanno verschreibt er Lebertran und Rizinusöl. (X, 2.).

Lauritzen, Alfred

Sein Vater hatte einen Laden, er wird 1874 zum Senator gewählt. Thomas Buddenbrook kritisiert diese Wahl aus Standesgründen (X, 6., 735).

Longuet, Herr

Mietkutschenbesitzer, der die Familie Buddenbrook mit Herrn Permaneder zu einem Ausflug fährt (VI, 6.).

Lüders, Edgar

Mitschüler von Hanno Buddenbrook, dick, mit Mopsgesicht, den der Lateinlehrer Mantelsack ehrenvoll mit Vornamen anredet, als er ihn über das Goldene Zeitalter prüft (XI, 2., 801).

Maiboom, Ralf von

Gutsbesitzer im Mecklenburgischen, Ehemann von Tony Buddenbrooks Schulfreundin Armgard von Schilling. Wegen seiner Spielschulden bittet Tony 1868 ihren Bruder Thomas, ihm die Ernte »auf dem Halm« abzukaufen (VIII, 2.). Dieses zweifelhafte Geschäft scheitert durch Hagel. 1872 erschießt sich Maiboom und hinterlässt seine Frau und drei Kinder mittellos. Thomas Buddenbrook: »Ja, ja, so ein Rittersmann!« (X, 1., 681).

Mantelsack, Dr.

Klassenlehrer in Hanno Buddenbrooks Klasse, ein willkürlicher Tyrann mit wechselnden Vorlieben und Abneigungen. Er ist mittelgroß, hat dünnes, ergrautes Haar und einen »krausen Jupiter-Bart« (XI, 2., 799).

Marcus, Friedrich Wilhelm

Prokurist in der Firma Buddenbrook, seit 1855 Teilhaber von Thomas Buddenbrook. Später wird er ein Pedant mit komischen Angewohnheiten, der Thomas' Selbstzweifeln nichts entgegensetzen kann (VIII, 4., 514). Sein rechtliches Denken bewährt sich, als er Thomas Buddenbrook von dem zweifelhaften Geschäft mit Herrn von Maiboom abrät (VIII, 5.).

Marotzke, Dr.

Chemielehrer an Hanno Buddenbrooks Gymnasium. Er beschäftigt sich mit Mathematik und Mystik, sieht immer übernächtigt und ungewaschen aus und wird von Kai »der tiefe Oberlehrer« genannt (XI, 2., 810).

Mathias, Pastor

Einer der frommen Gäste der Konsulin Buddenbrook, aus Cannstadt. Er fragt das Dienstmädchen »Liebscht den Herrn« (Trine: »Welchen?« IV, 10., 265f.).

Meyer-de la Grange, Fräulein

Schauspielerin, von deren Auftritt als Walter Tell der 14jährige Christian Buddenbrook so hingerissen ist, dass er ihr ein Blumenbukett verehrt, worüber ihr Freund Peter Döhlmann sich köstlich amüsiert (II, 6.).

Mindermann

»Waisenvater«, der 1848 an der Bürgerversammlung teilnimmt (IV, 3.).

Modersohn, Kandidat

Lehrer auf Probe in Hanno Buddenbrooks Gymnasium, hilfloses Opfer der von anderen Lehrern gequälten Gymnasiasten, die wüsten Schabernack mit ihm treiben. In seine Englischstunde greift dann Direktor Wulicke ein, was zu Eintragungen ins Klassenbuch für viele Schüler führt und für Modersohn das Ende seiner Lehrer-Laufbahn bedeutet (XI, 2).

Möllendorpf, August

Sohn des Senators James Möllendorpf, verheiratet mit Julchen Hagenström (VI, 6.).

Möllendorpf, James

Kaufmann und Senator. Seine Frau ist eine geborene Langhals (VI, 6.). Er stirbt als zuckersüchtiger Greis 1861 (VII, 3.). Zum Nachfolger im Senat wird Thomas Buddenbrook gewählt.

Mölln, Eberhard Graf

Vater von Kai, ein verwitweter Sonderling, der mit seinem Sohn auf einem verwahrlosten Anwesen lebt (VIII, 7., 570).

Mölln, Kai Graf

Engster Freund Hanno Buddenbrooks. Er ist durch edlen Körperbau und ungepflegtes Äußeres charakterisiert (VIII, 7., 567 ff.). – Beide lieben Ida Jungmanns Märchen, und Kai erfindet bald selbst Geschichten, während Hanno auf dem Harmonium spielt. Ihre rauheren Kameraden lassen die beiden Außenseiter meistens in Ruhe, denn Kai kann sich rücksichtslos wehren (X, 2., 688f.). Als sie fünfzehn sind, liest Kai E. A. Poe und schreibt selbst, versucht aber auch, seinen unglücklichen Freund zu trösten (XI, 2.).

Nach Hannos Tod 1877 wird erzählt, dass Kai zu dem Sterbenden vordrang, der ihn erkannte und lächelte, und dass Kai ihm die Hände küsste (XI, 4., 836).

Mühsam, Dr.

Geographielehrer, von Kai »der geistreiche Oberlehrer« genannt; er hat ein Heine-Archiv (XI, 2., 821).

Mumme

Schüler in Hannos Klasse. Er ist zu kurzsichtig, um in der Lateinstunde heimlich abzulesen, so dass Dr. Mantelsack ihn »Kretin« nennt – und alle ihn plötzlich dafür halten (XI, 2., 803).

Niederpaur

Ehemann von Tony Buddenbrooks Schulfreundin Eva Ewers in München (II, 7., VI, 1., 7., 8.).

Oeverdieck

Die alten Oeverdiecks, Eltern der Konsulin Kröger und Großeltern von Elisabeth Buddenbrook, sind 1835 Gäste bei der Einweihung des Hauses in der Mengstraße, ein überaus zärtliches Paar (I, 2.)

Oeverdieck, Dr. Caspar

Sohn der alten Oeverdiecks, Bruder der Konsulin Kröger; Bürgermeister. 1861 wird er, nun selbst 80 Jahre alt, Taufpate von Hanno Buddenbrook (VII, 1.).

Perlemann

Fleißiger Schüler in Hanno Buddenbrooks Klasse, der brav die Einteilung des »Buchs Hiob« referiert (XI, 2., 787).

Permaneder, Alois

Im April 1857 lernt Tony Buddenbrook in München bei ihrer Schulfreundin Eva Ewers, jetzt Frau Niederpaur, den Hopfenhändler Permaneder kennen: »ein netter, spaßhafter Mann in gesetzten Jahren und Junggeselle« – und Protestant, wie sie an die Mutter schreibt (VI, 1., 338). Als Herr Permaneder im Juni die Stadt und die Buddenbrooks besucht, ist ihr sein exotisch-bayrisches Gebaren etwas peinlich. »Hei red' nich dütsch«, sagt das Dienstmädchen (VI, 4., 355). Er ist ein Mann von vierzig Jahren, »kurzgliedrig und beleibt«. »Der hellblonde, spärliche, fransenartig den Mund überhängende Schnurrbart gab dem kugelrunden Kopfe mit seiner gedrungenen Nase und seinem ziemlich dünnen und unfrisierten Haar etwas Seehundartiges.« Seine dicken Wangen engen die Augen ein, die zu »hellblauen Ritzen« zusammengepresst werden. Kopf und Hals gehen »formlos und gepolstert ineinander über« (356). Von Zeit zu Zeit stößt er Sätze hervor wie »Es is halt a Kreiz!«, die einer »verdrießlichen Behaglichkeit« Ausdruck geben (361).

Da alle es wünschen, heiratet Tony ihn in zweiter Ehe und zieht mit Erika nach München. Der gemütliche Herr Permaneder setzt sich mit ihrer Mitgift von 17.000 Taler (51.000 Mark) zur Ruhe, was Tony empört. Als dann noch ihr zweites Kind nach der Geburt stirbt, gibt es für Tony keine Zukunftsperspektive in München mehr. Dass ihr Mann sich eines Abends betrunken an der Köchin zu vergreifen versucht, nimmt sie zum Anlass, diese Ehe und die ihr vollständig fremd gebliebene Stadt zu verlassen (November 1859). Permaneder willigt ohne weiteres in die Scheidung ein, wünscht ihr alles Gute und zahlt die Mitgift zurück (VI, 11., 431).

Petersen

Mitschüler von Hanno Buddenbrook, hübsch und blond; zufällig reißt dem Lateinlehrer Mantelsack bei ihm die Geduld und alle empfinden ihn nun als »Schandfleck« (XI, 2., 806 ff.).

Pfahl

Bäuerlicher Deputierter der Bürgerschaft aus Klein-Schretstaken, der in der Bürgerversammlung 1848 zum ersten Mal den Mund aufmacht (IV, 3.,204).

Pfühl, Edmund

Organist, der im Hause Buddenbrook mit Gerda Buddenbrook musiziert. Er ist groß, vierschrötig, mit einem großen Kopf voller rotgrauer Löckchen auf langem Hals. Bald gibt er dem siebenjährigen Hanno Klavierunterricht und erweist sich dabei als verständnisvoller und geschickter Lehrer. »Später einmal im Leben, das vielleicht seinen Mund immer fester verschließen wird, muss er eine Möglichkeit haben, zu reden...« begründet er seine kreative Methode Gerda gegenüber, und sie dankt ihm dafür (VIII, 6., 552). Hanno erscheint er wie ein Engel (553). Er hasst die Musik Richard Wagners (»parfümierter Qualm« 548), doch allmählich kann Gerda Buddenbrook ihn bekehren.

Popinet, Mademoiselle

Französischlehrerin in Sesemi Weichbrodts Pensionat. Sie sieht aus »wie eine Negerin« und trägt ungeheure goldene Ohrringe. Nachts hat sie Albträume und ruft »Ülfen, Ülfen!« (II, 7., 94).

Pringsheim, Andreas

Pastor, Nachfolger von Pastor Kölling, aus Franken. Bei Hanno Buddenbrooks Taufe 1861 amtiert er salbungsvoll (VII, 1.). – Später amüsiert Organist Pfühl sich mit Hanno über ihn (VIII, 6.). Auch beim Tod der Konsulin (IX, 3.) und bei Thomas Buddenbrooks Tod waltet er selbstgefällig seines Amtes. Hanno hat ihn sagen hören, er stamme aus einer verrotteten Familie, wegen Onkel Christian Buddenbrook (XI, 2., 820).

Puvogel, Aline

Liaison von Christian Buddenbrook. Sie hat mehrere Liebhaber und Kinder, das dritte – »die kleine Gisela« – soll Christians Tochter sein. Als Firmeninhaber verbietet Thomas ihm, Aline zu heiraten (IX, 2., 639 ff.). Zur Heirat kommt es deshalb erst nach Thomas' Tod 1876, aber Christian wird dann bald in einer Heilanstalt untergebracht.

Ratenkamp, Dietrich

Von ihm kaufte Johann (Jean) Buddenbrook das 1682 erbaute Haus in der Mengstraße, das 1835 bezogen wird. Über die Gründe für den Ruin der Firma Ratenkamp, der zum Verkauf führte, denkt Jean Buddenbrook nach: Warum hatte er einen so ungeeigneten Kompagnon ins Geschäft genommen? Jean meint, er habe damit halb bewusst seinem Schicksal zugearbeitet, »unter dem Druck einer unerbittlichen Notwendigkeit« (IV, 4., 25f.).

Rübsam

Redakteur, der 1848 die Menge zur Revolution aufgewiegelt haben soll (IV, 3.).

Schilling, Armgard von

Eine blonde und stämmige Gutsbesitzerstochter aus Mecklenburg, Mitschülerin von Tony Buddenbrook bei Sesemi Weichbrodt. Sie liebt das Landleben und spricht von Kühen. Später heiratet sie den Gutsbesitzer Ralf von Maiboom und bekommt drei Kinder (VIII, 2.). Ihr Mann, ein Spieler, treibt das Gut in den Ruin und erschießt sich 1872 (X, 1.).

Schlemiel, Herr

Hausmeister (»Kustos«) an Hanno Buddenbrooks Schule; er ist kein Tyrann und lässt den verspäteten Hanno noch hinein (XI, 2.).

Schwarzkopf, Diederich

Lotsenkommandeur in Travemünde, Vater von Morten Schwarzkopf, »ein alter Seebär«, der »einen Eindruck von Würde und Biederkeit« macht. Er und seine Frau nehmen die 18jährige Tony Buddenbrook als Pensionsgast in ihr Haus auf. (III, 5.,130).

Schwarzkopf, Meta

Frau Diederich Schwarzkopfs, eine Pastorstochter aus Schlutup, etwa 50 Jahre, klein und schmächtig. Auch die kleine Tochter des Paares heißt Meta (III, 5.,131).

Schwarzkopf, Morten

Sohn Diederich und Meta Schwarzkopf, der in Göttingen Medizin studiert. Im Kontrast zu seinem Namen ist er »so blond wie möglich«, mit einem sehr hellen Teint, der dauernd errötet (III, 5.,132). Morten ist ein oppositioneller Burschenschafter, wovon die Eltern nichts wissen – und Tony versteht es gar nicht (III., 8.). Aber sie versteht Mortens Ehrlichkeit und Gradheit; einen Menschen wie Morten hat sie in der städtischen Geschäftswelt noch nie getroffen. Sie hört ihn gern über Medizin und Sozialismus sprechen. Wenn Tony sich mit Bekannten aus der Stadt treffen muss, sitzt er mit einem Buch »auf den Steinen« und wartet auf sie (III., 7.).

Die beiden verloben sich heimlich. Als sie das dem Vater mitteilt, erscheint ihr Bewerber Grünlich, vor dem sie geflohen ist. Vater Schwarzkopf, des eigenen Standes bewusst, ist ebenso gegen die Verbindung wie Tonys Vater. So heiratet Tony schließlich Bendix Grünlich (III, 9., 10., 11.).

Mehr als zehn Jahre später, im Sommer 1856, fährt Familie Buddenbrook nach Travemünde und besucht den Lotsenkommandeur. Morten lebt als Arzt in Breslau (V, 8.). Noch 1874 zitiert Tony, was sie von ihm gelernt hat, z.B. über die Rheinische Zeitung von 1844 (X, 6.).

Severin, Riekchen

Haushälterin in der Mengstraße, nachdem Ida Jungmann zu Thomas Buddenbrooks Familie gezogen ist (VII, 8., VIII, 1.). Sie dirigiert nun das Personal und bedient sich nach dem Tod der Konsulin reichlich mit »Geschenken«.

Smolt, Corl

Der Hafenarbeiter tritt als Sprecher der aufrührerischen Arbeiter im Oktober 1848 auf und erklärt: »Wi will nu ne Republike«. Jean Buddenbrook: »Ji heww ja schon een!« So löst sich der Aufruhr in Gelächter auf und Smolt geht, die Kalesche für den alten Kröger zu holen (IV, 3., 209).

Stengel, Marcellus

Zeichen- und Gesangslehrer an der »Alten Schule«, die Thomas und Christian Buddenbrook besuchen. Christian kann schon mit sieben Jahren den Lehrer treffend nachahmen (I, 2., 18). Stengel trägt eine fuchsrote Perücke, »Vatermörder«- Kragen und hat seltsame Gewohnheiten. Wenn die Schüler es zu bunt treiben, müssen sie nachmittags zu ihm kommen und Kaffee trinken (II, 3.). Einmal laden die Eltern Buddenbrook ihn zur Rücksprache ein (II, 6.). Noch herrscht eine menschenfreundliche Atmosphäre an der Schule, die sich dann seit 1870/71 ändert.

Stuht, Herr und Frau

Schneidermeister aus der Glockengießerstraße. Bei der Bürgerversammlung 1848 erklärt er, er sei zu dick, um vor den Aufrührern durch die Dachluke zu fliehen (IV, 3.). – Seine Frau, die ebenfalls schneidert, verkehrt »in den ersten Kreisen« (III, 14., 177) und schwatzt viel in der Stadt, z.B. über Christian (VI, 2.).

Stüwing, Mamsell (verheiratete Buddenbrook)

Ehefrau von Gotthold Buddenbrook, mit der er ein Ladengeschäft betrieben hat. Die Mesalliance verzeiht ihm sein Vater Johann Buddenbrook (senior) nicht (I, 10., II, 1.), doch sein Halbbruder Johann (Jean) Buddenbrook (junior) versöhnt sich mit ihm. Gottholds Witwe überlebt ihren Mann für lange Zeit (XI, 1.).

Suerkringel, Witwe

Wirtin einer Bier- und Tanzwirtschaft, die gelegentlich der Bürgerschaft zur Verfügung steht, so auch im Oktober 1848 (IV, 3.).

Throta, René Maria von

Leutnant aus dem Rheinland, der mit Gerda Buddenbrook musiziert (X, 5.). Er wirkt ganz unmilitärisch, vor allem durch seine tiefschwarzen, schwärmerisch blickenden Augen. Wenn Thomas Buddenbrook auf die ekstatische Musik – und die anschließende Stille – lauscht, scheint ihm das jeden Ehebruch zu überbieten, aber er schweigt (712f.). Bei Thomas Buddenbrooks Begräbnis führt der Leutnant die Ehrenkompanie an (X, 7.).

Tiburtius, Sievert

Pastor aus Riga, einer der Hausgäste der Konsulin Buddenbrook. Sein Besuch führt 1856 zur Verlobung mit der strengen und frommen Klara Buddenbrook. Tiburtius ist wesentlich kleiner als Klara. Er »trug einen dünnen, aber langen, blonden Backenbart, der geteilt war, und dessen Enden er manchmal, der Bequemlichkeit halber, nach beiden Seiten hin über die Schultern legte. Seinen runden Schädel bedeckte eine Unzahl ganz kleiner, wolliger Ringellöckchen.« Seine Ohren stehen weit ab und sind an den Rändern nach innen zusammengerollt. »Seine Nase saß wie ein kleiner, platter Knopf in seinem Gesicht« (V, 6., 310). Sonst ist nichts gegen ihn einzuwenden, er stammt sogar aus einer Kaufmannsfamilie.

Das Paar kommt zu Hannos Taufe 1861, aber im Sommer 1862 stirbt die 24jährige Klara an Tuberkulose (VII, 6., 7.). Die Konsulin überlässt Tiburtius, der sich darum bemüht hat, Klaras Erbe von 127,500 Mark, was Thomas Buddenbrook, den Firmenchef, empört.

Tietge, Herr

Unfähiger und außerdem ekelerregender Mathematiklehrer, der Hanno Buddenbrook in den unteren Klassen unterrichtet (VIII, 7, 566f.) Er wird auch später noch erwähnt, »krumm, gelb und speiend« (XI, 2., 798).

Timm

Mitschüler in Hanno Buddenbrooks Klasse, »ein blonder Junge von ländlichem Äußeren«, der von Dr. Mantelsack für seine Ovid-Rezitation gelobt wird, obwohl er heimlich abgelesen hat (XI, 2., 802).

Todtenhaupt, Adolf

»Primus« in Hanno Buddenbrooks Klasse; er weiß alles, führt das Klassenbuch und dient sich den Lehrern an, die seinen Nimbus schützen (XI, 2., 785).

Trieschke

Pastor aus Berlin, genannt »Tränen-Trieschke«, weil er während seiner Predigt in Tränen auszubrechen pflegt. Er hat ein bleiches Gesicht, rote Augen und »wahre Pferdekinnbacken«. Als Gast bei der Konsulin Buddenbrook verliebt er sich in Tony Buddenbrook, obwohl er Frau und Kinder hat (V, 5., 309).

Trina

Im Buddenbrookschen Haushalt gibt es immer eine »Trina« oder »Trine« als Köchin oder Hausmädchen, neben anderen Dienstboten, auch »Stine« kommt vor. Als Tony Buddenbrook das Elternhaus mit Bendix Grünlich verlässt, werden Anton, Line, Trine und Sophie genannt (III, 14., 179).

1848 ist die Köchin Trina durch ihren Freund, einen Schlachtergesellen, in revolutionäre Stimmung geraten und teilt der Konsulin mit, demnächst werde sie mit ihr die Rollen tauschen (IV, 2.). Pastor Mathias aus Cannstadt fragt Trine: »Liebscht den Herrn?« und sie fragt zurück, ob er den Alten oder den Jungen meine (265).

Vermehren, Agathe

Schulvorsteherin der Schule, die die kleine Tony Buddenbrook besucht. Wegen Tonys ungebührlichen Betragens muss sie bei den Eltern vorstellig werden, und Tony kommt dann in das Pensionat von Therese Weichbrodt (II, 2.).

Wasservogel

Ein auffallend hässlicher Mitschüler von Hanno Buddenbrook, der von den Lehrern deshalb milde behandelt wird (XI, 2., 788).

Weichbrodt, Therese (Sesemi)

Fräulein Weichbrodt ist Inhaberin eines kleinen Mädchenpensionats am Mühlenbrink und »sie war so bucklig, dass sie nicht viel höher war als ein Tisch« (II, 7., 91). Sie ist 41, als Tony Buddenbrook ihre Schülerin wird, und kleidet sich wie eine 60-70jährige, in schwarz, mit grüner Haube über den grauen Locken. In ihrer kleinen Töchterschule werden vor allem Fremdsprachen durch ausländische Lehrerinnen unterrichtet, z.B. Miss Brown und Mademoiselle Popinet.

»Das kleine Fräulein Weichbrodt besaß kluge und scharfe braune Augen, eine leichtgebogene Nase und schmale Lippen«. In ihren Bewegungen lag ein Nachdruck, »der zwar possierlich, aber durchaus respektgebietend wirkte«. Ihre etwas einfältige ältere Schwester, Nelly Kethelsen, eine verarmte Witwe, gehört auch zum Haushalt (92 f.). Fräulein Weichbrodt ist streng, aber sie erlaubt den besseren Schülerinnen auch, sie mit ihrem Kindernamen »Sesemi« zu nennen, und traktiert die Pensionärinnen gern mit einem süßen kalten Punsch namens »Bischof«.

Tonys angenehmer Aufenthalt bei Sesemi Weichbrodt mit den Freundinnen Gerda Arnoldsen, Armgard von Schilling und Eva Ewers, endet, als Grünlich um ihre Hand anhält. »Sei glöcklich, du gutes Kend!« (III, 14., 178) sagt Sesemi gerührt anlässlich jedes Familienereignisses im Hause Buddenbrook, so auch jetzt – leider kein gutes Omen. Nach ihrer Rückkehr aus München wird Tonys Tochter Erika ebenfalls bei ihr erzogen (VI, 2.).

Sesemi, immer kleiner und buckliger, wird auch später regelmäßig zu den Familienfesten bei den Buddenbrooks eingeladen (VIII, 8.). Sie hat, nun 75 Jahre alt, das letzte Wort im Roman und verkündet wie eine kleine Prophetin, es gebe ein Wiedersehen mit den Toten: »Es ist so«. (XI, 4., 837).

Abbildung aus Hoffmeister/Gernhardt (51). – © Robert Gernhardt.

Weinschenk, Erika s. Grünlich, Erika

Weinschenk, Hugo

Als Erika Grünlich, Tony Buddenbrooks Tochter, 20 Jahre alt ist, verlobt sie sich mit Hugo Weinschenk, Direktor der Städtischen Feuerversicherung. Weinschenk ist Ende 30, macht einen tätigen und selbstbewussten Eindruck, ist von kleinbürgerlicher Herkunft aus Schlesien, wenig gebildet – ein Selfmademan (VIII, 1.). Im April 1867 findet die Hochzeit statt, und Tony zieht zu dem Paar in eine Wohnung in der Bäckergrube/Beckergrube. 1868 hat Erika eine Tochter, Elisabeth. Sie ist manchmal melancholisch, ihr Mann cholerisch (VIII, 2.).

Ende 1869 steht Weinschenk unter Anklage wegen Versicherungsbetrugs (VIII, 8.). Vertreter der Anklage ist Dr. Moritz Hagenström. Weinschenks schneidiger Anwalt aus Berlin, Dr. Breslauer, nützt als Fremder dessen Sache nicht. W. wird zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt (VIII, 9.). Seine Frau Erika besucht ihn dort, nach der Entlassung verschwindet er.

Wenzel, Herr

Barbier, der nur »in den ersten Kreisen« rasiert (IV, 3., 200). Seiner daher rührenden »Allwissenheit in städtischen Dingen« neben seiner Gewandtheit verdankt er seine Wahl in die Bürgerschaft. Hier ist er seinen mächtigen Kunden gleichgestellt. 1868 blickt er auf fast 50 Jahre seiner Tätigkeit zurück (VIII, 5.).

Wulicke, Dr.

Direktor der »Alten Schule«, die Hanno besucht – »ein furchtbarer Mann« (XI, 2.,796). Er ist sehr lang, mit spitzem Bauch, viel zu kurzen Beinkleidern und schmutzigen Manschetten (795); ein Preuße, seit 1871 Nachfolger des bis dahin amtierenden »menschenfreundlichen alten Herrn« (796). Er vertritt die Neue Zeit im Neuen Reich und fordert Kadaver-Gehorsam von seinen »zitternden Kreaturen« (797). Der Direktor greift in den Unterricht des völlig hilflosen Kandidaten Modersohn ein (816 f.), dabei bekommt auch Hanno Buddenbrook den entscheidenden Tadel im Klassenbuch.

Wunderlich, Pastor

Bei der Einweihung des Hauses 1835 ist Pastor Wunderlich zu Gast, ein untersetzter alter Herr mit gepudertem Haar und lustigen Augen (I, 2.).