Zwillinge, Die

Die »wilden Zwillinge« nennt der Erzähler die beiden rauen und stets kampfbereiten Lea-Söhne Schimeon und Levi, und auch in der Jaakobs-Familie, behauptet er, nennt man die beiden »›die Zwillinge‹, obgleich sie ein Jahr auseinanderwaren« (IV, 491).

Die »störrigen Dioskuren« (IV, 380) treten fast immer als Paar auf und handeln wie ein Mann, wenn es gilt, Konflikte mit der Faust zu lösen. Sie sind »die größten Raufbolde« (IV, 158), was sie besonders mit ihrer »Schekemer Schreckenstat« (IV, 380), dem Gemetzel und Raubzug in Schekem (Sichem) nachdrücklich unter Beweis stellen (vgl. IV, 180-184).

Bei dem Überfall der Brüder auf Joseph führen die ›Zwillinge‹ sich »am allerrohesten« auf (V, 1622), und zusammen mit dem ähnlich veranlagten Gad bieten sie sich an, dem Vaterliebling gleich ganz den Garaus zu machen. Das findet der Erzähler »nur folgerecht, daß diejenigen es über die Lippen brachten und sich dafür zur Verfügung stellten, zu deren Rolle auf Erden es am besten paßte und die damit, sozusagen, ihrem Mythus sich gehorsam erwiesen« (IV, 562). Schimeon, Levi und Gad repräsentieren eine niedere Stufe der Zivilisation.

Beide sind »rüstige Leute« und erfreuen sich eines »athletischen Wuchses« (IV, 412), ihre Brust ist mit »Tätowierungen bedeckt« (IV, 494). Als Joseph den Brüdern von seinem hochfahrenden Traum erzählt, knirschen alle mit den Zähnen, aber »Schimeon und Levi bleckten sogar die Zähne dabei« (IV, 520). Sie sind »roh, aber fromm« (IV, 502), von ›wilder Dummheit‹ (IV, 514) und in Jaakobs Sicht »nichts als geölte Flegel« (V, 1545). Vom Hirtenleben halten sie nicht viel, hätten viel »lieber ein wilderes Handwerk betrieben« (IV, 502).

Der Beiname Jisrael (›Gottesstreiter‹), den der Vater bei seinem geheimnisvollen Kampf am Jabbok erworben hat (vgl. IV, 95 f.), ist für die beiden »ein Grund zu heimlichem Lächeln« (IV, 132), und nicht selten stoßen sie einander heimlich in die Seite, »wenn der Vater von seinem Ehrennamen und Gottestitel Gebrauch machte« (IV, 152).

Die ›Zwillinge‹ sind unzertrennlich. Nur einmal müssen sie sich trennen: Joseph bestimmt, dass Schimeon als Geisel in Ägypten zurückbleibt, während die übrigen Brüder zurückreisen, um Benjamin zu holen (V, 1624).

Trennung verheißt auch der ›Segensfluch‹ des sterbenden Vaters. Denn wie zuvor schon Ruben wegen seines Fehltritts mit Bilha, werden auch die ›Zwillinge‹ wegen ihrer Untaten in Schekem »unterm Segen« verflucht: »Seid verflucht, meine Lieben, verflucht unterm Segen. Getrennt sollt ihr sein und voneinandergenommen, daß ihr nicht Unfug übt mitsammen für und für« (V, 1794). Die beiden zeigen sich davon wenig beeindruckt, sie waren schon vorher darauf gefasst, »es feierlich aufgetischt zu bekommen« (V, 1789). Und »›Israel‹ blieben sie jedenfalls, – ihre Verwerfung geschah unterm Gesamtheitssegen« (V, 1795).

Band IV: 82, 88, 132 f., 145, 152, 157 f., 164, 170, 174, 181, 336, 359, 380, 412, 491-494, 502, 509-511, 514 f., 520, 549, 552, 559, 562, 564, 567, 600, 623, 631, 658. – Band V: 1470, 1545, 1547, 1555, 1622, 1625, 1641, 1652, 1664, 1789, 1794-1796.
Letzte Änderung: 07.10.2008  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück