Scherer, Anna Pawlowna (Annette)

Hofdame und »Vertraute« der Kaiserinmutter Marija Fjodorowna (1/I,I,7). Mit einer Soirée in ihrem Haus in Petersburg im Juli 1805 beginnt der Roman. Sie ist »trotz ihrer vierzig Jahre ganz Lebhaftigkeit und Temperament«, ihre Rolle in der Gesellschaft ist die »Enthusiastin« (1/I,I,9). Wenn sie von der kaiserlichen Familie, insbesondere von der Kaiserinmutter spricht, zeigt ihr Gesicht jedesmal »tiefe und aufrichtige Ergebenheit und Verehrung, verbunden mit Wehmut« (1/I,I,12; vgl. auch 1/I,IV,34).

Sie versieht ihre Aufgabe als Gastgeberin wie der Inhaber »einer Spinnerei, der […] in seinem Betrieb herumgeht, und weil er den Stillstand der einen Spindel oder den ungewöhnlich knirschenden, viel zu lauten Ton der anderen bemerkt, eilig hinläuft und sie anhält oder wieder in Gang setzt« (1/I,II,19f.). Besondere Aufmerksamkeit verwendet sie dabei auf den unbeholfenen Pierre, der die Regeln unverbindlichen geselligen Umgangs mehrmals zu unterlaufen droht (1/I,III,25). Ihre Herablassung gegen Pierre (1/I,II,18) verwandelt sich in Zuvorkommenheit, nachdem er sein Erbe angetreten hat (1/III,I,356f.). Stets mit Fürst Wassili im Bunde, wirkt sie an dem Versuch mit, seinen Sohn Anatole mit Prinzessin Marja zu verheiraten (1/I,I,14; 1/I,V,41), und hilft mit, Pierres Verbindung mit Hélène zu befördern (1/III,I,358f.).

Einige Jahre später, nach dem Einmarsch französischer Truppen in Russland im Frühjahr 1812, sammeln sich in ihrem Salon die russischen Patrioten, während in Hélènes Salon die Freunde Frankreichs und Verehrer Napoleons verkehren (3/II,VI,189f.). Bei einer Soiree am 26. August 1812, dem Tag der Schlacht bei Borodino, lässt sie Fürst Wassili einen Brief des Metropoliten an Alexander I. verlesen, um die patriotische Stimmung ihrer Gäste zu befeuern (4/I,I,588).