Hubert, Freiherr von R. sen.

Figur der R***schen Familiengeschichte, die der Advokat V. seinem Großneffen, dem Ich-Erzähler Theodor, berichtet, um die unheimlichen Geschehnisse während ihres Aufenthalts in R…sitten nachträglich zu erschließen.

Der mittlere Sohn von Roderich sen., der jüngere Bruder von Wolfgang und Vater von Hubert jun.Seraphine und einem jüngeren Sohn, dessen Name nicht genannt wird.

Wegen der Majoratsstiftung, die ihn als Zweitgeborenen von großen Teilen des Erbes ausschloss, war er voll »unversöhnlichen Hasses« gegen seinen älteren Bruder. Mit dem Hausverwalter Daniel versuchte er, gegen Wolfgang zu intrigieren, und ließ sich als scheinbar »tätiger Helfershelfer« vom Vater einspannen, um die Verbindung zwischen Wolfgang und Julie von St. Val zu zerstören nicht zuletzt, weil »er selbst sträfliche Neigung zu Julien gefaßt und sie für sich zu gewinnen hoffte« (279). 

Er heiratete dann ein anderes »schönes, armes Fräulein« (258) und tauchte nach dem Tod des Vaters in R…sitten auf, um Geld zu fordern (wie sich später herausstellt, wurde er vom Hausverwalter Daniel mit der Aussicht auf große Geldsummen geködert). Sein Bruder Wolfgang, der ihn für einen Verschwender hielt, bot ihm an, ihm seine Einkünfte aus Curland zu überlassen (258). Doch Hubert lehnte ab, weil dieses Angebot an den Unterhalt seiner Frau und seiner Kinder gebunden werden sollte, die nach Wolfgangs Aussage in Armut lebten. 

Auch der Advokat V. bemerkte eine »besondere unheimliche Manier Huberts in allem, was er sprach und tat« (259f.). Tatsächlich hatte er sich mit dem rachsüchtigen Daniel zusammengeschlossen und plante mit ihm den Mord an Wolfgang, wie Daniel später bekennen sollte. Als Wolfgang ihn mit einer Barzahlung zur Abreise bewegen wollte, plagten ihn Gewissensbisse und er sah tatsächlich seine Abreise für dieselbe Nacht vor (282).  Aber Daniel, der Wolfgang inzwischen ermordet hatte, überredete ihn zum Bleiben.

Beim Anblick des toten Wolfgang klagte Hubert reumütig: »nein, das hab’ ich nicht erfleht von den Teufeln, die über mir waren!« (262) Das Majorat riss er trotzdem an sich, indem er die Existenz des legitimen Erben, Wolfgangs Sohn Roderich jun. verschwieg. Später bereute er diesen Entschluss, sorgte für den Unterhalt des Jungen und verfügte, dass das Erbe nicht seinen Söhnen, sondern dem legitimen Erben zukommen sollte (266f.).