Daniel

Ist schon der Hausverwalter des alten Roderich Freiherr von R. sen. und bleibt in dieser Funktion im Schloss, bis er wegen einer Krankheit von Franz dem Jäger abgelöst wird. Er ist der Mörder von Wolfgang, dem Erben Roderichs. 

Das Motiv dieser Tat war Rachlust, denn Wolfgang hatte ihn beim Antritt seines Erbes gekränkt. Dennoch verschaffte er seinem neuen Herrn Zugang zu den versteckten Schätzen des Ahnherrn, deren Geheimnis er als einziger Vertrauter Roderichs kannte: Mit »widrigem Lächeln« auf den Lippen, das sich »zum abscheulichen Grinsen« verzog, händigte er Wolfgang den Schlüssel zur Kammer mit der Goldtruhe aus und ließ ihn wissen, dass im Schutt des eingestürzten Turmes noch »viele tausend Goldstücke« vergraben seien (252). Fortan benahm er sich zwar »still und demütig gegen den Freiherrn« (255), aber in seinem »Innern kochte blutige Rache« (281). Er schmiedete mit Wolfgangs Bruder Hubert ein Mordkomplott. Gleichzeitig schien er sich täglich mehr zu verjüngen, so dass aus dem »Greise« wieder ein »rüstiger Mann« wurde (256).

Er hatte oft beobachtet, wie Wolfgang nachts am Abgrund des eingestürzten Turmes den Blick sehnsuchtsvoll auf die begrabenen Schätze heftete, von denen er gesprochen hatte. Um den Mord wie einen Unfall erscheinen zu lassen, lauerte er ihm eines Nachts auf und stieß ihn in den Abgrund. Danach brachte er Hubert, der von Skrupeln gepackt abreisen wollte, wie gewünscht das gesattelte Pferd, konnte ihn aber zum Bleiben überreden, weil der Mord schon geschehen war.

Von seiner Schuld verfolgt, schlich Daniel fortan bei Vollmond immer wieder als Schlafwandler durch das Schloss, wiederholte die Szenen der Mordnacht und kratzte sich an der – auf seinen eigenen Vorschlag hin – zugemauerten Tür zum Abgrund die Finger blutig. Mit diesen nächtlichen Auftritten brachte er den Advokaten V. auf die Spur seines Verbrechens, das er ihm schließlich in einem Schreiben eingestand. 

Seit der ersten Konfrontation mit V. war er schwer erkrankt, verweigerte die Nahrung und »starrte, wie festgeklammert von einem entsetzlichen Gedanken, mit Blicken, in denen sich der Tod malte, vor sich hin« (274). 

Seine Stelle wurde dem alten Jäger Franz übertragen und nach monatelangem Siechtum trat er, den »Jedermann in tiefer Krankheit ohnmächtig daliegend, nicht für fähig hielt ein Glied zu rühren«, doch noch einmal schlafwandelnd in den Gerichtssaal (278). Als Roderich jun., der sein Erbe inzwischen angetretten hatte, den Schlafwandler unwissentlich mit denselben Worten ansprach, mit denen sein Vater Wolfgang seinen Mörder angesprochen hatte – »Daniel! – Daniel! – was machst du hier zu dieser Stunde!« –, sank der Alte tot zu Boden (278). 

Seither spukt er in Vollmondnächten als Geist, die Handlungen der Mordnacht wiederholend, im Schloss umher. Auch dem Ich-Erzähler Theodor und V. begegnet er während ihres Aufenthalts. In der Folgenacht scheint der Advokat ihn zwar bannen zu können, aber ohne dauerhaften Erfolg, wie ein alter Bauer Theodor Jahre später zu erzählen weiß. 

Die Persönlichkeitsänderung des jungen Roderich wird ebenso wie der Tod Seraphines immer wieder mit der düsteren Stimmung des Schlosses und Daniels Spuk in Verbindung gebracht.