Georg Büchner: Dantons Tod (1835)

Danton, Georg

Georg Danton ist der Anführer einer gemäßigten Gruppierung von Revolutionären, die ein Ende des blutigen Terrorregimes der Jakobiner fordern. Er ist verheiratet mit Julie, für die er trotz seiner Liebschaften ernsthafte Gefühle hat, besonders weil ihre Gegenwart ihm Ruhe bringt. Er sieht sich selbst als Gallionsfigur der Revolution und als verantwortlich für die Abschaffung der Monarchie: »Ich habe auf dem Marsfelde dem Königthume den Krieg erklärt, ich habe es am 10. August geschlagen, ich habe es am 21. Januar getödtet und den Königen einen Königskopf als Fehdehandschuh hingeworfen« (III, 4). Er unternimmt jedoch aktiv nichts gegen die Schreckensherrschaft Robespierres, wie es seine Anhänger von ihm erwarten, sondern vertreibt sich die Zeit mit seiner Geliebten, der Grisette Marion. Seine Genusssucht macht ihn im Gegensatz zu dem als genügsam bekannten Robespierre beim Volk unbeliebt.

Er weiß, dass er sich in Lebensgefahr befindet: »die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eignen Kinder« (I, 5). Trotzdem glaubt er, dass ihn seine Verdienste um die Revolution und vor allem seine Qualitäten, die später noch gebraucht würden, vor der Guillotine schützen werden: »Männer meines Schlages sind in Revolutionen unschätzbar, auf ihrer Stirne schwebt das Genie der Freiheit« (III, 4). Immer wieder taucht der Gedanke auf, dass seine Feinde es nicht wagen werden, etwas gegen ihn zu unternehmen (I, 5).

Seine Anhänger machen ihm Vorwürfe, dass er nicht an die Öffentlichkeit tritt und gegen Robespierre Stellung bezieht: »Du stürzest dich durch dein Zögern in’s Verderben, du reißest alle deine Freunde mit dir« (II, 1). Schließlich erklärt er sich wenigstens zu einem Gespräch mit Robespierre bereit, bei dem er versucht, ihn zu überzeugen, dass das Morden ein Ende haben müsse und schon zu viele Unschuldige gestorben seien. Auf Robespierres Entgegnung, es seien keine Unschuldigen zu Tode gekommen, reagiert Danton mit Hohn (I, 6). Er greift Robespierres Moralistentum an und setzt ihm die eigene Einstellung entgegen, die sowohl Tugend als auch Laster leugnet: »Jeder handelt seiner Natur gemäß d. h. er thut, was ihm wohl thut« (I, 6).

In einem Gespräch mit seinen Gefährten begründet er seine Untätigkeit damit, dass er sich nach Ruhe sehne und keinen Sinn mehr im Kampf sehe. Hinter seiner Todessehnsucht stecken aber auch Schuldgefühle wegen der von ihm verschuldeten Septembermorde. Er bereut, das Revolutionstribunal begründet zu haben, weil es weitere Morde nicht verhindert, sondern nur bürokratisiert habe. So ist er bereit, den Tod als das kleinere Übel in Kauf zu nehmen, anstatt noch mehr Schuld auf sich zu laden: »ich will lieber guillotinirt werden als guillotiniren lassen« (II, 1). Schließlich ist der Tod für Danton, der wegen seiner Schuldgefühle unter Schlafstörungen leidet, sogar die angenehmere Alternative: »mir giebt das Grab mehr Sicherheit, es schafft mir wenigstens Vergessen« (II, 4). Er verzweifelt über der Frage der Schuldfähigkeit und Verantwortung des Einzelnen für seine Taten. Er glaubt nicht mehr an die Freiheit, sondern sieht das Subjekt als fremdbestimmt an: »Wer will der Hand fluchen, auf die der Fluch des Muß gefallen? Wer hat das Muß gesprochen, wer? Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet? Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen« (II, 5).

Nach der Verhaftung scheint er sich zunächst in sein Schicksal zu fügen, doch der Gedanke, seine Frau Julie allein zurückzulassen, gibt ihm noch einmal Kraft, gegen seine Hinrichtung aufzubegehren: »O Julie! Wenn ich allein ginge! Wenn sie mich einsam ließe! […] Ich kann nicht sterben, nein, ich kann nicht sterben. Wir müssen schreien, sie müssen mir jeden Lebenstropfen aus den Gliedern reißen« (III, 7). Bei seiner Verteidigung, die öffentlich stattfindet, gelingt es ihm mit seiner Rede, das Volk gegen Robespierre und die Seinen aufzubringen. Er macht dem Volk klar, dass die Jakobiner durch ihre immer neuen Hinrichtungen nichts für die wahren Bedürfnisse des einfachen Volkes tun: »Ihr wollt Brod und sie werfen euch Köpfe hin. Ihr durstet, und sie machen euch das Blut von den Stufen der Guillotine lecken« (III, 9). Als die Verschwörung Dillons aufgedeckt und vom Revolutionstribunal dazu genutzt wird, den Prozess abzukürzen und die Dantonisten sofort hinzurichten, begehrt Danton ein letztes Mal auf, er prophezeit Frankreich eine Zeit des Unrechts und nennt Robespierre und seine Anhänger die wahren Republikfeinde: »Das ist die Dictatur, sie hat ihren Schleier zerrissen, sie trägt die Stirne hoch, sie schreitet über unsere Leichen. […] Ich klage Robespierre, St. Just und ihre Henker des Hochverraths an. Sie wollen die Republik im Blut ersticken« (III, 9).

Doch letzten Endes ist es wieder Dantons Ruf als Genussmensch, der die Stimmung des Volkes zu Robespierres Gunsten kippen lässt. Das Leben ist für Danton in der Rückschau sinnlos: »Das war der Mühe werth mich so groß zu füttern und mich warm zu halten. Bloß Arbeit für den Todtengräber!« (IV, 3)

Septembermorde: Als Justizminister duldete George Danton, dass vom 2. bis 5. September 1792 über 1000 politische Gefangene ermordet wurden.

Legendre

Dantonist. Im Jakobinerklub beschuldigt er die anwesenden Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses, das Andenken der Jakobiner Chalier und Marat nachträglich zu schänden. Collot entgegnet ihm, die Dantonisten seien selbst mitverantwortlich für die herrschenden Gegebenheiten: »die Ursache verklagt ihre Wirkung« (I, 3), und Robespierre hält eine flammende Rede, die deutlich macht, was die Dantonisten von ihm zu erwarten haben. Lacroix macht ihm später klar, dass er mit seinen Vorwürfen vor allem Danton und sich selbst gefährdet habe. Legendre sieht die Gefahr als nicht real an, Collot sei doch nur »wieder betrunken« gewesen (I, 4).

Lacroix hat ihn im Verdacht, die Seiten wechseln zu wollen: »ich glaube«, äußert er gegenüber Danton, »er will sich das Gesicht wieder roth machen, er ist ganz aus der terreur herausgekommen« (I, 5). Doch Danton meint dazu, man müsse Legendre dankbar sein, da durch ihn Robespierres Absichten erkennbar geworden seien.

Nach der Verhaftung Dantons und der Seinen stellt Legendre sich im Nationalkonvent auf die Seite Dantons und wirft dem Wohlfahrtsausschuss vor, die Verhaftung sei auf »Privathaß und Privatleidenschaften« gegründet. Er setzt sich bei den Deputierten dafür ein, dass Danton eine öffentliche Verteidigung gestattet werden soll. Einige sprechen sich dafür aus, doch Robespierre gelingt es, den Nationalkonvent davon zu überzeugen, dass niemandem Sonderrechte eingeräumt werden dürften.

Joseph Chalier und Jean-Paul Marat, beide Jakobiner und Gegner der gemäßigten Girondisten, wurden 1793 ermordet und bald darauf zu ›Märtyrern der Revolution‹ erklärt.

Desmoulins, Camille

Camille Desmoulins, verheiratet mit Lucile, gehört zu den Revolutionären der ersten Stunde. Er ist auf der Seite der Dantonisten, hat jedoch auch gute Verbindungen zu Robespierre.

Für ihn bekommt der Staat durch die Menschen, die in ihm leben, seine Gestalt. Die Revolutionäre haben seiner Ansicht nach nicht das Recht, ihnen eine Staatsform aufzuzwingen: »Wir werden den Leuten, welche über die nackte Schulter der allerliebsten Sünderin Frankreich den Nonnenschleier werfen wollen, auf die Finger schlagen« (I, 1). Er kritisiert an der Gesellschaft, dass nur noch fiktive Gestalten und Geschehnisse die Menschen berührten, die Realität aber wüssten sie nicht zu schätzen: »Sie vergessen ihren Herrgott über seinen schlechten Copisten« (II, 3).

Er will Danton überreden, zu handeln und eine Rede zu halten. Doch als er von Dantons bevorstehender Verhaftung hört, unterschätzt auch er die Gefahr für sich selbst. Er glaubt, seine gemeinsame Vergangenheit mit Robespierre würde ihn vor der Hinrichtung schützen: »Wir saßen auf einer Schulbank. […] Er hat mir immer große Anhänglichkeit gezeigt« (II, 3). Auch im Volk ist er beliebt, bei seiner Ankunft im Gefängnis wird er von mehreren Gefangenen umarmt (III, 1).

Die Sorge um das Leben seiner geliebten Frau Lucile lässt ihn nicht schlafen. Er hängt jedoch auch an seinem eigenen Leben und ist in der letzten Nacht vor der Hinrichtung von Alpträumen und der Angst, wahnsinnig zu werden, geplagt. Er sucht Ruhe in der Literatur, den ›Nachtgedanken‹ (IV, 3). Kurz bevor sie zur Guillotine gefahren werden, fordert er die mitgefangenen Dantonisten auf, ihren heroischen Stolz abzulegen: »Wir haben uns Alle am nemlichen Tische krank gegessen und haben Leibgrimmen, was haltet Ihr Euch die Servietten vor das Gesicht, schreit nur und greint wie es Euch ankommt« (IV, 5).

Auf der Fahrt zur Hinrichtung muss er von Danton in seinem Zorn beruhigt werden, doch als sie ankommen, steigt er als Erster gefasst auf das Gerüst der Guillotine (IV, 7).

Bei Desmoulins Lektüre handelt es sich um Edward Youngs »Klagen oder Nachtgedanken« (1742-45). Die düsteren Gedichte beschäftigen sich mit dem Tod und der Unsterblichkeit und wurden inspiriert durch den Tod von Youngs Frau.

Hérault-Séchelles

Hérault ist einer der Anhänger und ein enger Freund Dantons und Deputierter im Nationalkonvent. Er vertritt die Meinung der Dantonisten, dass die durch Tugend legitimisierte Terrorherrschaft Robespierres ein Ende haben und einem neuen, gerechteren Gemeinwesen Platz schaffen muss: »Die Revolution muß aufhören und die Republik muß anfangen. In unsern Staatsgrundsätzen muß das Recht an die Stelle der Pflicht, das Wohlbefinden an die der Tugend und die Nothwehr an die der Strafe treten. Jeder muß sich geltend machen und seine Natur durchsetzen können. Er mag nun gut oder böse seyn, das geht den Staat nichts an« (I, 1).

Nachdem er mit den Dantonisten verhaftet worden ist, schließt er sich Dantons genussorientierten Einstellung an, ein Leben in Untätigkeit sei einem schweren, arbeitsreichen vorzuziehen: »Wir werden wenigstens nicht mit Schwielen an den Fingern der hübschen Dame Verwesung die Wangen streicheln« (III, 1).

Die Nacht vor der Hinrichtung verbringt er in einer Zelle mit Danton, Camille und Lacroix, mit dem er sich sogar das Bett teilen muss (IV, 3). Hérault will Danton kurz vor der Hinrichtung ein letztes Mal umarmen, der Versuch wird allerdings vom Henker unterbunden, worauf Danton diesen fragt, ob er auch noch verhindern wolle, dass ihre »Köpfe sich auf dem Boden des Korbes küssen« (IV, 7).

Lacroix

Der ehemalige Advokatenschreiber und jetzige Generalleutnant Frankreichs (I, 6). Lacroix ist Deputierter im Nationalkonvent und Anhänger Dantons.

Er durchschaut früh die Absicht Robespierres, sich Dantons und dessen Anhängerschaft zu entledigen. Den Grund für die Gefahr sieht Lacroix allerdings im Blutdurst des Volkes: »dem Volk ist nicht geholfen es läuft noch barfuß in den Gassen und will sich aus Aristocratenleder Schuhe machen. Der Guillotinenthermometer darf nicht fallen, noch einige Grade und der Wohlfahrtsausschuß kann sich sein Bett auf dem Revolutionsplatz suchen« (I, 4). Er sieht, dass Dantons Genussleben beim Volk Neid erzeugt, und stimmt in dieser Kritik an Danton mit dem Volk überein. Er sagt ihm seinen Untergang voraus: »Die Schenkel der demoiselle guillotinieren dich« (I, 5).

Er kritisiert außerdem Dantons Untätigkeit und wirft ihm vor, nicht einmal aus Unwissenheit, sondern aus »Faulheit« nicht zu handeln: »Er will sich lieber guillotiniren lassen, als eine Rede halten« (II, 1). Er glaubt, eine Rede Dantons könnte die Gegner Robespierres noch einmal versammeln, um »wenigstens nicht entwaffnet und erniedrigt wie der schändliche Hebert« zu sterben (II, 1).

Als sie schließlich verhaftet werden, ist er überrascht über die schlechten Verhältnisse im Gefängnis: »Wie, so viele Unglückliche, und in einem so elenden Zustande?« (III, 3) Diese bekommt er auch selbst zu spüren, als er sich in der Todeszelle ein Bett mit Hérault teilen muss. Als er schließlich vor der Hinrichtung an der Reihe ist, seine letzten Worte zu sprechen, will er dem Volk dessen Fehler noch einmal vor Augen halten, erntet dafür aber keinen Applaus: »Ihr tödtet uns an dem Tage, wo ihr den Verstand verloren habt; ihr werdet sie an dem tödten, wo ihr ihn wiederbekommt.« Darauf antworten einige Stimmen: »Das war schon einmal da! wie langweilig!« (IV, 7)

Jacques-René Hébert (1757-1794) war Anführer einer radikalen revolutionären Gruppierung, die besonders durch ihre vehemente Kritik an der Kirche auffiel. Er und seine Anhänger wurden am 24. März 1794 hingerichtet.

Philippeau

Dantonist. Er ist der Meinung, dass es Hinrichtungen genug gegeben habe, man müsse nun einen »Gnadenausschuss« einführen (I, 1). Die sogenannten Decemvirn des Wohlfahrtsausschusses kritisiert er als grausam und blutrünstig.

Als Danton bekennt, dass er des Kämpfens müde sei, appelliert Philippeau vergeblich an das Wohl Frankreichs (II,1).

Er sieht sich und die anderen Verurteilten als unschuldig an: »Wir sind Priester, die mit Sterbenden gebetet haben, wir sind angesteckt worden und sterben an der nemlichen Seuche« (III, 1). Im Gegensatz zu Danton glaubt er an einen Gott, bei dem er Ruhe zu finden hofft (III, 7).

Als sie sich das letzte Mal vor der Hinrichtung sehen, versucht Philippeau, Trost zu spenden, indem er der Situation etwas Positives abgewinnt: »Meine Freunde man braucht doch gerade nicht hoch über der Erde zu stehen um von all dem wirren Schwanken und Flimmern nichts mehr zu sehen und die Augen von einigen großen, göttlichen Linien erfüllt zu haben« (IV, 5).

Selbst auf dem Schaffott stehend vergibt er seinen Henkern und wünscht ihnen, keinen schlimmeren Tod als den eigenen, was von Hérault mit einem bösen Kommentar bedacht wird: »Dacht’ ich’s doch, er muß sich noch einmal in den Busen greifen und den Leuten da unten zeigen, daß er reine Wäsche hat« (IV, 7).

Fabre d’Eglantine

Anhänger Dantons, der mit ihm hingerichtet wird. Er kommt nur in der Szene der Hinrichtung (IV, 7) vor, in der er sich von Danton mit den Worten »Lebewohl Danton. Ich sterbe doppelt« verabschiedet.

Mercier

Dantonist. Er streitet mit Thomas Payne über die Existenz und das Wesen Gottes. Während dieser Chaumette beweisen möchte, dass es keinen Gott gibt, hält Mercier dagegen, es müsse doch eine »Ursache« für die Entstehung der Welt geben.

Als Lacroix schockiert über die Verhältnisse im Gefängnis ist, weist Mercier ihn darauf hin, dass der Schrecken, den er hier sehe, nur der Ideologie, die er selbst vertreten habe, entspräche: »Blickt um Euch, das Alles habt Ihr gesprochen, es ist eine mimische Uebersetzung eurer Worte. Dieße Elenden, ihre Henker und die Guillotine sind Eure lebendig gewordnen Reden« (III, 3).

Payne, Thomas

Er sitzt gemeinsam mit den Dantonisten im Gefängnis. Danton bewundert seine Leistungen in der amerikanischen Revolution: »Was Sie für das Wohl Ihres Landes gethan, habe ich für das meinige versucht« (III, 1).

Payne versucht, Chaumette in seiner Angst vor dem Tod zu beruhigen, indem er gegen die Existenz Gottes argumentiert. Die Vorstellung von Gott als Schöpfer der Welt sei im schöpferischen Wesen des Menschen begründet: »Ist’s nicht sehr menschlich, uns Gott nur als schaffend denken zu können? Weil wir uns immer regen und schütteln müssen um uns nur immer sagen zu können: wir sind! müssen wir Gott auch dieß elende Bedürfniß andichten?« (III, 1)

Auch die Existenz und Sinnhaftigkeit der Moral stellt er in Frage. Da für ihn kein allgemein gültiges Wertesystem besteht, handelt er, ähnlich wie Danton, immer nach seinen eigenen Bedürfnissen: »Ich handle meiner Natur gemäß, was ihr angemessen, ist für mich gut und ich thu’ es und was ihr zuwider, ist für mich bös und ich thue es nicht« (III, 1).

Robespierre

Robespierre, vom Volk der ›Unbestechliche‹ genannt, ist der Anführer der Jakobiner und verantwortlich für die Schreckensherrschaft während der Revolution. Camille, der ihn seit Jugendtagen kennt, beschreibt ihn als damals schon »immer finster, und einsam« (II, 3).

Beim Volk ist er für seine Tugendhaftigkeit bekannt, was ihm eine größere Autorität verschafft als seinem Gegenspieler Danton, der als Genussmensch gilt. Mit der Tugend rechtfertigt er auch die Schreckensherrschaft: »Die Waffe der Republik ist der Schrecken, die Kraft der Republik ist die Tugend. Die Tugend, weil ohne sie der Schrecken verderblich, der Schrecken, weil ohne ihn die Tugend ohnmächtig ist« (I, 3). Die Revolution ist für ihn erst dann vollendet, wenn das Laster komplett aus der Welt geschafft ist. Er ist überzeugt, dass bei den zahllosen Hinrichtungen von politischen Gegnern kein Unschuldiger getroffen wird. Für sein Ideal der Freiheit wäre er ohne Rücksicht bereit, Freunde, Verwandte, sogar sich selbst zu opfern (I, 5). Trotzdem zögert er, als er das Todesurteil über seinen Jugendfreund Camille sprechen soll, er überwindet sich jedoch und will die Sache schnell hinter sich bringen: »Weg mit Ihnen! Rasch! nur die Todten kommen nicht wieder« (I, 6). So leicht nimmt er den Verlust jedoch nicht, er leidet unter der Einsamkeit, in die er sich selbst durch die Hinrichtung seiner engsten Vertrauten manövriert hat.

Auch Danton bescheinigt ihm seine Tugendhaftigkeit, wirft ihm jedoch vor, er befriedige damit nur sein Bedürfnis, sich besser als andere zu fühlen. Robespierre leugnet dies vehement, doch nachdem Danton ihn verlassen hat, kommen ihm Zweifel an seiner eigenen Integrität: »Ich weiß nicht, was in mir das Andere belügt« (I, 6). Er zweifelt auch daran, ob es wirklich notwendig ist, Danton töten zu lassen, und ob seine Motive dafür nicht doch aus Neid und Geltungsbedürfnis gespeist werden. Doch er schiebt diese Zweifel sofort beiseite, indem er sich seiner Ideale erinnert: »Ist’s denn so nothwendig? Ja, ja! die Republik! Er muss weg« (I, 6).

Nach der Verhaftung Dantons und seinen ersten Verteidigungsplädoyers scheint die Stimmung auf der Straße zu kippen, Robespierre wird in einer Versammlung »Verräter« genannt, weil es dem Volk durch die vielen Hinrichtungen nicht besser geht: »Die Guillotine ist eine schlechte Mühle und Samson ein schlechter Bäckerknecht, wir wollen Brod, Brod!« (III, 10) Doch schnell werden wieder Stimmen laut, dass sich Robespierre im Gegensatz zu Danton nicht bereichert habe, und das Volk ist schon bald wieder auf der Seite des ›Unbestechlichen‹. Auch im Wohlfahrtsausschuss gibt es Stimmen, die sich heimlich gegen Robespierre wenden und seinen Tugendrigorismus kritisieren: »Robespierre will aus der Revolution einen Hörsaal für Moral machen und die Guillotine als Katheder gebrauchen. […] Auf dem er aber alsdann nicht stehen, sondern liegen soll« (III, 6). So hat es durchaus seine Berechtigung, wenn Danton kurz vor seiner Hinrichtung dem Anführer der Jakobiner den baldigen Tod prophezeit: »Ich lasse ihm keine sechs Monate Frist, ich ziehe ihn mit mir« (IV, 5).

Maximilien de Robespierre wird am 28. Juli 1794, knapp vier Monate nach George Dantons Tod durch die Guillotine hingerichtet.

St. Just

St. Just, Mitglied des Wohlfahrtsausschusses, ist die rechte Hand Robespierres und die ausführende Gewalt der Jakobiner. Er überzeugt Robespierre von der Notwendigkeit der Hinrichtung nicht nur Dantons, sondern auch seiner Mitstreiter: »Wir müssen die große Leiche mit Anstand begraben, wie Priester, nicht wie Mörder. Wir dürfen sie nicht zerstücken, all ihre Glieder müssen mit hinunter« (I, 6). Dabei überzeugt er Robespierre vor allem davon, dass auch Camille sterben muss, gegen den St. Just einen persönlichen Hass zu empfinden scheint (I, 6). Danton prophezeit ihm, er werde bei der Nachwelt »für dieße Lästerung verantwortlich seyn« (III, 4).

Vor dem Nationalkonvent steht er dafür ein, dass man für eine Idee wie die der Revolution töten darf. Er argumentiert, dass die Naturgesetze den Menschen töten, wenn er ihnen zuwider handelt, und dass dementsprechend auch die »moralische Natur« der Revolution das Recht dazu habe (II, 7). Außerdem liegt für ihn auf der Hand, dass die Revolution eine Zeit ist, »wo der Gang der Geschichte rascher ist« (II, 7) und deshalb zwangsläufig mehr Menschen in kürzerer Zeit ihr Leben verlieren.

Als Danton mit seinen Verteidigungsreden das Volk aufwühlt, wird klar, dass St. Just kein Mittel scheuen wird, um sich der Dantonisten zu entledigen: »Sie müssen weg, um jeden Preis und sollten wir sie mit den eigenen Händen erwürgen« (III, 6). Als er von dem geplanten Aufstand durch General Dillon erfährt, zögert er keine Sekunde, damit Danton zum Schweigen zu bringen. Selbst die anderen Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses wie Barrère finden sein Vorgehen skrupellos: »Ja, geh St. Just, und spinne deine Perioden, worin jedes Komma ein Säbelhieb und jeder Punkt ein abgeschlagner Kopf ist« (III, 6).

Barrère

3Mitglied des Wohlfahrtsausschusses. Auf eine Meldung hin, Gefangene verlangten einen Arzt, schließt er sich dem harten Urteil Billauds an, es sei effizienter, wenn die Verurteilten von selber stürben: »Die Schwindsucht eines Aristocraten spart dem Revolutionstribunal eine Sitzung. Jede Arznei wäre kontrerevolutionär« (III, 6).

Er befürchtet jedoch, durch die schlechten Verhältnisse in den Gefängnissen könnte das Mittel der Todesstrafe an Macht verlieren: »es ist nicht gut, daß die Guillotine zu lachen anfängt, die Leute haben sonst keine Furcht mehr davor« (III, 6).

Er kritisiert gemeinsam mit Collot und Billaud St. Just und Robespierre, die seiner Ansicht nach nicht die Feinde der Revolution, sondern die Feinde ihrer persönlichen Moralvorstellungen bekämpfen: »Hast du das Wort ›Kur‹ gehört? Sie werden noch aus der Guillotine ein specificum gegen die Lustseuche machen. Sie kämpfen nicht mit den Moderirten, sie kämpfen mit dem Laster« (III, 6).

Als er allein ist, widert ihn ihre Erbarmungslosigkeit an, er ist sich aber bewusst, dass er genauso Schuld trägt. Er rechtfertigt sein opportunistisches Verhalten damit, dass er sonst selbst hingerichtet würde.

Collot d’Herbois

Mitglied des Wohlfahrtsausschusses. Als Legendre Vertretern des Ausschusses vorwirft, den Ruf Marats und Chaliers im Nachhinein zerstören zu wollen, fordert Collot ihn auf, die Maske abzunehmen, und droht ihm, »die Büsten der Heiligen werden unberührt bleiben, sie werden wie Medusenhäupter die Verräther in Stein verwandlen« (I, 3).

Im Wohlfahrtsausschuss schlägt er einer älteren Frau, die im Gefängnis sitzt, die Bitte ab, sie sterben zu lassen: »Sie sitzt erst seit vier Wochen. Die Antwort ist leicht. (er schreibt und liest.) Bürgerin, es ist noch nicht lange genug, daß du den Tod wünschest« (III, 6).

Im Gespräch mit Billaud und Barrére kündigt er an, Robespierre, mit dessen Tugendrigorismus sie nicht mehr übereinstimmen, werde bald selbst Opfer der Guillotine werden.

Billaud Varennes

Mitglied des Wohlfahrtsausschusses. Die Bitte einiger Gefangener um einen Arzt lehnt er ab, da es effizienter sei, diese sterben zu lassen. Auf den Zusatz hin, es seien schwangere Frauen dabei, erwidert er kaltblütig: »Desto besser, da brauchen ihre Kinder keinen Sarg« (III, 6).

Er hat nichts dagegen, Robespierre ebenfalls zum Opfer der Guillotine werden zu lassen, er sei mit seiner Tugendhaftigkeit bloß ein »impotenter Mahomet« (III, 6).

Chaumette

Chaumette, der sich als »Philosoph Anaxagoras« (III, 1) bezeichnen lässt, sitzt als Anhänger der atheistischen Gruppe Héberts mit den Dantonisten im Gefängnis. Im Hinblick auf seine bevorstehende Hinrichtung ergreift ihn jedoch eine Angst vor einer Strafe Gottes im Jenseits. Deswegen lässt er sich zur Beruhigung von Thomas Payne beweisen, dass Gott nicht existiert. Als Mercier an einer Stelle der Argumentation Einspruch erhebt, will Chaumette die Gegenargumente nicht hören: »Schweigen Sie! Schweigen Sie!« (III, 1)

Dagegen stimmt er Paynes Entwertung der Moral freudig zu, da er damit sein eigenes Fehlverhalten rechtfertigen kann. Payne prophezeit jedoch nach Chaumettes Abgang, er werde aus Angst vor dem Tod eher allen Religionen gleichzeitig beitreten, als Gott wirklich abzuschwören: »er wird sich zu guter Letzt noch die Oelung geben, die Füße nach Mecca zu legen, und sich beschneiden lassen um ja keinen Weg zu verfehlen« (III, 1).

Dillon

General Dillon sitzt zum Tod verurteilt im Gefängnis. Er bekommt eine Nachricht von Dantons Verhaftung und von dem Eindruck, den er vor Gericht bei den Zuschauern gemacht hat.

Daraufhin überlegt er sich einen Plan für einen Aufstand gegen Robespierre und seine Anhänger. Dantons Verhaftung müsste für alle verbliebenen Gegner der Terreur Anlass genug sein, sich zu verbünden: »Die Hand an Danton! Wer ist noch sicher? Die Furcht wird sie vereinigen« (III, 5). Sein Plan besteht darin, Lucile und Julie Geld unter dem Volk verteilen zu lassen, um es auf seine Seite zu bringen. Währenddessen will er sich mit den Gefangenen in Verbindung setzen und einen Ausbruchsversuch wagen. Er ist der Überzeugung, es müsse genug Leute, »alte Soldaten, Girondisten, Exadlige« geben (III, 5), um den Aufstand erfolgreich durchzuführen.

Während Dillon seine Pläne spinnt, wird er immer betrunkener und bemerkt nicht, dass sein Zellengenosse Laflotte vorhat, ihn zu denunzieren. Er bittet Laflotte sogar um Hilfe, sein Plan wird jedoch von diesem sofort weitergegeben und erreicht binnen Kurzem den Wohlfahrtsausschuss: »Eben erhalte ich eine Denunciation. Man conspirirt in den Gefängnissen, […], Dillon hat getrunken und geplaudert«, gibt St. Just dem Ausschuss bekannt. Darauf Barrère: »Er schneidet sich mit seiner Bouteille den Hals ab« (III, 6).

Fouquier Tinville

Er ist der öffentliche Ankläger Dantons und seiner mitangeklagten Anhänger. Er hat Respekt vor der Wirkung Dantons auf die Geschworenen. Daher nimmt er Herrmanns Vorschlag, diese nicht wie vorgeschrieben auszulosen, sondern »die Handfesten« auszusuchen, ohne Zögern an, damit Danton sicher verurteilt wird (III, 2).

Trotzdem gelingt es ihm zuerst nicht, gegen Dantons Verteidigungsrede anzukommen: »Ich weiß nicht mehr, was ich antworten soll, sie fordern eine Commission« (III, 8). Erst als Amar ihm die Nachricht von der Verschwörung Dillons und dessen Plan, die Angeklagten zu befreien, überbringt, kehrt seine Selbstsicherheit zurück. Er setzt St. Justs Plan um, und verkündet vor dem Revolutionstribunal, dass ab jetzt den Angeklagten ihr Recht der öffentlichen Verteidigung entzogen werden könne, sollten sie »die dem Gesetze schuldige Ehrfurcht außer Augen setzen« (III, 9). Damit hat er ein Mittel gegen die publikumswirksamen Reden Dantons in der Hand.

Herrmann

Einer der Präsidenten des Revolutionstribunals. Er ist besorgt darüber, dass Danton die Geschworenen durch seine rhetorischen Fähigkeiten zu einem Freispruch bewegen könnte. Deshalb schlägt er Fouquier vor, die Geschworenen nicht, wie es dem Gesetz entspräche, per Los auszusuchen, sondern willkürlich auszuwählen. Er hat schon diejenigen herausgesucht, die dafür bekannt sind, jeden schuldig zu sprechen, der vor das Tribunal gestellt wird, wie beispielsweise »Vilatte und Lumière, der eine sitzt immer in der Trinkstube und der andere schläft immer, beyde öffnen den Mund nur, um das Wort: ›schuldig!‹ zu sagen« (III, 2).

Er führt die Verhandlung gegen Danton und fordert ihn mehrfach auf, »mit Ruhe« zu antworten (III, 4). Als dieser auf seine Verdienste für die Revolution hinweist und damit vom Publikum mit Beifallsäußerungen bedacht wird, unterbricht ihn Herrmann und beschließt die Sitzung vorzeitig: »Danton, Ihre Stimme ist erschöpft, Sie sind zu heftig bewegt. Sie werden das Nächstemal Ihre Vertheidigung beschließen. Sie haben Ruhe nöthig. Die Sitzung ist aufgehoben« (III, 4).

Dumas

Einer der Präsidenten des Revolutionstribunals. Er unterhält sich auf der Straße mit einem Bürger (IV, 1). Dieser fragt ihn nach seiner Frau, worauf Dumas ihm mitteilt, dass er sie hinrichten lassen wird: »Das Revolutionstribunal wird unsere Ehescheidung aussprechen, die Guillotine wird uns von Tisch und Bett trennen«. Als dieser ihn daraufhin ein »Ungeheuer« nennt, erwidert er ihm, auch Brutus, den sie alle bewunderten, habe »sein Liebstes« dem Vaterland geopfert.

Paris, Fabricius

Ein Freund Dantons. Nachdem Robespierre auf einer Versammlung der Jakobiner den Dantonisten den Kampf ansagt, geht er zu ihm und verlangt eine Erklärung. Er berichtet Danton, Robespierre habe angedeutet, dass er vor einer Verhaftung der Dantonisten nicht zurückschrecken werde (I, 5). Daraufhin begleitet er Danton zu einer Unterredung mit Robespierre, der er schweigend beiwohnt (I, 6). Als eine Festnahme Dantons immer wahrscheinlicher wird, versucht er, den Freund zur Flucht zu überreden, was ihm allerdings nicht gelingt (II, 1).

Simon

Simon, der früher als Souffleur beim Theater gearbeitet hat, hat eine Frau und eine Tochter. Aus seiner Zeit als Souffleur kennt er die Texte klassischer Tragödien, er zitiert besonders aus Virginia- und Lukrezia-Dramen, deren Geschichten er durcheinanderwirft.

Er ist Alkoholiker und so arm, dass seine Tochter sich prostituieren muss. Als er dies bemerkt, macht er seine Frau dafür verantwortlich, beschimpft sie betrunken als Kupplerin und schlägt sie. Seine Frau verteidigt ihn trotz allem, abgesehen von seiner Alkoholsucht sei er ein »braver Mann« (I, 2). Er will mit der Schande, dass seine Tochter ihren Körper verkauft, nicht leben, doch seine Frau hält dagegen, dass auch er das Geld zum Überleben braucht: »hättest du nur ein Paar Hosen hinaufzuziehen, wenn die jungen Herren die Hosen nicht bey ihr herunterließen?« (I, 2)

Als der Befehl gegeben wird, Danton zu verhaften, wird er mit einigen Bürgern mit der Festnahme beauftragt und dringt gewaltsam in Dantons Haus ein, um den Auftrag auszuführen (II, 6).

Laflotte

Laflotte ist ein junger Mann, der im selben Gefängnis wie die Dantonisten sitzt. Dort teilt er sich die Zelle mit General Dillon und ist wie er zum Tod verurteilt.

Als Dillon ihm betrunken von seinem Plan erzählt, einen Aufstand anzuzetteln, beschließt Laflotte, ihn zu verraten, um so vielleicht sein eigenes Leben zu retten. Ihm ist zwar klar, dass sein Verrat moralisch verwerflich ist, doch das nimmt er in Kauf: »Nun freilich, es riecht ein wenig nach Schufterie. Was thut’s? […] Man bekommt Gewissensbisse, das ist doch eine Abwechslung« (III, 5). Er rechtfertigt die Tat außerdem vor sich selbst mit dem Argument, dass Dillon ohnehin zum Tode verurteilt sei. Es ist jedoch vor allem die Angst vor der Hinrichtung, die ihn antreibt: »ich fürchte den Tod nicht, aber den Schmerz« (III, 5).

Um mehr zu erfahren, verspricht er dem General, ihn bei seinem Plan unterstützen zu wollen, verrät ihn aber stattdessen: »Du kannst auf mich zählen General, wir werden aus dem Loch kommen, (für sich im Hinausgehen) um in ein anderes zu gehen, ich in das weiteste, die Welt, er in das engste, das Grab« (III, 5).

Julie

Die Ehefrau Dantons. Danton gibt eine Beschreibung ihres Äußeren: »Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint« (I, 1).

Sie zweifelt an Dantons Liebe, und als er ihr offenbart, er liebe sie »wie das Grab« (I, 1), ist sie entsetzt, obwohl er damit auf die ersehnte Ruhe anspielt, die er im Tod zu finden hofft. Sie macht sich Sorgen um seinen Geisteszustand, als sie mitbekommt, wie er sich nachts mit seiner Schuld wegen der Septembermorde auseinandersetzt: »Gott erhalte dir deine Sinne, Georg, Georg, erkennst du mich?« (II, 5) Doch es gelingt ihr, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen: »Du hast das Vaterland gerettet.« Darauf Danton: »Ja das hab’ ich, das war Nothwehr, wir mußten. […] Jetzt bin ich ruhig« (II, 5).

Julie kann es nicht ertragen, der Exekution ihres Mannes beizuwohnen, und schickt ihm stattdessen eine Locke mit der Nachricht, er würde nicht allein in den Tod gehen (IV, 2). Im Anschluss nimmt sie Gift, um Danton sogar noch zuvorzukommen: »Keinen Augenblick möchte ich ihn warten lassen« (IV, 6).

Lucile

Die Ehefrau des Camille Desmoulins. Sie liebt ihn, versteht aber nichts von seinen politischen Ansichten. Sie sorgt sich um ihn, als Danton verhaftet werden soll, aber Camille beruhigt sie: »Danton und ich sind nicht eins« (II, 3).

Als Camille schließlich doch ins Gefängnis kommt, empfindet sie Schmerz über die Ungerechtigkeit der Welt: »Es darf ja Alles leben, Alles, die kleine Mücke da, – der Vogel. Warum denn er nicht?« (IV, 8) Jedoch bleibt ihr nichts anderes übrig als sich in ihr Schicksal zu fügen: »Das ist eine böse Zeit. Es geht einmal so. Wer kann da drüber hinaus? Man muß sich fassen« (II, 3). Es gelingt ihr aber schließlich nicht, den bevorstehenden Tod ihres Mannes zu verarbeiten, und sie wird über die Gedanken daran verrückt, was Camille ihr, als sie vor dem Gefängnis steht, ansieht: »Der Wahnsinn saß hinter ihren Augen« (IV, 5).

Nach Camilles Tod sucht sie den Ort seiner Exekution auf und hängt ihren Gedanken an den Tod nach. Als eine Patrouille erscheint, beschließt sie, Camille in den Tod zu folgen. Sie ruft »Es lebe der König!« (IV, 9) und provoziert so ihre Festnahme. 

Rosalie

Grisette, die mit Lacroix und Adelaide bei Danton und Marion im Palais-Royal erscheint. Sie weist Marion darauf hin, dass sie sich lange nicht mehr gesehen hätten, und zeigt damit ihre Eifersucht auf deren Sonderstellung als Geliebte Dantons. Dieser macht Rosalie ein Kompliment zu ihrer Figur: »Ey Kleine, du hast ja geschmeidige Hüften bekommen«. Sein Vergleich Rosalies mit einer Kompassnadel und die Anspielung auf eine mögliche Syphilisinfektion sind allerdings weniger schmeichelhaft: »Sie ist eine Magnetnadel, was der Pol Kopf abstößt, zieht der Pol Fuß an, die Mitte ist ein Aequator, wo jeder eine Sublimattaufe nöthig hat, der zum Erstenmal die Linie passirt« (I, 5). Deshalb verlassen sie und Adelaide kurz darauf wütend die Bühne.

Sie erscheint noch einmal in einer Straßenszene (II, 2), in der sie, da sie und Adelaide nicht genug zu essen haben, Soldaten ihre Dienste als Prostituierte anbietet.

Adelaide

Grisette, die mit Lacroix und Rosalie bei Danton und Marion im Palais-Royal erscheint. Lacroix nennt sie eine der »Priesterinnen mit dem Leib« (I, 5).

Für Danton ist sie eine »pikante Abwechslung«. Er meint, ihr Gesicht sehe aus »wie ein Feigenblatt, das sie sich vor den ganzen Leib hält« (I, 5).

Nach einer beleidigenden Bemerkung gegenüber Rosalie verlässt sie den Ort des Geschehens.

Marion

Geliebte Dantons und eine der Grisetten, die von Lacroix als »Nönnlein von der Offenbarung durch das Fleisch« (I, 5) bezeichnet werden. Wegen ihrer Freizügigkeit ist sie gesellschaftlich geächtet, doch sie hält es mit dem Grundsatz: »wer am Meisten genießt, betet am Meisten« (I, 5). Sie beschreibt sich als gefühlsbestimmt: »ich bin sehr reizbar und hänge mit allem um Mich nur durch eine Empfindung zusammen« (I, 5).

Danton begehrt nur ihren Körper und interessiert sich nicht für ihre Lebensgeschichte. Anstatt sie ihm zu erzählen, könne sie ihre »Lippen besser gebrauchen« (I, 5). Dennoch erzählt sie weiter: Ihre Mutter habe sie streng erzogen. Trotzdem habe sie keinen Sinn für Keuschheit gehabt und mit ihrer Jugendliebe ihre ersten sexuellen Erfahrungen gemacht. Ihr Verlangen sei immer größer geworden, das sei ihre »Natur«. Als ihr Geliebter bemerkt habe, dass er nicht der einzige war, habe er zuerst versucht, sie umzubringen, und sich dann selbst ertränkt. Sie habe seine Eifersucht nicht verstanden, aber dennoch um ihn getrauert. Ihre Mutter sei aus Gram über ihren Lebenswandel gestorben.

Als Lacroix auftaucht und Danton sich mit ihm über die politische Lage unterhält, ist sie enttäuscht: »Deine Lippen sind kalt geworden, deine Worte haben deine Küsse erstickt« (I, 5). 

Amar

Mitglied des Sicherheitsausschusses.

Als Fouquier im Prozess gegen Danton wegen dessen Widerstandsfähigkeit nicht weiter weiß, überbringt Amar die Nachricht von der aufgeflogenen Verschwörung General Dillons und fordert ihn auf, dafür zu sorgen, »daß wir und sie die Sache vom Hals bekommen« (III, 8).

Vouland

Mitglied des Sicherheitsausschusses.

Als die Verschwörung General Dillons aufgedeckt wird, ist er zuversichtlich, dass damit ein geeignetes Mittel gefunden ist, die Öffentlichkeit wieder gegen Danton einzunehmen (III, 8). 

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