Rastoptschin, Graf Fjodor Wassiljewitsch

General der russischen Armee, später Generalgouverneur von Moskau, ein Mann mit einem »vorstehenden Kinn und […] flackernden Augen« (3/I,XXIII,143). Im Dezember 1810 ist er Gast des alten Fürsten Bolkonski bei dessen Diner zum Namenstag (2/V,III,951-957).

In den Wochen vor dem Einmarsch der Franzosen in Moskau handelt und redet Rastoptschin, inzwischen Generalgouverneur Moskaus, außerordentlich widersprüchlich und willkürlich (3/III,V,410f.). Obwohl er längst weiß, dass die Armee Moskau nicht verteidigen wird, schürt er noch zwei Tage vor dem Einmarsch die Hoffnung auf Rettung, lässt Waffen an die Bevölkerung verteilen und bestimmt einen Ort, an dem sie sich sammeln soll, lässt sie dann aber ins Leere laufen (3/III,X,432f.; 3/III,XIII,448f.). Als sich die aufgebrachte Menge vor seinem Haus versammelt, um ihn zur Rede zu stellen, hetzt er sie auf Wereschtschagin, einen jungen Kaufmannssohn, den er in einem Willkürakt wegen Hochverrats hatte verurteilen lassen (3/III,X,434f.), stachelt sie zur Lynchjustiz an und macht sich aus dem Staub (3/III,XXV). Seine nachträglichen Rechtfertigungen werden vom Erzähler ironisch kommentiert (3/III,XXIV,497-502). Der Brand Moskaus, den er später selbst initiiert haben will und, je nach Opportunität, entweder als eigene Heldentat oder als eine von Kutusows Unzuverlässigkeit erzwungene Konsequenz darstellt, ist nach Überzeugung des Erzählers nicht auf Rastoptschins Anweisung hin geschehen, sondern patriotische Tat der Moskauer selbst, die sich um die widersprüchlichen Befehle Rastoptschins nicht mehr geschert haben (3/III,V,408-410).

Fjodor Wassiljewitsch Rastoptschin (1763-1828), russischer General und Staatsmann, von 1812-1814 Generalgouverneur von Moskau. Zu seinem Verhalten vor dem französischen Einmarsch vgl. Kommentar Bd.2, 1107f. und 1110-1112.