Ulrich Peltzer: Teil der Lösung (2007)

Benjamin

Er ist immer mit Lukas zusammen. Vor einiger Zeit hat Christian Eich mit beiden ein großes Besäufnis gehabt, Drogen inklusive. Sie treffen sich kurz bei Constance Erdingers Vernissage (125).

Berghain, Gert

Mitarbeiter beim Staatsschutz, ein Dicker, der eine Nacht am Computer verbringt, um die Identität der Aktionsgruppe von Holger, Jan, Nele u.a. herauszufinden; immerhin wissen sie dann, dass es drei Frauen und drei Männer sind (334 ff.). Später ist dann auch der von der Gruppe verwendete Zahlencode entschlüsselt, der sich auf ein Buch von Lewis Carroll bezieht (389).

Brenner, Carl

Professor am Romanistischen Institut, schon älter, mit massiger Figur (189). Christian Eich möchte ihn als »Boten« in die Welt der untergetauchten Roten Brigaden benutzen, mit denen er in den 70er/80er Jahren vertraut war (35). Christians Freund Jakob Schüssler, Universitätskollege Brenners, soll vermitteln. Brenner hat früher in Perugia Waffen für die Brigaden versteckt. Jakob: »dieser im Knast, jener die Zierde der Fakultät« (89). Für Brenners Karriere könnte die Kontaktaufnahme gefährlich sein. – Auf Jakobs Geburtstagsparty spricht Brenner Italienisch mit Nele (189). Schließlich ist Christian mit ihm in dessen elegantem Büro in der Dorotheenstraße verabredet, mit dem Brenners äußere Erscheinung – grauer Pferdeschwanz – deutlich kontrastiert (246 ff.). Es kommt dann tatsächlich zu verschwörerisch inszenierten Kontakten mit wechselnden Figuren (312 ff.).

Brenner will ein Haus kaufen für sich und Gerlinde (seine Sekretärin, die er zu heiraten gedenkt), nahe Küstrin an der polnischen Grenze (339 ff.). Er lädt Christian und Jakob dahin ein, sie genießen die Natur als Kontrast zur Stadt, erzählen von ihrer Jugend (392 ff., 405).

Damm, Oliver

Jüngerer Mitarbeiter beim Staatsschutz, der einiges zur Analyse des Spray-Anschlags in der U-Bahn-Station beiträgt. Die Protest-Bewegung sei diffus (107). In einer Besprechung mit dem Chef Seidenhut profiliert er sich als Kenner der Internet-Recherche; die eigentliche Arbeit scheint aber Berghain zu machen (204-210).

Später analysieren sie die Aufnahmen von weiteren Aktionen derselben Gruppe im Gebäude der Lufthansa (271 ff.). Am Ende ist er dabei, als die Wohnung von Holger und Jenny gestürmt wird (420 f.).

David

Ein »schlaksiger«, knochiger Mann, der mit Christian Eich und Vera Sellmann das angemietete Ladenbüro teilt (58). Ein ehrlicher Mensch (122).

Dusini, Bruno

Ein dicker, bärtiger Dokumentarfilmer aus Südtirol, »ein Guter« (240); Christian geht mit ihm ins Kino, um eine Filmrezension zu schreiben.

Eich, Christian

Er tritt als erste der Romanfiguren in Erscheinung, er ist die Hauptperson, in sein Inneres gewinnen die Leser am meisten Einblick (21 ff.). Er ist 36, wohnt in der Wohnung einer früheren Freundin in der Eberswalder Straße, einer lauten, neonerleuchteten Gegend.

Christian führt seinem Freund aus der Schulzeit, Jakob Schüssler, ein Video von 1978 vor, das den toten italienischen Politiker Aldo Moro zeigt, von den Roten Brigaden erschossen. Viele Angehörige der Brigaden seien später nach Frankreich geflohen und hätten dort unter der Präsidentschaft Mitterands Asyl gefunden. Christian, der von kleinen journalistischen und Werbe-Aufträgen lebt, sucht Kontakt zu einem dieser ›Zeitzeugen‹, um ein großes Interview mit ihm zu machen (34). Er hofft darauf, dass Jakobs Universitätskollege Brenner ihm den Kontakt vermitteln kann (35 ff.).

Christian und Jakob sind zusammen in der rheinischen Provinz zur Schule gegangen und beide haben dann in den 80er Jahren ihr Rebellentum mit harter Musik, Drogen und Alkohol ausgelebt (40, 133). Trotzdem haben sie ihr Studium beendet, Christian mit Jakobs Hilfe. Christian schreibt an einem Roman, lebt ziemlich chaotisch und desorientiert, verdient wenig, teilt ein schäbiges Büro mit zwei anderen, raucht zuviel. Laut Jakob kann er sich nirgends etablieren, beendet nichts (92). Der Umgangston der Freunde ist vertraut, kritisch, oft heftig. Zu Jakobs Geburtstag bringt Christian ihm eine alte Konzertkarte für die »Clash« mit, für die sie sich mit 15 in Düsseldorf begeisterten (172 ff.).

Am zweiten Tag rast er mit dem Rad durch die Stadt, u.a. zu einer Galerie, in der Constanze arbeitet (76). Dann fährt er zu Jakob, um ihn dazu zu bewegen, ihm über seinen Kollegen Brenner Kontakt zu den Roten Brigaden zu verschaffen. Dabei stößt er buchstäblich mit Jakobs Studentin Nele zusammen (83 f.).

Er trifft verschiedene Freunde in der Stadt, abends sieht er sich wieder Videos von den Roten Brigaden im Internet an, die Dokumentation der Prozesse geht bis 1986. Er nennt die ›Kämpfer‹ »Genossen der Zeit«, »Irrläufer der Geschichte. Die auf ihrer erdabgewandten Seite gelandet sind« (127).

Jakob hat zur Geburtstagsparty geladen. Unter den ihm durchaus bekannten Gästen bleibt Christian allein, sucht aber den Augenkontakt mit Nele, die auch allein herumsteht (169). Später trifft er sie in einer Ecke und sie tauschen abstrakte gesellschaftskritische Sätze, auch Blicke (180 ff.). Christian ist getroffen, aber sie werden gestört, und dann ist Nele nach Hause gefahren (189). Enttäuscht sucht er zuhause im Internet wieder die Spuren der Roten Brigaden und findet in einer italienischen Zeitung die Darstellung eines Polizistenmords im Zug, der anscheinend erst kürzlich geschah (200).

Zufällig sieht er Nele bald darauf in Kreuzberg, als sie mit dem Rad vom Schwimmen kommt. Sie ist abwechselnd kratzbürstig und freundlich, trinkt aber einen Kaffee mit ihm und begleitet ihn zur U-Bahn (219 ff.). Er bittet sie um eine Übersetzung aus einer italienischen Zeitung, sie erledigt das sofort und zeigt sich interessiert an seinem Projekt, mit den jetzt bürgerlich etablierten alten Kämpfern der Roten Brigaden zu reden (238). Es folgt eine Verabredung an der Skalitzer Straße, sie verbringen den Tag dann auf einer vertrockneten Wiese mit Reden bis Mitternacht (246, 256 ff.). Christian erscheint sie »überirdisch« (265).

Kurz darauf gehen sie abends ins Kino, dann nach Kreuzberg. Auf einer Bank nachts im einsamen Park werden sie sehr irdisch von ihrem Verlangen überwältigt (282 ff.). Das wiederholt sich in seiner Wohnung und in ihrer (306). Inzwischen hat Christians frühere Freundin Carolin ihm die Wohnung zum 1. August gekündigt (290 ff.).

Nele ist dann für ein paar Tage weggefahren und unerreichbar. Christian sieht im Internet schwere Krawalle in Zürich mit Verletzten (322), ahnt nichts von Neles Beteiligung, auch nicht nach ihrer Rückkehr (365).

Ein von Brenner vermittelter Kontaktmann zu den ehemaligen Roten Brigaden meldet sich telefonisch, und Christian wird wie im Indianerspiel kreuz und quer durch Berlin geschickt, zum Ostkreuz, dann zur Stralauer Insel, bis er schließlich einen Mann trifft, der ihm weitere Informationen zusagt (312 ff.).

Später wird er wieder von Kontaktleuten durch Berlin gehetzt, trifft auf einen durchaus bürgerlichen Typ, der ihn anweist, am 26. Juni in einem Hotel am Boulevard Garibaldi in Paris zu sein, dann das Internet zu beobachten (360 ff.). Mit Jakob wird er von Brenner eingeladen, das alte Haus bei Küstrin anzusehen, das Brenner kaufen will (392 ff.). In Berlin wird ihm eine Wohnung in der Metzer Straße angeboten, er hat auch einen Kredit aufgenommen (409).

Nach der Beerdigung seines Jugendfreundes Martin im Ruhrgebiet fährt Christian in Begleitung Neles nach Paris, wo er auf den versprochenen Kontakt zu jemandem von den Roten Brigaden hofft (422 ff.). Man schickt ihn herum, fährt ihn mit einem Auto irgendwohin, er trifft niemanden (441). Nele hat inzwischen von der Verhaftung Holgers gehört und geht weg (444). Aber am Ende kommt sie wieder zu ihm zurück (456).

Erdinger, Constanze

»Die schöne Constanze« (126) arbeitet in einer Kunst-Galerie. Christian hat zweimal mit ihr geschlafen, aber sie hat sich zurückgezogen (76 f.), das tut er nun auch (125).

Fridrich, Nele

Studentin von Jakob Schüssler, die eine Magister-Arbeit über Jean Paul schreibt, den sie liebt (87, 258). In der Tür von Jakobs Dienstzimmer wird sie von der Türklinke getroffen, als Christian gewaltsam die Tür aufreißt (89). Später sehen wir sie im privaten Archiv von Walter Zechbauer arbeiten, der in seiner großen Villa eine unüberschaubare Sammlung von Büchern, Schallplatten, CDs usw. hat, die Nele ordnen und digital archivieren soll (94). Sie hatte einen Freund, Marcello Gattuso (103), der immer noch versucht, sich an sie zu klammern (98). Sie ist 23, spielt Cello, leidet unter Rückenschmerzen (130 f.). Nele hat grüne Augen und blonde Haare, trägt eine Brille (169).

Wie Christian und viele andere ist sie Gast auf Jakobs Geburtstagsparty. Zwischen ihr und Christian entwickelt sich ein verstohlener Augenkontakt, obwohl sie sich so abweisend wie bei ihren früheren Begegnungen verhält. Vor dem Zusammenstoß in der Tür zu Jakobs Dienstzimmer hatten sie schon eine schmerzhafte Begegnung auf der Straße, ohne sich zu kennen (43). Am späteren Abend trifft Christian sie beim Betrachten von Familienbildern, sie führen einen abstrakten gesellschaftskritischen Dialog und verstehen sich (180 ff.). Als Nadja Montanus dazwischen kommt, wirft sie Christian einen verstörenden Blick zu, aber dann ist sie weg (194). Mit Carl Brenner hat sie Italienisch gesprochen, sie war ein Jahr in Rom (189). Nele wird überwiegend aus der Sicht Christians dargestellt.

Christian trifft sie zufällig in Kreuzberg, als sie vom Schwimmen kommt. Sie ist immer auf der Hut, trinkt aber schnell Kaffee mit ihm und begleitet ihn zur U-Bahn. Nele hat bei Brenner studiert, erzählt auch, dass sie aus Waren an der Müritz stammt (222). Sie übersetzt ihm etwas aus einer italienischen Zeitung, findet sein Projekt, mit alten Kämpfern der Roten Brigaden zu sprechen, interessant. Nele beherrscht die überlegenen Sätze der kritischen Gesellschaftsanalyse noch besser als Christian, sie hat die französischen Theoretiker gelesen (245 f.). Auf den Mail-Austausch folgt eine Verabredung. Sie entscheidet, er richtet sich nach ihr.

In der Sommerhitze liegen sie dann von Mittag bis Mitternacht auf einer verbrannten Wiese in der Stadt und reden, nun ohne Vorbehalte. Sie erörtert lustvoll ihre Post-Post-Moderne-Theorien, er spricht von seinem Roman (der diesem ein wenig ähnelt – 260 f.). An einem Abend gehen sie ins Kino und ihre Bewegung aufeinander zu mündet in eine heiße Liebesnacht auf einer Parkbank, die später in seiner und in ihrer Wohnung Fortsetzungen findet (282 ff.).

Christian weiß nichts von ihren Beziehungen zu der Aktionsgruppe um Holger und Jan, mit der sie sich zuvor getroffen hat. Sie kann Jan nicht ausstehen, war aber bisher solidarisch mit dem erneuerten ›bewaffneten Kampf‹, und sie erklären ihr genau, was sie in Zürich vorhaben. Danach liegt sie im Gras und weint (276 f.).

Aber sie ist in Zürich dabei (322), es gibt massive Zusammenstöße mit der Polizei, eine Frau wird schwer verletzt, Nele blutet (327). Schon vorher hatte sie zu Holger gesagt, die Zeichen, die sie setzten, seien leer (328). Sie rettet sich nun nach Hause, nach Waren, und erholt sich bei ihrer älteren Schwester und deren kleinen Kindern (343 ff.). Nach ihrer Rückkehr ist sie mit dem ahnungslosen Christian zusammen, spricht von Heirat und Treue (368, 374).

Sie begleitet ihn zur Beerdigung seines Schulfreundes Martin ins Ruhrgebiet (409 ff.), dann auch nach Paris, wo er einen Informanten über die Roten Brigaden zu finden hofft (422 ff.). Erst sind sie Touristen, dann bekommt sie offenbar die Nachricht von der Verhaftung Holgers, lässt Christian allein, will weg aus Paris (425 ff., 444). Aber am Ende kehrt sie zu dem Café zurück, in dem er auf sie wartet (456).

Holger

Am frühen Morgen des zweiten Tages der Erzählung sind Holger und eine junge Frau damit beschäftigt, in einer noch leeren U-Bahn-Station ›Zeichen zu setzen‹. Sie besprühen die Überwachungskameras mit Farbe, ebenso die Fahrkarten-Automaten mit Slogans und verkleben die Geldschlitze (52). Sie hatten wohl auch den anfänglichen Auftritt mit Flyern am Sony Center.

Holger gehört (wie Nele) zu der Gruppe, die eine ähnliche Aktion im Gebäude der Lufthansa am Kudamm ausführt (144, 214, 271). Sie fordern in Spray-Botschaften das Ende der Abschiebung von Asylbewerbern (273). Im Kaufhaus Lafayette verteilen sie maskiert Flyer mit Informationen über die Überwachungskameras, wie im Sony Center (288 ff.).

Holger, Jenny, Paul und Jan haben Nele über eine geplante bewaffnete Aktion in Zürich bei der Weltbank-Tagung informiert, an der sie teilnehmen wird (277). Das geht gründlich schief und Nele setzt sich ab.

Aber in Berlin-Treptow wird nachts das Ordnungsamt in Brand gesteckt (331). Beim Staatsschutz hat der fleißige Internet-Hacker Berghain sechs Frauen und Männer als Täter ausgemacht (334 ff.). – Am Ende stürmt die Polizei, in Anwesenheit der Staatsschützer Seidenhut und Damm, das Haus, in dem Holger und die schwangere Jenny schlafen. Beide werden festgenommen, im Keller findet man explosives Material (420 f.).

›Indio‹, Der

Der nur mit diesem Spitznamen bezeichnete Mann trifft sich konspirativ mit Klosters in einem Imbiss (68 ff., 82f.). Er hat sich in die Aktionsgruppe um Holger, Nele und Jan eingeschleust. Er ist moralisch motiviert, wird aber gut bezahlt.

Klosters beschreibt den ›Indio‹ für Witzke: Er sei »der mit dem Durchblick« (138), habe acht Monate in der JVA Tegel gesessen, genieße daher das Vertrauen der Szene. Er soll dort Aktionen initiieren. Bei einem weiteren Treffen mit Klosters (im ›Starbucks‹, Unter den Linden) kann er von Plänen der Gruppe berichten, mit Waffen etwas während der Weltbank-Tagung in Zürich zu unternehmen (254, 387).

Jan

Mitglied der Aktionsgruppe, agiert zunächst gegen Sachen, plant aber den größeren Anschlag in Zürich wegen der Weltbank-Tagung mit (254). Auch Nele gehört zu der Gruppe und wird von Holger, Jan und den anderen umfassend informiert, um an der Züricher Aktion teilzunehmen (276).

Klosters, Andreas

Mitarbeiter der Staatsschutz-Behörde, trifft sich mehrmals mit Witzke und leitet den ›Indio‹, der in die Aktionsgruppe um Holger, Jan und Nele eingeschleust wird (68, 82, 254). Nach der gewaltsamen Züricher Aktion sieht er Indios Informationen bestätigt (387).

Lukas

Er tritt immer gemeinsam mit Benjamin auf (125). Vor einiger Zeit hat Christian Eich mit beiden ein großes Besäufnis gehabt, Drogen inklusive. Lukas war früher mit Nadja Montanus liiert, die Gast bei Jakob Schüsslers Party ist (166).

Montanus, Nadja

Frühere Freundin von Lukas, sie hat geerbt und ist Verlegerin (166). Auf Jakob Schüsslers Geburtstagsparty stört sie das erste Zwiegespräch zwischen Nele und Christian (188 ff.).

Porath, Daniel

Anglist, Übersetzer, Gast auf Jakob Schüsslers Geburtstagsparty (175).

Pretzel, Martin

Ein Freund aus Schülertagen von Christian und Jakob, Schauspieler, der eine Entgiftung in der Klinik hinter sich hat und einen depressiven Brief an Christian schreibt (61, 92). Christian schickt ihm eine liebevolle Antwort und lädt ihn ein, bei ihm zu wohnen (61).

Gegen Ende des ersten Drittels des Romans (157 ff.) wird ein Mann beschrieben, der sich nachts allein in einem Theater aufhält, er glaubt, dass Geister jede seiner Silben nachsprechen, meint, man wolle ihn in den Wahnsinn treiben. Später bekommt Christian eine Mail von Martin über seine ›Stimmen‹. Er lädt ihn erneut zu sich ein (212). Jakob und Christian bekommen mitunter wüste Anrufe von Martin, die nicht zu orten sind.

Später erfährt Jakob, dass Martin sich im Theater in Regensburg aufgehängt hat (380). Christian fährt mit Jakobs altem Auto zur Beerdigung ins Rhein-Ruhrgebiet, wo er mit Martin und Jakob zur Schule gegangen ist. Nele begleitet ihn (409 ff.).

Reinsdorf, Holm

Alter Bekannter von Christian, der auch zu Jakobs Party geladen ist. Er ist Akademischer Rat, wird »Speedmetal-Philosoph« genannt (171) und hat seltsame Interessen. Er reizt Christian durch Spott über ihre frühere Musikbegeisterung.

Schillings, Jens

Christian trifft ihn zufällig in der Stadt mit seiner Frau Britta (41 ff.). Er hat gerade in Chicago promoviert über deutsche Emigranten während des NS-Regimes. Später sind sie in einem Lokal verabredet, sie verständigen sich in knappen Dialogen. Jens wirbt Christian für die Mitarbeit an einem Restaurantführer an (114), sie treffen sich dann mit ersten Ergebnissen aus einschlägigen Zitaten und allerlei Wortmüll (266f.).

Schüssler, Jakob

Freund Christians seit der gemeinsamen Schulzeit in der Provinz, 37 Jahre, »groß und selbstbewusst« (32). Für Christian ist er ein Genie (87). Sie sind in den 80er Jahren in Berlin in Musik und Alkohol versunken, haben sich aber wieder gefangen, und Jakob ist nun dabei, als Germanist an der Humboldt-Universität Karriere zu machen. Er hat auch Christian geholfen, seine Magister-Arbeit abzuschließen.

Am ersten Abend der Erzählung ist er bei Christian, der ihn um die Vermittlung von Kontakten zu ehemaligen Mitgliedern der Roten Brigaden über Jakobs Kollegen Brenner bittet (34). Jakob reagiert abweisend. Er ist bürgerlich geworden, hat eine Frau, Severine, eine kleine Tochter und den Säugling Mathieu, der ihn nachts durch Schreien wachhält (132). Er schreibt an einem Vortrag über Kleists »Penthesilea«.

Am zweiten Tag sucht Christian ihn in seinem Büro auf, in einem heruntergekommenen von der Universität angemieteten Gebäude. Auf dem Flur muss er, wie vorher schon Jakob, über die Beine wartender Studierender steigen, die nicht weichen (73). Christian platzt dann, bewusst gewaltsam die Tür aufreißend, in ein eben beendetes Gespräch Jakobs mit seiner Studentin Nele über deren Jean-Paul-Arbeit (87).

Jakob lädt trotz chronischer Übermüdung viele Gäste zu seinem Geburtstag ein (155 ff.). Da finden sich mehrere alte Bekannte von Christian und Jakob, z.B. Timo aus Sachsen, Thomas Wiegand, Daniel Porath, Holm Reinsdorf. Auch Nele ist da.

Nach zwei Wochen kommt er erschüttert zu Christian: Ihr gemeinsamer Freund Martin Pretzel hat sich umgebracht (377 ff.). Etwas später ist er mit Christian von Carl Brenner eingeladen, ein altes Haus bei Küstrin anzusehen, das Brenner kaufen will – ein heißer Tag in der Natur, an der Oder (392 ff.).

Schüssler, Severine

Frau Jakobs. Sie stammt aus der Normandie, ist sommersprossig, blauäugig, mit rotblonden Locken (163).

Seidenhut, Eberhard

Leiter der Staatsschutz-Behörde (104). Mit Witzke und Damm analysiert er den Spray-Anschlag auf die U-Bahn-Station. Zuhause krault er selbstvergessen in seinem Privatbad (›Spa‹), seine fast erwachsene Tochter weiß kaum, was er beruflich tut (119 ff.).

In einer Besprechung mit Damm, ohne Witzke, lässt er sich über die Spuren einer Berliner Gruppe im Netz informieren, die Anschläge mit Brandsätzen und Bomben plant, allerdings sind die Mitteilungen nur zum Teil zu entschlüsseln (204 ff.). Später kommentieren sie zu dritt den Anschlag im Lufthansa-Gebäude (271 ff.).

Er trifft sich mit Witzke am Lietzensee, auch er ist schon über 30 Jahre im Dienst, beide sind uneins über die Einschätzung der Aktionsgruppen (346 ff.). Von dem geplanten Anschlag in Zürich wissen sie noch nichts. Aber die Internet-Experten haben die Identität der Gruppen-Mitglieder herausgefunden, am Ende wird die Wohnung von Holger und Jenny gestürmt und beide werden festgenommen. Seidenhut ist dabei (420 f.).

Sellmann, Vera

Eine junge Frau voller Energie, die mit Christian und David ein Büro teilt (62). Sie ist Redakteurin für Kunstpublikationen, intellektuell überlegen, reizt die Männer und weist sie dann ab; Christian hat seine Erfahrungen mit ihr gemacht.

Witzke, Klaus

Älterer Abteilungsleiter beim Staatsschutz (346 ff.). Bei der Analyse des Spray-Anschlags in der U-Bahn-Station ist er derjenige, der viel weiß, aber keineswegs alles sagt (106). Er schleust Informanten in die Protest-Szene ein, gibt aber nichts preis (108 f.). Die Internet-Recherche von Damm und Berghain überzeugt ihn nicht.

Ein Privatleben hat er auch: Kinder, Enkel, geschieden, ein Segelboot an der Havel (234).

Zechbauer, Walter

Reicher, hochgebildeter Mann, der sein Geld als Schauspieler in schlechten amerikanischen Filmen verdient hat (95). Jetzt macht er unter anderem Rundfunk-Lesungen (123). Er hat die Literatur-Studentin Nele angestellt, Ordnung in sein großes Archiv zu bringen. Zechbauer verehrt William Gaddis (232). – Spielt in einem Film-Krimi mit (374).

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