Kempowski, Walter

Zu Beginn 9 Jahre alt, der Ich-Erzähler des Romans. Er erzählt von der Familie, von Sonntagsspaziergängen durch Rostock, von der Schule (1939 ›Oberschule‹), ausgedehnten Spielen mit seinen Freunden (46) und vom ›Jungvolk‹ – mit zehn Jahren ist er ›Pimpf‹ (51). Er genießt das Zusammensein und Gefordertwerden, trotz Blessuren (62). Später wird er ›Hordenführer‹ und befehligt drei Pimpfe (238).

1939 Ferien mit der Familie im Harz. Kriegsbeginn, sie spielen mit Soldaten (95). Am 1. Weihnachtstag erkrankt Walter an Scharlach, verbringt sechs Wochen im Bett (109-119). 1941 liest er Teile der »Kriegsbücherei der deutschen Jugend«, später naturwissenschaftliche Jugendbücher. Den Krieg spielt er mit Halmasteinen nach. Seine Mutter liebt ihren Jüngsten besonders (»Mein Peterpump«, 52 u.ö.).

Er bekommt Klavierunterricht im Konservatorium. 1942 erlebt er den ersten großen Luftangriff auf Rostock mit, ihr Haus bleibt stehen, hinterher sammelt er mit Freund Manfred Flak- und Bombensplitter, auch Teile von Brandbomben. Diese Sammlung, in Watte verpackt, nimmt er mit auf eine kurzfristige Flucht mit der Mutter nach Gartz (181). Später soll die Mutter sie im Keller verwahren (299). Seine Schule ist zerstört, bei der Rückkehr wird der Unterricht im Lyzeum der Mädchen fortgesetzt (201). Wenn er nachlässig ist, stellt die Mutter »das Polnische« – von Vaters Seite – an ihm fest (206). Der Vater verlangt, dass er zu Anna Krögers Hausaufgaben-Presse geht, jeden Nachmittag 5 Stunden; da herrscht ein fast sadistisches Regime, auf den Inhalt der Aufgaben wird nicht weiter geachtet (232 ff.).

Walter bereut nach dem großen Bombenangriff, dass er sich die Rostocker Kirchen nie richtig angesehen hat, besonders die Jakobikirche, die in Schutt und Asche liegt. Nun will er wenigstens die imposante Marienkirche kennenlernen, die noch nicht zerstört ist, und sieht sich »das Monstrum« immer wieder an (213 ff.). Dabei lernt er den blinden Organisten Jahn kennen, dessen Orgelspiel er gern zuhört (214, 216 f.).

Konfirmandenunterricht hat er bei Pastor Nagel und einem leicht zu ärgernden Vikar (250 f.). Sein Schwager Sörensen, der Däne, nimmt ihm übel, dass er Hitler verteidigt (»Das sei schließlich unser Führer«, 292).

Als seine Mutter wegen eines Magengeschwürs in die Klinik muss, nimmt die katholische Familie Prüter ihn auf, bei denen er eine ihm neue Unordnung des Haushalts erlebt (299). Als nächstes lernt er das Haus seines Großvaters de Bonsac in Hamburg-Wandsbek kennen, während die Mutter nach Graal zur Erholung fährt (304 f.). Eine engere Beziehung zu dem alten Mann entsteht nicht. Walter besucht Museen und will einen Elefantenroman schreiben (314 f.) Er erlebt in Wandsbek seinen zweiten Bombenangriff, das Haus wird abgedeckt, nebenan gab es einen Volltreffer (319). Danach lebt er wieder bei der Mutter in Rostock, die Schule bleibt im Hintergrund, das Jungvolk auch, wo er gelegentlich Geländeübungen machen muss (324). Mit dem Freund Ulli Prüter treibt er sich in der Stadt herum, sie fahren Straßenbahn, interessieren sich für Mädchen (326 f.). Beinahe wären sie als Statisten im Film »Junge Adler« von Alfred Weidenmann erschienen, der in Warnemünde gedreht wird, aber wegen Regens fällt ihr Auftritt aus (340).

Fortan benehmen sie sich wie junge Herren à la Johannes Heesters, mit weißem Schal und langen Haaren und gehen oft ins Kino (340). Walter ist jetzt 14 (1943). Die Kleidung der Jungen empört »Stammführer« Menge (344). Sie treiben in der Gruppe allerlei Späße mit fremden Leuten (345 f.).

Im Sommer 1944 fährt er für drei Wochen auf das Gut der Familie von Germitz an den Plauer See (347 ff.), mit deren Sohn Ferdinand er befreundet ist. Der Aufenthalt gilt als Landarbeit. Er lernt die adlige Familie kennen, versucht, sich richtig zu benehmen, wobei ihm Gelesenes als Leitfaden dient, treibt aber auch Unsinn mit den anderen Kindern und tauscht Morgenstern-Zitate mit einer der beiden Tanten des Hauses.

Wegen seiner ›undisziplinierten‹ Lebensführung kommt Walter 1944 zur »Linien-HJ« (Hitlerjugend). Aber schon vor dem Haarschnitt geht er einfach weg. Sein neuer Führer, Bobsin, redet ihm gut zu, aber dann überfallen ihn ein paar Jungen und schneiden ihm Haare ab (393 f.). Er wird zum »Bann« bestellt und dort, wie andere Delinquenten, von »Nazi-Lühns« furchtbar angebrüllt. Seine Mutter muss 50 Mark Strafe zahlen (399 f.).

Walter wird wegen Magenbeschwerden untersucht, er sieht immer schlecht aus, aber man findet nichts (401). Greta von Germitz besucht ihn, sehr schick, sie gehen in die Stadt (402 ff.). – Bald wird er zur »Pflichtgefolgschaft« befohlen, in der sich ›Versager‹ und »Tangojünglinge« wiederfinden (406). Er wird von seinen Gegnern als »der schöne Kempowski« verspottet, wegen seiner langen Haare, auch trägt er nie die HJ-Uniform – sie sei in Hamburg verbrannt (381). Sie werden von Unterführern geschliffen (412 f.). – Zur Entspannung abends Orgelkonzert und zwischendurch Gedichte (416 f.).

Am 17.2.45 wird Walter eingezogen, obwohl er noch nicht sechzehn ist. Die Jungen lernen Schützengräben anlegen und marschieren (430). Danach begleitet er als Kurier unter harten Bedingungen Bahn-Waggons durch ganz Deutschland, von einer zerstörten Stadt zur anderen (434 ff.). In Kiel schuften KZ-Häftlinge (440). Zwischendurch kommt er für kurze Zeit nach Hause. Am 22. März ist Musterung, er wird zurückgestellt, aber alle Jungen sollen sich zur SS melden; er und ein zweiter Junge lehnen ab (449). Dann wird er wieder als Kurier losgeschickt, von einem Rostocker Zahnarzt, um Medikamente aus Berlin zu besorgen. Dort bewegt er sich auf den Straßen, zwischen Bunker und Hotel, bald ist die russische Artillerie da, und kein Zug fährt mehr. Walter macht sich zu Fuß auf, erwischt gerade noch einen Zug von Nauen nach Rostock. Am 25. April kommt er an (460).

In Rostock bleibt er zuhause, wirft mit Mutter und Großvater alle Sachen mit NS-Emblemen weg. Als die Russen da sind, meint er, man sollte sie eigentlich begrüßen, »Hurra« oder »Bravo« schreien, aber er lässt es lieber: »die wären gewiß furchtbar wütend auf uns.« (475)