Pfaffrath, Dietrich

Jüngerer Sohn von Anna und Friedrich Wilhelm Pfaffrath, Bruder Siegfrieds. Er ist mit seinen Eltern und seiner Tante Eva Judejahn nach Rom gekommen, wo die Familie seinen totgeglaubten Onkel Gottlieb Judejahn treffen will. Dietrich ist strebsam und fleißig, er »bereitete sich selbst auf der Familienreise und schönen Italienfahrt auf die Große Juristische Staatsprüfung vor« (II, 475). Er ist Mitglied einer Burschenschaft. In der ersten Nacht in Rom schläft er über einem heimlich gekauften Erotikmagazin ein. »Machtlos war er gegen den Trieb, aber mächtig trieb es ihn zu den Mächtigen, denen er dienen wollte, um im Haus der Macht zu sitzen« (II, 476).

Beim ersten Treffen mit dem Onkel spürt Dietrich, »dass die große Zeit des Onkels für immer vorbei sei«, und fürchtet, dass diese Verwandtschaft seine Karriere bedrohen könnte (II, 492). Dietrich, so prognostiziert der Erzähler, wird auf eine Beamtenkarriere setzen und nur im Fall des Misslingens wird er »blind hinter einer falschen Fahne marschieren, wird er bedenkenlos in jeden falschen Krieg ziehen« (II, 493). Alle Menschen in seiner Umgebung beurteilt er danach, ob sie ihm für seine Karriere nützlich oder schädlich sein können, so auch seinen Vetter Adolf: »Vielleicht wirst du Kardinal. Man muß sich gut mit dir stellen« (II, 527).

Die Musik seines Bruders bleibt ihm fremd. »Er ist ein Neutöner«, flüstert er seinen Eltern zu, was »schmähend« gemeint ist, aber gleichzeitig ist er beunruhigt von dem Gedanken, Siegfried könnte »am Beginn einer großen Laufbahn« stehen (II, 537). Auch der Umstand, dass Siegfried sich nach dem Konzert dem Publikum nicht zeigt, irritiert ihn (II, 541). Im Dirigentenzimmer gratuliert er ihm mit verkniffenem Mund und meint, er »hätte es nun wohl geschafft« (II, 543).

Beim anschließenden Drink vor der Schwulenbar, zu dem Judejahn die Familie eingeladen hat, beobachtet Dietrich die vorbeigehenden Frauen voller Begierde, aber da er schnell ausrechnet, dass er sie sich nicht leisten kann, verlegt er sich darauf, sie zu hassen und sich über ihr aufreizendes Äußeres zu entrüsten (II, 560).