Chammuragasch (Chammurabi, Chamurapi, Amraphel, Gesetzgeber)

»Chammuragasch, der Gesetzgeber« ist Hammurabi. Der Erzähler betont weniger seine politische Bedeutung (als Begründer des altbabylonischen Reiches) als vielmehr die zivilisatorische Leistung seiner Gesetzgebung (des Codex Hammurabi). Deshalb nennt er ihn häufig nur »der Gesetzgeber« (IV, 20, 77, 102, 132, 265, 322, 419).

Mehrfach nennt er ihn auch mit dem Namen des legendären »erste[n] König[s] auf Erden, der den Bel von Sinear gezeugt hatte«: Nimrod (IV, 15). Das sei aber nur als eine »Rang- und Gattungsbezeichnung« zu verstehen (IV, 420), denn die spielerische Gleichsetzung des großen Gesetzgebers Chammuragasch mit dem »vorfrühen Nimrod«, die Joseph gern betreibe, kleide zwar »seinen Geist recht anmutig«, sei »dem unsrigen aber als unschicklich verwehrt« (IV, 15).

Der erste Teil des Namens – Chammu – bedeute ›Oheim‹, lässt der Erzähler wissen, die Namensform »Chammurabi« heiße soviel wie ›Mein göttlicher Oheim ist erhaben‹ (IV, 66).

Abraham war nach Überzeugung des Erzählers Zeitgenosse und Untertan des Hammurabi (IV, 15, 420, 435). Ein Grund seiner Auswanderung aus Ur in Chaldäa könnte, so vermuten er und sein Held Joseph, der Sonnenkult gewesen sein, den Chammuragasch befördert habe, der Umstand, dass »der Gesetzgeber seinem Gotte Marudug, der da ist der Sonnenbrand, mächtig das Haupt erhoben und ihn erhöht hatte über alle Götter von Sinear« (IV, 102; vgl. auch IV, 11).

Das ist durchaus wörtlich gemeint, denn Chammuragasch hatte den Turm zu Babel, das »hochragende Sonnenhaus«, den »Mardug-Tempel Esagila zu Babel« zwar wohl nicht errichtet, aber »erneuert und übermächtig erhöht«, was Urvater Abraham »auf beleidigende Weise« beeindruckt habe (IV, 11) und wahrscheinlich der »erste Anlaß seines Verdrusses und Wandertriebes« gewesen sei, weil es seine »Liebe zum Monde, der Gottheit von Uru und Charran« gekränkt habe (IV, 426).

Bei der Diskussion der Brüder über die Legitimität des Racheprinzips (»Von Lamech und seiner Strieme«, IV, 547-553) ist es Ruben, der von der zivilisatorischen Bedeutung der Gesetzgebung spricht, deren Inbegriff für ihn der ›Codex Hammurabi‹ ist: »Ich will dir sagen«, entgegnet er Levi, der den Zeiten Lamechs nachtrauert, »was aus des Mannes Hand nimmt seine Rache und macht, daß wir ungleich geworden Lamech, dem Helden. Es ist zweierlei: Babels Satzung und Gottes Eifer, die sprechen beide: Die Rache ist mein. Denn die Rache muß von dem Manne genommen sein, sonst zeugt sie wild weiter, geil wie der Sumpf, und die Welt wird voll Blutes« (IV, 550).

Band IV: 11-13, 15, 33, 20, 66, 77, 102, 132, 265, 322, 419, 420, 426 f.,433, 435, 437 f.
Band V: 994.

Die von TM bevorzugt verwendete Namensform »Chammuragasch« erscheint in älteren orientalistischen Arbeiten häufiger (Schreibung oft auch: »Chammuragas« oder »Khammuragas«). Die Identifikation von Hammurabi und Amraphel (IV, 420) beruht wohl auf Jeremias I (284). – Abb.: Basaltstele mit dem »Codex Hammurabi« (Louvre) – Foto: Sailko. Lizenz: Creative Commons BY-SA 3.0. Bildquelle: Wikimedia Commons

Letzte Änderung: 30.07.2013  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück