Chufu

Über den Pharao des »vierten Hauses« (IV, 27), den Erbauer der großen Pyramide von Gizeh, weiß der alte Midianiter Geschichten, »wie das Volk sie sich heute von ihm, dem übermenschlichen Bauherrn, erzählte« und die für ein »schlimmes Gedenken« zeugen, das ihm »Kemes Leute über tausend Jahre und mehr« bewahrt haben: Chufu soll für den Bau »alles Volk ohne Ausnahme in die Fron gespannt« und ihm dreißig Jahre lang kein einziges Stündchen »zum eigenen Leben« gelassen haben. Als ihm die Mittel für das Wunderwerk ausgegangen waren, soll er seine eigene Tochter zur Prostitution gezwungen haben, »daß sie den Bauschatz auffülle mit ihrem Hurenlohn«. Während der Alte erzählt, blickt Joseph »mit großen Augen hinaus zu dem stereometrischen Grabesgebirge« (IV, 740), aber sein Blick stößt »gegen die kahl überdauernde Riesenmathematik, dies Großgerümpel des Todes, wie ein Fuß stößt nach Plunder« (IV, 741). 

Unter den Büchern in Peteprês Bibliothek, aus denen Joseph seinem Herrn nach den Mahlzeiten vorliest, befindet sich auch die »Geschichte von König Chufu und jenem Dedi, der einen abgehauenen Kopf wieder aufsetzen konnte« (V, 918).

Chufu (Cheops) war der zweite Pharao der vierten Dynastie. Die Geschichten von Chufu überlieferte Herodot (Historien, 2. Buch, 124-126). – Die auf dem sog. Papyrus Westcar (Berlin) überlieferte Geschichte von Chufu und Dedi fand TM bei Erman/Ranke (435 f.) und in einer in seiner Bibliothek befindlichen Sammlung altägyptischer Märchen (Altägyptische Erzählungen und Märchen. Ausgewählt und übersetzt von Günther Roeder. Jena: Diederichs 1927). – Abb: Rekonstruktion des Pyramidenfeldes bei Gizeh von Uvo Hölscher (Ausschnitt), die TM aus Kaufmann (Abb. 90) kannte.

Letzte Änderung: 11.10.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück