Friedeberg

Mitglied des Gelehrtenkränzchens um Wilibald Schmidt, Zeichenlehrer und deshalb »für nicht ganz voll angesehen«, obwohl er vor einigen Jahren zum Gymnasialprofessor ernannt worden ist (6/64). Versuche von Immanuel Schultze, ihn aus dem Zirkel zu vergraulen, scheiterten an Wilibald Schmidt, der erklärt hatte, dass er Friedeberg gerade wegen seiner »wissenschaftlichen Nichtzugehörigkeit« nicht missen möchte: »Ein andächtiger Zuhörer, anscheinend so wenig, ist doch schon immer was und mitunter sogar sehr viel.« (6/64 f.) Friedeberg verlässt Berlin nie weiter als bis zur Woltersdorfer Schleuse, wo er regelmäßig die Ferien verbringt, »angeblich um seiner Malstudien willen«, tatsächlich aber wegen seiner begrenzten Geldmittel und »um von seiner Frau – mit der er seit Jahren immer dicht vor der Scheidung stand – auf einige Wochen loszukommen« (6/66). Später wird erwähnt, dass die Scheidung unmittelbar bevorsteht (vgl. 14/196).

Er ist ein »artiger Mann« (6/73), der, wie Schmidt (aus Schillers ›Wallenstein‹ zitierend) bemerkt, »der ›Sitten Freundlichkeit‹ allerzeit cultivirt hat« (6/74), was Etienne auf Friedebergs jüdische Herkunft zurückführt (vgl. 6/73). Seine Schüler wissen seine guten Manieren freilich nicht zu schätzen, »sie spielen ihm auf der Nase«, das »uralte Schicksal der Schreib- und Zeichenlehrer« (6/74). Zu Schmidts »Abend« kommt er verspätet mit seinem Pudel Fips, der ihm zweimal bis zu Schmidts Haustür nachgelaufen ist, was Wilibald Schmidt zu einer Betrachtung über Treue provoziert, ein Seitenhieb gegen Friedebergs eheliche Untreue (vgl. 6/76).