Bamme, von

Mitglied des engeren Gesellschaftskreises von Gräfin Amelie (vgl. II, 3/172), Generalmajor auf Gut Quirlsdorf, letzter Spross seines Hauses, mit dem »nicht viel« erlöschen wird, »ein kleiner, sehr häßlicher Mann mit vorstehenden Backenknochen und Beinen wie ein Rococotisch«, eine husarenhafte Erscheinung, »aber doch noch mehr Kalmück als Husar« (II, 3/180). In Groß-Quirlsdorf hält man ihn für einen »Tückebold, auch noch für Schlimmeres«; seine »geistigen Bedürfnisse« erschöpfen sich in »necken, spotten und mystifiziren«; zu seinen Gunsten spricht ein schelmischer Zug und der Umstand, »daß er sich gab wie er war« (II, 3/181). Auf Schloss Guse ist er eine »Lieblingsfigur« und »Hecht im Karpfenteich«, Berndt von Vitzewitz und seine beiden Kinder dagegen hegen eine Abneigung gegen ihn (II, 3/182). Er streitet gern mit Seidentopf über archäologische Funde, die er oft selbst in der Gegend verstecken lässt, »wie man Ostereier versteckt« (II, 3/182), und beschäftigt sich mit den Geschichten von »weißen Frauen«, speziell der weißen Frau von Orlamünde (vgl. IV, 12/341-344).

Der Plan einer »Insurrektion des Landes zwischen Oder und Elbe«, den Berndt von Vitzewitz ihm am Silvesterabend auf Schloss Guse unterbreitet, findet zu dessen Überraschung sofort seine Zustimmung. »Ohne Grundsätze und Ideale, war sein hervorstechendster Zug das Spielerbedürfniß; er lebte von Aufregungen.« (II, 19/342 f.) Anfang Februar quartiert er sich bei Berndt ein und bestimmt Hohen-Vietz zum Hauptquartier (vgl. IV, 8/306). Tante Schorlemmer weist alle weiblichen Dienstboten des Hauses »aufs schärfste« an, sein Zimmer »auch bei heftigem Klingeln« nicht zu betreten (IV, 9/320). Er übernimmt den Oberbefehl über die von den Gutsherrn aus der Umgebung zusammengestellten Kompanien. Je näher der Tag des Sturms auf Frankfurt rückt, umso unruhiger wird er. »Denn so groß sein Selbstbewußtsein war, so groß war auch, selbst unter gewöhnlichen Verhältnissen, seine Selbsterkenntnis. […] Er fühlte sich der ihm zugefallenen Aufgabe nicht recht gewachsen« (IV, 17/387). Dass er bei dem Angriff eine große Fuchsstute reiten soll, missfällt ihm; er fühlt sich nur auf seinem kleinen Shetland-Pony wohl: »wir haben dasselbe Maß und passen zusammen« (IV, 17/388). Nach der missglückten Aktion will er sich an Lewins Befreiung nicht beteiligen. Er »habe keine ›glückliche Hand‹« (IV, 23/452).

Er gibt Hoppenmarieken, für die er von Anfang an ein besonderes Interesse hat, nicht nur das letzte Geleit, sondern stattet der in ihrer Kate Aufgebahrten zuvor auch einen Besuch ab, voller Neugier auf ihr Aussehen im Tod, und nennt sie, als er sie mit ihrem Stab in der Hand liegen sieht, »Zwergen-Bischof«. Auch die Ausstattung ihres Hauses findet er »superbe« (IV, 26/481). Uhlenhorst, dem Müller Miekley darüber berichtet, hält sein Verhalten für nur »natürlich«, denn Bamme und Hoppenmarieken seien Geschwister, hätten denselben Vater (den Teufel) und seien an demselben Ort (in der Hölle) geboren (IV, 26/484). Am Abend des Beerdigungstages kehrt Bamme auf sein Gut zurück.

Einige Tage später stattet er Berndt erneut einen Besuch ab und entpuppt sich mit seiner Reaktion auf die Nachricht von Lewins und Maries Verlöbnis als halber Revolutionär, der zwar nicht an Freiheit und Brüderlichkeit, wohl aber an Gleichheit glaubt und die Adelsprivilegien für obsolet erklärt: »Es ist nichts mit den zweierlei Menschen.« (IV, 27/491) Er vererbt Marie sein gesamtes Vermögen und versieht seine Verfügung mit dem Zusatz: »Ich hab‘ es früh erfahren, wie wenig der Schein bedeutet.« (IV, 28/497) Es sind Worte, die Marie bei einem Gespräch mit ihm gesprochen hatte und die »ein nervöses Zucken um den Mund des Alten« ausgelöst hatten (vgl. IV, 17/391).