Zannowich, Vater und Sohn*
Figuren einer Geschichte, die der Jude Nachum dem gerade aus der Haft in Tegel entlassenen Franz in der Wohnung eines Rabbis erzählt (22 ff.). Zannowich war ein jüdischer »Krämer, Händler, Geschäftemacher« (22) in Albanien, der nach Venedig ging und dort als Falschspieler zu Reichtum kam. Als Polizei und Gerichte sich für ihn zu interessieren begannen, kehrte er mit seiner Familie nach Albanien zurück, kaufte sich ein Gut , »ein ganzes Dorf«, und schickte seine Kinder »in hohe Schulen« (23). Er starb als geachteter Mann in Pastrowich (24).
Sein Sohn Stefan studierte in Padua, war »ein großer Redner« (24) und allseits beliebt: »er konnte zärteln mit de Frauen und vornehm tun mit de Männer« (24). Dann wurde er zum Hochstapler, weil die Leute es so wollten (25). In Montenegro gab er sich als »Baron Warta« (24), später als Nachfahre des albanischen Nationalhelden Skanderbeg aus, nannte sich »Prinz Castriota von Albanien« (25), ging an europäischen Fürstenhöfen aus und ein (26) und ließ sich von den Leuten aushalten.
Nachum will Franz mit dieser Geschichte aufmuntern: »Zu lernen ist von Zannowich Stefan, daß er wußte von sich und den Menschen« und dass er »so wenig Angst gehabt (hat) vor der Welt« (26). Auch ist er überzeugt, dass der Zannowich Stefan »den Menschen wohlgetan« hat: »Sie gehn ins Theater und hören ausgedachte Dinge an, die ihnen angenehm sind. Sie bezahlen dafür. Können se auch dafür bezahlen, wenn ihnen die angenehmen Dinge nachmittags passieren oder vormittags, und wenn se selbst dabei mitspielen können« (25 f.).
Sein Schwager Eliser verdirbt ihm dann die Geschichte, indem er Franz erzählt, wie es mit dem Stefan Zannowich weiterging: Am Ende wurde er wegen Betrugs zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt und beging im Gefängnis Selbstmord (28 f.).