Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz (1929)

Personen aus Zeitungs- oder Radionachrichten, aus Geschichten, die von Romanfiguren erzählt werden, sowie aus sonstigen Geschichten und Episoden, die mit der Haupthandlung nicht oder nur lose verbunden sind, sind mit einem * versehen.

A  B  C  D  E  F  G  H  L  M  N  O  P  R  S  T  U  W  Z

Anna*

Ein Mädchen, das in der Zimmerstraße beim Arbeitsgericht einen Brief in den Kasten steckt. Es ist ein Abschiedsbrief an ihren Freund Ferdinand (307).

Arndt, Else*

Mordopfer des Mädchenmörders Rutowski. Sie ist eventuell die »entflohene Gattin eines Seminarschulrats«. Der hält es »brieflich für möglich, vielleicht für wünschenswert, daß die ermordete Else Arndt seine Ehefrau ist« (236).

Auclaire

Beese, Edgar*

August

Sohn des Wirtes Fritz (280).

Beese, Edgar* (Beese-Arnim; Auclaire; Krachtowil)

Edgar Beese wird von der Polizei wegen einer Schießerei in der Wohnung der Prostituierten Pussi Uhl vernommen. Er gilt als der Haupttäter. Im Krieg wurde er als Flieger aus 1700 Metern abgeschossen (»Schicksalstragödie«, 303). Nach dem Krieg verliert er sein Geld an einen Versicherungsdirektor, der sich als Hochstapler entpuppt. Nachdem er kein Geld mehr hat, nennt er sich Auclaire. Er wird unter einem anderen falschen Namen, Krachtowil, zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt und danach nach Polen abgeschoben. Als er anschließend nach Berlin zurückkehrt, gibt Uhl ihm den Namen Arnim. Er schießt am Dienstag, den 14. August 1928, auf Pussi Uhl und tötet sie. Der Grund für die Schießerei bleibt ebenso unklar wie die Rolle, die der Boxer Hein dabei spielt. Es gibt Spekulationen über ein Eifersuchtsdrama, möglicherweise war das Hauptmotiv aber ein finanzielles (304).

Biberkopf, Franz (Biberkopf, Franz Karl; Räcker, Franz; Herr Klemens)

Der ›ehemalige Zement- und Transportarbeiter‹ (11) wird nach vier Jahren Haft wegen Totschlags aus dem Gefängnis Tegel entlassen und beschließt, in Zukunft »anständig« (11) zu bleiben. Verurteilt wurde er, weil er seine Freundin Ida getötet hat: »ich hab schon fast gemordet, war aber bloß Totschlag, Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, war nicht so schlimm, ein großer Schuft war ich geworden, ein Schubiak, fehlt nicht viel zum Penner« (19). Bei einem Streit hatte er Ida mit einem »kleinen hölzernen Sahnenschläger« (99) so unglücklich geschlagen, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste, wo sie nach fünf Wochen starb: »komplizierter Rippenbruch, Riß im Brustfell, kleiner Lungenriß, anschließendes Empyem, Brustfellvereiterung, Lungenentzündung« (102).

Franz hat »blondes Haar, rote abstehende Ohren, lustige Bullaugen« (69), seine Augenfarbe ist braun (255) und er ist 1,80 m groß (169). Nach seiner Haftentlassung ist er zunächst sehr unsicher und fragt sich, ob die eigentliche Strafe nicht jetzt erst beginnt. Er geht ziellos durch die Straßen Berlins. Er trifft Nachum, einen Juden, der ihn in die Wohnung eines befreundeten Rabbis mitnimmt und ihm die Geschichte von Zannowich erzählt (22 ff.). Diese Geschichte und eine weitere, die er ihm bei einem späteren Zusammentreffen erzählt, spiegeln Franz' Erkenntnisstand zu Beginn des Romans wider: Niemand ist allein für seine Handlungen verantwortlich, und der Einfluss des Einzelnen auf seine Taten ist nur begrenzt.

Franz sucht Idas Schwester Minna auf und nötigt sie zum Beischlaf (39). Am nächsten Tag besucht er sie erneut, um ihr die Schürze zu ersetzen, die er ihr dabei zerrissen hatte. Bei seinem dritten Besuch eine Woche später schickt sie ihn dann aber für immer weg (41 f.).

Franz muss sich der Gefangenenfürsorge unterstellen und schlägt sich »vier Wochen lang den Bauch mit Fleisch, Kartoffeln und Bier« voll (43). Bald darauf lernt er Lina kennen und beginnt eine Beziehung mit ihr.

Sein Freund Gottlieb Meck rät ihm, Handel zu treiben (59). Franz handelt zunächst mit Textilwaren und später mit Zeitungen. Ein »älterer Mann am Hackeschen Markt« (71) empfiehlt ihm, sich auf pornografische Druckerzeugnisse zu spezialisieren. Franz denkt auch darüber nach, entscheidet sich dann allerdings, Zeitungen zu vertreiben.

Er verkauft völkische Zeitschriften, sympathisiert mit dem »Stahlhelm« und trägt eine Hakenkreuzbinde, was er gegenüber alten kommunistischen Freunden und Kriegskameraden wie Orge Dreske verteidigen muss. Vom Kommunismus will er nichts mehr wissen. Seiner Meinung nach sind Revolutionen in Deutschland nicht durchführbar.

Zusammen mit Otto Lüders vertreibt er Schnürsenkel und ähnliche Kleinwaren. Dabei lernt er eine Witwe kennen, die ihm für seine Liebesdienste Geld gibt. Er erzählt Lüders davon, was sich als Fehler erweist, denn am darauffolgenden Tag geht Lüders ebenfalls zu der Witwe und erpresst sie (108-110). Franz ist über diesen Zwischenfall so verstört, dass er verschwindet und eine Zeit lang exzessiv trinkt und mehr und mehr verwahrlost. Lina sucht erfolglos nach ihm, auch Gottlieb Meck, den sie um Hilfe bittet, kann nichts ausrichten. Lüders, den sie gemeinsam unter Druck setzen, macht Franz zwar in seinem neuen Dachzimmer ausfindig, doch Franz wirft ihn hinaus und sucht sich eine neue Bleibe (118 f.).

Anfang Februar 1928 trinkt Franz immer noch und lebt in den Tag hinein. Sein Geld ist aufgebraucht, und es droht der Rauswurf aus seinem Zimmer bei Frau Schmidt, weil er keine Miete mehr bezahlt. Nachdem er einen nächtlichen Einbruch in eine Großhandelsfirma im Haus gegenüber beobachtet hat (148), fängt er sich mehr und mehr. Er verkauft wieder Zeitungen und trinkt nicht mehr so viel.

Am 9. Februar trifft er Gottlieb Meck und lernt durch ihn Reinhold kennen, der ihn bittet, ihm seine Freundin Fränze abzunehmen, deren er überdrüssig geworden ist. Franz ist einverstanden, und als Reinhold ihm wenig später auch seine nächste Freundin, Cilly, abtreten will, gibt er Fränze an Ede weiter und übernimmt Cilly. Danach weigert er sich aber, Reinhold auch die nächste Liebschaft, Trude, abzunehmen, und warnt die Frauen, denen Reinhold nachstellt.

Am »Sonntag den 8. April 1928« (198) hört Franz Glocken, die Cilly nicht hört. Er geht danach aus dem Haus und kehrt nicht mehr zurück. Cilly sucht ihn ergebnislos. Franz hat eine Schlägerei auf dem Alexanderplatz zwischen zwei von Pums Leuten, Emil und Franz, beobachtet und Emil vor der Polizei gerettet. Emil schickt ihn zu Pums, um ihm für den Abend abzusagen. Franz lässt sich von Pums als Ersatz engagieren. Erst später merkt er, dass er bei einem Einbruch mitmacht. Die Einbrecher werden entdeckt und verfolgt. Während der Flucht stößt ihn Reinhold, der ihm die Einmischung in seine Frauengeschichten übel nimmt, aus dem fahrenden Auto. Franz wird von einem nachfolgenden Auto überfahren und liegt um 10 Uhr abends »auf dem Boden, den Kopf im Rinnstein, die Beine auf dem Trottoir« (201). Er ist schwer verletzt und schickt nach Herbert Wischow, der ihn in ein Krankenhaus nach Magdeburg bringt, wo er vorgibt, die Verletzungen stammten von einem Motorradunfall. Ihm wird der rechte Arm bis zur Schulter amputiert.

Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, lebt er zunächst bei Herbert und Eva, die ihm nach und nach Informationen über die Umstände des Unfalls entlocken und enttäuscht sind, dass er mit Pums und nicht mit ihnen gearbeitet hat. Wer ihn aus dem Auto gestoßen hat, erfahren sie nicht, weil Franz sich darüber ausschweigt. Sie drängen ihn, sich zu rächen oder zumindest eine finanzielle Entschädigung zu fordern, was er beides ablehnt. Nach dem Unfall ist Franz verändert, es ist sein dritter Neuanfang nach der Haftentlassung. Die Erfahrung der Todesnähe hat einerseits seine Lebenslust erhöht, andererseits den Wunsch bestärkt, etwas in seinem Leben verändern (239).

Sein Versuch, staatliche Unterstützung zu bekommen, scheitert schnell, als ihm klar wird, dass er dazu Fragen beantworten müsste, die er lieber nicht beantworten will. In dieser Situation stellt er seinen Vorsatz, anständig zu bleiben, zum ersten Mal in Frage. Beim Bummel mit Emmi, die er im Münzhof trifft, äußert er explizit, dass man mit Arbeit nicht reich werden kann, wohl aber »vom Schwindeln« (245). Er will zu Geld kommen: »Wo icks herkriege, ist mir egal« (251). Er lernt Willi kennen (246 ff.), für den er als Hehler arbeitet (253). Die Hehlerei bringt etwas ein, Franz kann sich neu einkleiden (254). Um Fragen nach der Ursache für seinen amputierten Arm zuvorzukommen, steckt er sich ein Eisernes Kreuz an und hat sich für alle Fälle falsche Papiere besorgt. Sie lauten auf den Namen eines »gewissen Franz Räcker, der 1922 bei den Unruhen umgekommen ist und dem seine Papiere schon vielen geholfen haben« (254).

Eva stellt ihm Mieze vor, und die beiden werden ein Paar: »Von diesem Mädchen, das prompt am nächsten Mittag an seine Tür klopft, ist Franz auf den ersten Blick entzückt« (256). Mieze verdient den gemeinsamen Lebensunterhalt als Prostituierte, was Franz zunächst befremdet, aber bald nicht mehr stört (262). Eva wünscht sich ein Kind von ihm und bittet Mieze, ihn dazu zu überreden, was ihr auch gelingt (276). Franz ist viel mit Willi zusammen, geht mit ihm zu politischen Versammlungen und interessiert sich für Politik. Herbert und Eva sind davon nicht begeistert und freuen sich, als die Beziehung zwischen Franz und Willi schließlich endet (279). Franz steigt wieder bei Pums ein und gibt die Politik auf.

Der Wiedereinstieg bei Pums ist die Folge zweier Treffen mit Reinhold. Franz ist beim ersten Wiedersehen sehr nervös (»Aber es ist schon ein Zittern in Franz«, 294), beim zweiten Mal ist er ruhiger. Er glaubt, dass zwischen ihm und Reinhold alles wieder in Ordnung ist, aber Reinhold will sich immer noch an ihm rächen. Anfang September nimmt Franz an einem Einbruch von Pums teil: »Bei dieser Partie, Nacht Sonnabend zum Sonntag, ist Franz zum erstenmal dabei. Er hat es geschafft. Franz Biberkopf, er sitzt im Auto, sie wissen alle, was zu tun ist, er hat seine Rolle wie sie« (318).

Reinhold erkennt, dass er Franz am meisten treffen kann, wenn er ihm Mieze wegnimmt. Er will sie kennenlernen und Franz ausspannen. Ein Treffen in Franz‘ Wohnung läuft völlig schief. Franz schlägt Mieze »ins Gesicht, daß sie zurücktaumelt, dann stößt er gegen ihre Schulter, sie fällt, er über sie und schlägt mit seiner einen Hand, wo es trifft« (335), und Reinhold bekommt in seinem Versteck alles mit. Franz und Mieze versöhnen sich abends wieder: »Sie lachen. Sie liegen sich in den Armen, küssen sich, sind sich herzensgut« (337), und Mieze fasst den Entschluss, Franz zu helfen, auch wenn er ihr nicht sagen will, was ihn bedrückt. Sie will sich die Pums-Leute ansehen und lässt sich von Matter zu einem Ball der Pums-Leute mitnehmen. Nachdem Reinhold sie auf einem Ausflug nach Freienwalde ermordet hat, ist Franz über ihr Ausbleiben zwar beunruhigt, spricht auch mit ihrem Kunden, um sie zu finden, erzählt es aber außer Eva niemandem, weil er fürchtet, die anderen könnten sich über ihn lustig machen (361). Er glaubt, dass Mieze ihn verlassen hat.

Nach einem missglückten Einbruch rät Reinhold ihm unterzutauchen. Eva besorgt ihm eine Bleibe bei Toni, einer Freundin in Wilmersdorf (377). Dann bringt Eva die Nachricht von Miezes Ermordung und davon, dass Franz und Reinhold wegen Mordes gesucht werden (382). Franz erkennt, dass Reinhold ihm Mieze wegnehmen wollte (385), und bald wird ihm auch klar, dass er ihm nur zur Flucht geraten hat, um ihn verdächtig zu machen (397).

Er trägt jetzt einen künstlichen Arm, wenn er nach draußen geht, um nicht erkannt zu werden. Er sieht sich als Opfer äußerer Umstände: »ich nehme mich zusammen, ich kann mich halten, wie ich will, es nutzt nichts, es will mich kaputt machen, und wenn ich ein Balken aus Eisen bin, es will mich kaputt brechen« (384). Seinen eigenen Anteil erkennt er nicht. Er hindert Herbert, einzugreifen und Reinhold an die Polizei zu verraten. Er will sich selbst an ihm rächen.

Franz irrt durch die Stadt, und am Ende befindet er sich, nach Miezes Grab suchend, auf einem Friedhof, wo er in einer Art Vision Toten begegnet und anschließend zusammenbricht. Er schafft es noch, nach Hause zu kommen, Eva muss sich danach mehrere Tage um ihn kümmern: »Er lebt nicht und er stirbt nicht« (390). Dann versucht er, Reinhold zu finden, um sich zu rächen. Das »ist seine letzte Medizin auf dieser Welt« (390). Am 22. November legt er einen Brand in Reinholds Wohnung, weil er glaubt, dass Reinhold dann aus seinem Versteck auftauchen würde, was aber nicht der Fall ist (393). Er weiß nicht, dass Reinhold schon längst unter falschem Namen im Gefängnis sitzt (413).

Ein Arzt, der Franz unter dem Namen »Herr Klemens« (395) behandelt, rät zu Erholung, am besten bei einer Reise. Franz will nicht weg und resigniert: »Ich hab genug ausgehalten und getan, mehr kann ich nicht. Es kann mir keiner absprechen, daß ich mich nicht habe gewehrt. Aber was zuviel ist, ist zuviel. Weil ich aber Reinhold nicht kann töten, bring ich mich selber um« (397).

Franz betritt ein Lokal, in dem die Polizei gerade eine Razzia durchführt, schießt auf einen Polizeibeamten, der ihn anspricht, und wird anschließend überwältigt. Auf dem Präsidium wird er schnell als Franz Biberkopf identifiziert, schweigt aber zu allen Anschuldigungen. Er wird in die psychiatrische Anstalt nach Buch gebracht (419). Die Polizei glaubt zunächst, dass er seinen Zustand nur vortäuscht, um sich zu schützen, Ärzte bestätigen aber bald, dass er wirklich krank ist. Franz beginnt, Nahrung zu verweigern, und wird schließlich künstlich ernährt. Er verliert aber immer weiter an Gewicht, da es ihm trotz aller Gegenmaßnahmen immer wieder gelingt zu erbrechen.

Im Delirium spricht er mit dem Tod, der ihm seine Fehler vorhält und deutlich macht, dass er schon mehrmals mit ihm gesprochen habe. Die Geschichte mit Lüders und der Unfall mit seinem Arm seien Warnungen gewesen. An Miezes Tod sei er mitschuldig, weil er vor Reinhold mit ihr prahlen musste (434). Franz, der sich die ganze Zeit gewünscht hat zu sterben, bittet jetzt um Aufschub. Zunächst sieht es so aus, als würde er ihn nicht bekommen, aber er hört auf, die Nahrung zu verweigern: »Sie gießen ihm Bouillon ein, er schluckt, erbricht nicht. Er will nicht, er möchte nicht erbrechen« (435). »In dieser Lage sind zahlreiche Menschen gestorben. Es hat da kein Weiter für sie gegeben. Sie haben nicht gewußt, daß sie sich nur noch einen einzigen Schmerz antun müssen, um weiterzukommen, daß nur ein kleiner Schritt nötig war, um weiterzukommen, aber den Schritt konnten sie nicht tun. Sie wußten es nicht [...]. Sie wußten nicht, sie brauchten nur noch weißzuglühen, dann wären sie weich geworden, und alles wäre neu gewesen« (435).

Franz schafft diesen letzten Schritt, auch weil er in einer Vision noch einmal mit Menschen aus seinem Leben zusammentrifft (Lüders, Reinhold, Ida und Mieze) und Einsicht in seine Fehler gewinnt. Zunächst sträubt er sich gegen die Erkenntnis, dass nicht alles nur durch unglückliche Umstände verschuldet war, sondern er selbst für sein Leben die Verantwortung trägt, am Ende aber sieht er es ein. Er weint und wird nun gelassen und ist bereit zu sterben. Alle Personen erscheinen noch einmal in einer zweiten Vision, die Franz ruhig ertragen kann, weil er für den Tod bereit ist: »nun ist alles erfüllt. Franz weint und weint, ich bin schuldig, ich bin kein Mensch, ich bin ein Vieh, ein Untier« (442).

Franz verwandelt sich durch diese Erkenntnis: »Gestorben ist in dieser Abendstunde Franz Biberkopf, ehemals Transportarbeiter, Einbrecher, Ludewig, Totschläger. Ein anderer ist in dem Bett gelegen. Der andere hat dieselben Papiere wie Franz, sieht aus wie Franz, aber in einer anderen Welt trägt er einen neuen Namen« (442). »Das also ist der Untergang des Franz Biberkopf gewesen, den ich beschreiben wollte vom Auszug Franzens aus der Strafanstalt Tegel bis zu seinem Ende in der Irrenanstalt Buch im Winter 1928-29. Jetzt hänge ich noch an einen Bericht von den ersten Stunden und Tagen eines neuen Menschen, der dieselben Papiere hat wie er« (442).

Die Polizei befragt ihn, für den Mord an Mieze kann er aber ein Alibi nachweisen, und die Ärzte erklären ihn wegen der Schüsse auf den Polizisten bei der Razzia für unzurechnungsfähig (445). Damit sind seine größten Probleme aus der Welt, und obwohl die Polizei noch einige Zeit nach seinen Einnahmequellen und der Ursache für den Verlust seines Armes forscht, können sie ihm keine Beteiligungen an Straftaten nachweisen. Er wird aus Buch entlassen und betritt wieder Berlin. Der Erzähler möchte ihn nun »Franz Karl Biberkopf nennen, um ihn von dem ersten zu unterscheiden« (447).

Er nimmt Kontakt zu Eva auf, die ihm hilft, aber keine Beziehung mehr mit ihm möchte. Sie hat das Kind, das sie von ihm erwartete, verloren. Franz erholt sich, und gemeinsam besuchen sie Miezes Grab. Eva ist erstaunt, dass Franz nicht sehr erschüttert zu sein scheint. Bei einem anschließenden Gespräch in einer Konditorei, erklärt er ihr, dass er nicht an Miezes Grab stehen müsse, um an sie zu denken, und dass er Reinhold auch nicht vergessen wird. Im Prozess gegen Reinhold und Matter wegen Miezes Ermordung sagt er gegen Reinhold aus, hätte ihn aber viel schwerer belasten können, wenn er gewollt hätte (451).

»Dem Biberkopf wird gleich nach dem Prozeß eine Stelle als Hilfsportier in einer mittleren Fabrik angeboten. Er nimmt an. Weiter ist hier von seinem Leben nichts zu berichten« (452).

Abb.: Schutzumschlag der Erstausgabe von Georg Salter mit freundlicher Genehmigung des S. Fischer Verlags.

Blum*

Kriminalkommissar aus Stettin (333). Er führt die Befragung von Bornemann, alias Finke, durch, nachdem dessen Stieftochter ihn angezeigt hat.

Bornemann* (Finke, Otto)

Der Erzähler sieht Parallelen zwischen Franz Biberkopfs Geschichte und der Geschichte vom »lebenden Leichnam« Bornemann, einem zu fünfzehn Jahren verurteilten Zuchthäusler. Der war aus dem Gefängnis ausgebrochen, hatte auf seinem Fluchtweg eine Wasserleiche gefunden, ihr seine Papiere in die Tasche gesteckt und war, nachdem seine Frau die Leiche, seinen Anweisungen gemäß, als ihren Mann identifiziert hatte, für tot erklärt worden. Danach hatte er unter dem Namen Otto Finke als Fischhändler in einem Dorf bei Anklam gelebt, erneut geheiratet und fünf Kinder bekommen (325). Jahre später hatte ihn seine Stieftochter aus erster Ehe zufällig getroffen, wiedererkannt und bei der Polizei wegen Bigamie angezeigt. Er wurde verhaftet und seine Kinder aus zweiter Ehe wurden für unehelich erklärt.

Braun*

Ein in Moabit einsitzender Redakteur, von dem die Zeitungen in den ›Lokalnachrichten‹ berichten: Er wird am 11. April mit Waffengewalt aus dem Gefängnis befreit (189).

Call, Dr.*

Chefsekretär der interparlamentarischen Union aus Washington, der sich in Berlin im Hotel Esplanade aufhält (304).

Cilly

Freundin von Reinhold und später von Franz, bei beiden die Nachfolgerin von Fränze. Sie lernt Reinhold, der ein guter Tänzer ist, beim Tanzen in der Chausseestraße kennen. Als Reinhold sie loswerden will, nimmt Franz Biberkopf sie ihm gegen einen Pelzkragen ab (181). Sie erklärt Franz, dass Reinhold weder Liebhaber noch Lude und »überhaupt kein Mann, bloß ein Strolch« sei (185). Als Franz bald darauf andeutet, dass er Trude von Reinhold übernehmen soll, und dann auch zugibt, dass er sowohl Fränze als auch sie selbst verabredeterweise von Reinhold übernommen hat, wird Cilly wütend und kreischt »wie son wilder Tiger« (186). Als Franz ihr verspricht, sie nicht wegen Trude zu verlassen, beruhigt sie sich wieder und ist sogar zu einem gemeinsamen Gespräch mit Trude bereit, um sie über Reinholds Pläne aufzuklären (187).

Als Franz nach dem Autounfall verschwindet, fürchtet sie, dass er sie wegen Trude verlassen habe. Sie sucht nach ihm und spricht mit Meck und Reinhold, um ihn zu finden, allerdings ohne Erfolg. Als sie sich mit Reinhold trifft, spürt sie wieder die alte Anziehungskraft und schwankt zwischen erneutem Verliebtsein und dem Wunsch, mit ihm abzurechnen. Sie denkt sogar kurz daran, ihn zu töten, schafft es aber nicht (220 f.).

Davis*

Amerikaner, früher Staatssekretär des Arbeitsamtes, steigt bei seinem Aufenthalt in Berlin im Hotel Adlon ab (304).

Dluga

Polnischer Taschendieb, der mit Reinhold in Moabit einsitzt. Er kennt den wirklichen Moroskiewicz, dessen Namen und Papiere Reinhold angenommen hat. Als er bemerkt, dass Reinhold kaum polnisch spricht, beginnt er, ihn zu erpressen (415). Reinhold verschafft sich zunächst Ruhe, indem er seinen Forderungen entspricht, verprügelt ihn aber anschließend, was die Erpressung beendet.

Dreske, Georg (Orge)

Ein 39-jähriger Schleifer, der von seinem Betrieb ausgesperrt ist. Er stottert manchmal. Franz nennt ihn »Orge« (83). Er kennt Franz von gemeinsamen Erlebnissen während des Krieges (»ich kenn dich schon lange von Arras und Kowno«, 83) und von Veranstaltungen der KPD. Als Kommunist missbilligt Orge Franz' politisches Engagement für den »Stahlhelm«. Darüber geraten beide in Henschkes Kneipe in Streit. Am Abend kommt Dreske mit einigen jungen Kommunistenfreunden in die Kneipe, die Franz gezielt provozieren. Franz hat einen Tobsuchtsanfall. Dreske verhindert eine Eskalation, nimmt aber Franz' Versöhnungsangebot nicht an (95).

Ede

Als Franz Biberkopf seine Freundin Fränze loswerden will, versucht er, sie dem »kleinen verwachsenen Ede« (180) aufzuschwatzen. Ede ist von der Idee begeistert, und Fränze zieht dann auch tatsächlich bei ihm ein (181).

Ede (Tischler)

Älterer Tischler, den Franz Biberkopf in Fritz‘ Kneipe kennenlernt (279). Er hat eine kranke Frau und geht abends in Kneipen, um sie nicht zu stören. Sorge bereitet ihm, dass die Ärzte die Krankheit seiner Frau für nervlich bedingt halten und sie zum Vertrauensarzt schicken wollen, der sie gesund schreiben könnte. Er hat drei Kinder, die er kaum ernähren kann. Seine älteste Tochter leidet an Rachitis. Er verneint die Frage des Wirtes Fritz, ob er, wie früher, wieder politisch aktiv sei, beklagt sich aber heftig über die ungerechte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums (280 f.).

Eliser

Schwager von Nachum, der in der Wohnung des Rabbis mit Nachum und Franz zusammentrifft und sogleich einen Streit mit seinem Schwager um dessen Geschichte von Zannowich beginnt (27-31). Er ist noch recht jung, trägt einen »braune[n] Kräuselbart« und einen »Velourshut« (27).

Emil

Freund von Herbert Wischow, der ihm hilft herauszufinden, was genau mit Franz passiert ist. Emil ist derjenige, der Franz als erster die Augen über Pums öffnet, der »ein ganz ausgekochter Betrüger« sei (226).

Emil (Pumsbande)

Einer von Pums Leuten, der »faul[e] Emil« (204). Bei einer Schlägerei mit einem anderen Mitglied der Pums-Bande namens Franz rettet Franz Biberkopf ihn vor der Polizei und geht auf seinen Wunsch zu Pums, um eine Verabredung abzusagen, woraufhin Pums Franz überredet, als Ersatz für Emil einzuspringen. Dass es sich dabei um einen Einbruch handelt, bemerkt Franz erst spät.

Emilie

Eva

Emmi

Franz Biberkopf lernt sie im Münzhof kennen und bummelt mit ihr durch die Stadt. Sie »hat Kaliber«, denkt Franz. »Sie heißt zwar bloß Emmi, aber Fürsorge und Ehescheidung hat sie hinter sich« (245).

Eva (Emilie)

Freundin von Herbert Wischow, die für ihn als Prostituierte arbeitet. Sie ist »eine schöne schwarze Frau« (223) und heißt eigentlich Emilie; den Namen Eva hat sie von Franz Biberkopf, dessen Freundin sie war, bevor Franz Ida kennenlernte (257). Sie wäre gerne wieder mit Franz zusammen gekommen, er war aber nicht bereit, Ida zu verlassen, auch als er schon wusste, dass sie in jemanden aus Breslau verliebt war. Ihrer Meinung nach sollte Franz sich für den Unfall an Reinhold rächen oder zumindest eine finanzielle Entschädigung fordern (230). Eva macht Franz mit Mieze bekannt.

In Zoppot trifft sie sich mit einem »zahlungsfähigen Kavalier älteren Jahrgangs, eine[m] Börsianer, den sie ausbeutet« (237) und gemeinsam mit Herbert bestiehlt (254). Als ihr reicher Freier sich ein Kind von ihr wünscht, erzählt sie Mieze, dass sie das Kind lieber von Franz hätte. Mieze ist begeistert und will Franz dazu überreden. Sie küsst Eva, die ihr Homosexualität unterstellt, was Mieze aber weit von sich weist (276).

Eva findet zunächst nichts dabei, dass Franz sich wieder mit Reinhold trifft und bald darauf erneut beginnt, bei Pums‘ Einbrüchen mitzumachen. Sie ist nur froh, dass er nicht mehr mit Willi zusammen ist und aufgehört hat, politische Versammlungen zu besuchen. Als Mieze verschwindet, ist Eva diejenige, die sich am meisten sorgt und Franz und Herbert drängt, etwas zu unternehmen.

Sie wird von Franz schwanger, verliert das Kind aber, was sie im Nachhinein positiv sieht, weil Herbert verhaftet wurde und ihr Kunde mittlerweile ihre Schwangerschaft skeptischer sieht, weil er sich seiner Vaterschaft nicht mehr sicher ist. Sie besorgt Franz eine Unterkunft bei Toni, einer »alten Freundin in Wilmersdorf« (377), als Reinhold Franz zum Untertauchen überredet. Nach seiner Entlassung aus Buch nimmt sie Franz bei sich auf und hilft ihm, soweit es ihr möglich ist, möchte aber keine Beziehung mehr mit ihm (450).

Ferdinand*

Adressat des Abschiedsbriefes, den ein Mädchen namens Anna in der Zimmerstraße in den Briefkasten wirft (307).

Finke, Otto

Bornemann*

Fischer, Oskar

Matter, Karl

Flaischlen, Cäsar*

Einem bei Regenwetter auf der Straße über seine schlecht gehenden Geschäfte jammernden Buchhändler soll der Schriftsteller den Rat gegeben haben: »Laß das Gewettere, hab Sonne im Herzen« (449). Dieser Zwischenfall soll der Anlass zu seinem »berühmten Sonnengedicht« gewesen sein. – Gemeint ist das Gedicht »Hab‘ Sonne im Herzen« von Cäsar Flaischlen (1864-1920).

Fränkel, Alex*

Ein russischer Student, von dem die Zeitungen in den ›Lokalnachrichten‹ berichten: Er hat zuerst seine Braut Vera Kaminskaja und dann sich selbst getötet, weil sie aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht heiraten konnten. Eine gleichaltrige Erzieherin, Tatjana Sanftleben, die mit den beiden aus dem Leben scheiden wollte, hatte es sich in letzter Minute anders überlegt (189).

Franz

Einer von Pums‘ Leuten. Er hat am Alexanderplatz eine Schlägerei mit Emil, einem anderen Mitglied der Pums-Bande (205).

Fränze

Freundin von Reinhold. Als Reinhold sich von ihr trennen will, schickt er sie mit einem Paar Stiefeln zu Franz, dessen Freundin sie daraufhin wird. Offenbar gelingt es ihr problemlos, ihre Gefühle für Reinhold in Gefühle für Franz umzuwandeln: »Diese Kutschersfrau hatte sich auch im Schwung in Franz verliebt, sie besaß ein elastisches Herz, wovon sie bis dato noch keine Kenntnis besaß« (179). Franz findet, dass sie gut zueinander passen, was er besonders aus der Ähnlichkeit ihrer Namen ableitet. Als er erneut eine abgelegte Freundin Reinholds, Cilly, übernehmen soll, schiebt er sie an Ede ab (181).

Fritz

Kneipenwirt. Er setzt sich zu Tischler Ede und Franz Biberkopf an den Tisch. Von Politik hält er nichts: »mit Politik verdienen wir keenen Sechser, det bringt uns nicht hoch, bloß andere« (280).

Georg*

Ein junger Mann, der sich in einer Kneipe mit einem Mann namens Krause unterhält. Er hat hellblonde Haare, ein »straffes Gesicht« und eine »straffe Figur« (55). Sein Chef hat ihn entlassen, weil er ihm zu deutlich seine Meinung gesagt hat. Da seine Frau gerade mit ihrem zweiten Kind schwanger ist, hat er ihr bisher die Kündigung verschwiegen. Sein Wissen, dass er es früher oder später seiner Frau erzählen muss, und seine Schulden führen dazu, dass er keinen Ausweg aus seiner Situation mehr sieht und an Selbstmord denkt. Krause versucht, ihm die Sinnlosigkeit einer solchen Handlung vor Augen zu führen.

Gerner, Guste

Ehefrau von Paul Gerner. Sie ist 35 Jahre alt und nur 1,50 m groß. Sie beginnt eine Affäre mit einem der Einbrecher, mit denen ihr Mann gemeinsame Sache macht. An den Einbrüchen ihres Mannes ist sie beteiligt und wird zusammen mit ihm verhaftet, wobei Briefe ihres Geliebten, die sie vor der Polizei verstecken möchte, ein zusätzliches Belastungsmoment darstellen (157).

Gerner, Paul

Zimmerer und Hausverwalter. Franz Biberkopf spricht mit ihm, nachdem er einen Einbruch in ein Geschäft im Hinterhof beobachtet hat. Gerner rät Franz, sich die Belohnung zu verdienen, was dieser mit der Begründung ablehnt, er »habe noch keenen verpfiffen« (149). Bei einem erneuten Einbruch bietet Gerner sich den Ganoven als Kumpan an. Seine Frau Guste, die mit einem der Einbrecher eine Affäre beginnt, verrät ihrem Liebhaber Gerners Plan, einen Einbruch auf eigene Faust zu begehen. Bei diesem Einbruch stoßen die drei ursprünglichen Einbrecher dann zu Gerner und Guste und tun so, als ob sie dazugehörten. Nach einem zweiten Einbruch, bei dem die gestohlene Ware größtenteils in Gerners Wohnung gebracht wird, betrinken sich Gerner und Guste und werden am nächsten Tag von der Polizei verhaftet. Ihre Versuche, sich damit herauszureden, dass sie, während sie schliefen, von anderen hereingelegt wurden, überzeugt die Beamten nicht (157).

Groß, Eugenie*

Mandantin des Anwalts Löwenhund.

Hasebruck*

Einer der Fahrgäste in der Linie 4, die an der Haltestelle Lothringer Straße einsteigen. Er arbeitet als Kutscher und ist zum wiederholten Mal unterwegs, um für seinen Chef ein gebrauchtes Bügeleisen umzutauschen. Die Verkäufer weigern sich aber jedes Mal, seinem Wunsch nachzukommen (54).

Hein*

Boxer, über dessen Rolle bei der Erschießung von Pussi Uhl durch Beese spekuliert wird (304).

Heller, Waldemar

Mitglied der Pums-Bande. Franz Biberkopf lernt ihn nach seinem erneuten Einstieg bei Pums kennen. Eigentlich ist er ein »verkrachter Koofmich« (316), da er aber nicht gerne arbeitet und deshalb von seiner Mutter hinausgeworfen wird, schließt er sich Pums an. Er kann gut Pläne ausarbeiten und Informationen für Einbrüche besorgen, da er fast überall hingehen kann, ohne Aufsehen zu erregen. Waldemar trägt schicke Kleidung und ist bei den Einbrüchen überraschend kaltblütig.

Henschke

Glatzköpfiger Wirt von Franz Biberkopfs Stammkneipe (88). Seine kleine Tochter Emilie kränkelt (87). Er »kann nichts schief liegen sehen« (87). In seiner Kneipe hält er einen Stieglitz in einem Vogelbauer, über den Franz sich Gedanken macht (88). Bei Franz‘ Auseinandersetzung mit Dreskes jungen Kommunistenfreunden bangt er um seine Einrichtung (93).

Hoppe, Frau*

Ältere Frau, die an der Haltestelle Lothringer Straße in die Linie 4 einsteigt. Sie neigt zum Nabelbruch und fährt deshalb gemeinsam mit der etwas jüngeren Frau Plück zum Einkaufen, um sich eine neue »Leibbinde« (53) zu kaufen.

Ida

Frühere Freundin von Franz Biberkopf, die er während eines Streits so schwer verletzt hatte, dass sie an den Folgen starb: »Er nahm nichts in die Hand als einen kleinen hölzernen Sahnenschläger [...]. Und diesen Sahnenschläger mit der Drahtspirale brachte er in einem enormen zweimaligen Schwung zusammen mit dem Burstkorb Idas [...]. Jedenfalls war der Brustkorb des niedlichen Mädchens auf die Berührung mit Sahnenschlägern nicht eingerichtet« (99). »Nach fünf Wochen ist [...] seine Ida tot, im Krankenhaus Friedrichshain« (102). Sie stammte aus einer Schlosserfamilie, war hübsch und arbeitete als Prostituierte für Franz. Kennengelernt hatten sich die beiden in Treptow (39). Kurz vor dem tödlich endenden Streit der beiden wollte sie Franz »zugunsten eines neu aufgetauchten Breslauers« (99) verlassen. Bei Franz‘ Erkenntnisprozess am Ende ist sie eine der Personen, die ihm in seiner Vision erscheint (439 f.).

Kaminskaja, Vera*
22-jährige Kunstgewerblerin und Braut von Alex Fränkel. Beide haben Selbstmord begangen, weil sie aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht heiraten konnten. Eine gleichaltrige Erzieherin, Tatjana Sanftleben, die mit ihnen aus dem Leben scheiden wollte, hatte es sich in letzter Minute anders überlegt (189).

Karl
Ehemann von Idas Schwester Minna, ein Schlosser. Als Franz Minna noch einmal besuchen will, wirft Karl ihn aus der Wohnung (160-162).

Karla
Eine Freundin von Reinhold. Sie ist strohblond und bringt als Geschenk zu Beginn ihrer Beziehung drei große Flaschen Schnaps mit (220).

Kauer, Bernhard
Ein Rentner und übergewichtiger Asthmatiker, der Probleme beim Treppensteigen hat. Franz Biberkopf trifft ihn im Treppenhaus und hält ihn zunächst für einen Nachbarn. Im anschließenden Gespräch erläutert Kauer ihm seine ›Beschäftigung‹: er meldet sich auf Verkaufsanzeigen, schaut sich die Sachen an und vereinbart den Ankauf. Da er kein Geld hat, tritt er hinterher von den Geschäften wieder zurück, meist indem er eine selbstgedruckte Karte in den Briefkasten wirft (203). Franz ist beeindruckt: »ein Vogel hat er, das ist schon kein gewöhnlicher Piepmatz, das ist ein ausgewachsenes Huhn« (205).

Keylon, John*
Chef des New Yorker Feuerwehrwesens, der nach Berlin kommt und im Hotel Adlon wohnt (304).

Kirbach, Johann*
»Weltreisender« (246), der gelähmt ist und mit einem mit den Händen angetriebenen Wagen durch Berlin fährt und dabei Postkarten verkauft, auf denen seine Lebensgeschichte zu lesen steht. Er wurde am 20. Februar 1874 in München-Gladbach (246) geboren und war bis zum Ersten Weltkrieg gesund. Dann hatte er einen Schlaganfall, von dem er sich aber wieder erholte. Im November 1924 wurde er von betrunkenen Männern angegriffen, die die Befreiung des Rheinlandes von der belgischen Besatzung gefeiert hatten. Seither ist er gelähmt. Sein Fall löst in Franz‘ Kneipe eine hitzige Debatte junger Leute über Kriegsversehrte, staatliche Unterstützung und Arbeitslosigkeit aus (247 f.).

Kirsch, Franz*
Der »bekannte Geldschrankknacker« (307) flieht Anfang Juli mit einem Komplizen aus der Strafanstalt Sonnenburg, erholt sich 8 Wochen lang in Berlin und wird Ende August wieder gefasst, als ihn zwei Polizisten in Reinickendorf-West in der elektrischen Straßenbahn erkennen und verhaften.

Klemens, Herr

Biberkopf, Franz

Klempner, Der

Matter, Karl

Konrad
Einbrecher, der in Brandenburg gleichzeitig mit Reinhold einsitzt. Ob Konrad sein richtiger Name ist, bleibt unklar. Er ist noch ziemlich jung, stammt aus Mecklenburg und soll im März entlassen werden. Reinhold verliebt sich in ihn: »und wenns auch kein Weib ist, sondern bloß ein Junge, es ist doch schön« (416). An ihrem letzten gemeinsamen Abend erzählt Reinhold ihm seine Geschichte, die Konrad nach seiner Entlassung einem alten Freund weitererzählt (417), der daraufhin zur Polizei geht und Reinhold verrät, um an die Belohnung zu kommen (418). Als Konrad Reinhold im Gefängnis besuchen will, liest er in einer Zeitung, dass Reinholds Lügengebäude eingestürzt ist, und erkennt, dass er indirekt daran schuld ist.

Krachtowil

Beese, Edgar

Krause*
Ein Mann, der in einer Kneipe am Rosenthaler Platz mit dem jungen Georg ins Gespräch kommt, der Selbstmordgedanken hegt. Er »hat ein schlaffes Gesicht und graues Haar« und trägt auch in der Kneipe eine »Pelerine« (54). Vor dem Krieg war er Oberlehrer, wurde dann kurzzeitig zum Militär eingezogen, aber aufgrund seiner Morphiumsucht schon nach zwei Tagen wieder entlassen und in die Psychiatrie eingeliefert. Als er nach kurzer Zeit aus der Anstalt entlassen wurde, weigerte sich seine Schule, ihn wieder einzustellen. Er lebt mehr schlecht als recht von Privatstunden. Er ist verheiratet und hat ein Kind, seine Frau hat ihn allerdings verlassen und ist zu ihrer Mutter nach Westpreußen zurückgekehrt. Einmal hat er versucht, Selbstmord zu begehen, was ihm aufgrund mangelnder Anatomiekenntnisse misslang. Seitdem ist er der Ansicht, dass Selbstmord keine Lösung ist.

Labschinksy, Nelly

Nelly

Lina (Lina Przyballa)
Freundin von Franz Biberkopf und Nichte von Otto Lüders. »Lina Przyballa aus Czernowitz, des Landbebauers Stanislaus Przyballa einzige eheliche Tochter – nach zwei nur zur Hälfte gediehenen Fehlgeburten, welche beide auch Lina hatten heißen sollen« (77). Die »polnische Lina« (66) wird als ›schlampige herzliche‹ Frau beschrieben (70). Als Franz nach dem Zwischenfall mit Lüders verschwindet, sorgt sie sich und bittet Meck, nach Franz zu suchen. Sie glaubt nicht daran, dass Franz verschwunden ist, weil er Schwierigkeiten hatte oder sogar verhaftet wurde, und will zur Polizei gehen, um sich nach ihm zu erkundigen, wovon sie Meck und Lüders aber abhalten können.

Lissarek
Ein Insasse des Gefängnisses Tegel, der aus Böhmen stammt. Franz erinnert sich nach seiner Haftentlassung an ihn, vor allem wegen seines Strumpffetischismus, der ihn erheitert (131).

Löwenhund*
Rechtsanwalt, der seine Kanzlei in dem Haus in der Linienstraße hat, in dem Franz sich »nach dem Schlamassel mit Lüders« verkrochen hat. Löwenhund schreibt Briefe an Eugenie Groß, eine seiner Mandantinnen, die in Moabit einsitzt, und an deren Eltern, Herrn und Frau Tollmann (125).

Lüders, Otto
Ein Onkel von Lina, der zusammen mit Franz Biberkopf Ware verkauft, eine Beschäftigung, die er erst aufgenommen hat, nachdem er seine eigentliche Arbeit verloren hat. Seine Frau ist Wäscherin (107). Als Franz ihm von seinem Besuch bei der Witwe erzählt, sucht er diese am nächsten Tag ebenfalls auf und erpresst sie, worauf sie ihm Geld und einige Kleinigkeiten überlässt (111). Der Vorfall verstört Franz so sehr, dass er verschwindet. Sein Freund Meck zwingt Lüders, ihn ausfindig zu machen. Lüders findet Franz in einem Zimmer ganz in der Nähe seiner alten Wohnung. Aber Franz wirft ihn hinaus und sucht sich eine neue Bleibe (118).

Marie

Mieze

Matter, Karl (Fischer, Oskar)

Polizeilich auch bekannt als Oskar Fischer. Er arbeitet als Klempner und Schlosser und ist bei den Einbrüchen der Pums-Bande für Schweißarbeiten verantwortlich, da er sich »auf Sauerstoffgebläse versteht« (316). Seiner Ansicht nach hat ihn seine frühere Firma um ein Patent betrogen, das ihr viel Geld eingebracht hat. Seinen Anteil aus den Einbrüchen verwendet er für die Entwicklung eines neuen Modells, von dem er sich größere Einnahmen verspricht.

Er nimmt Mieze mit zu dem Ball der Pums-Leute, wo Reinhold sie trotz ihrer Verkleidung erkennt. Matter arrangiert danach auf Reinholds Bitten Treffen mit Mieze. Der erste gemeinsame Ausflug nach Freienwalde findet am 29. August statt, der zweite, bei dem Reinhold Mieze umbringt, am 1. September. Matter hilft Reinhold, Miezes Leiche zu vergraben, und verschwindet danach auf Anraten Reinholds für einige Wochen.

Nachdem er sich bei einem Einbruch an der Hand verletzt und deshalb von seinen Komplizen kritisiert wird, begeht er mit einem Stellmacher, den er in einer Kneipe kennenlernt, und einem weiteren Mann unabhängig von Pums Einbrüche. Als er geschnappt wird, bezichtigt er Reinhold zunächst der Mittäterschaft. Als sich das als unhaltbar erweist, beschuldigt er ihn des Mordes an Mieze und hilft der Polizei, Miezes Leiche zu finden. Beim Mordprozess gegen Reinhold wird er wegen Begünstigung mitangeklagt.

Max*

Gast in einer Kneipe, der sich mit einem anderen Gast über eine Zeitungsmeldung unterhält, in der von einem Mann in Hamm/Westfalen berichtet wird, der seine drei Kinder ertränkt hat, nachdem seine Frau Selbstmord begangen hatte (251 f.).

Meck, Gottlieb

Freund von Franz Biberkopf, »sein guter alter Freund und noch der beste von allen, natürlich ausgenommen den Herbert Wischow, aber das war ein Lude« (173). Er überzeugt Franz davon, dass mit Handeln noch am besten Geld zu verdienen sei. Meck selbst handelt mit Kleidung, verweigert Franz aber genauere Auskünfte über seine Bezugsquellen. Als Franz nach dem Zwischenfall mit Lüders verschwindet, hilft er Lina bei der Suche und verprügelt Lüders, um herauszufinden, was passiert ist (117). Er trifft Franz am 9. Februar 1928 am Alexanderplatz wieder und freut sich, dass er nicht, wie er vermutet hatte, im Gefängnis ist (172). Bei einem Treffen mit ihm in einer Kneipe, bei dem auch Pums und Reinhold dabei sind, gibt Meck zu, mit Pums Geschäfte zu machen, woraufhin Franz seinerseits über einen Einstieg bei Pums nachdenkt (197).

Mieze (Emilie Parsunke, Sonja, Marie)

Als sie Franz Biberkopf kennenlernt, wird sie Sonja genannt, ein Name, den ihr Eva gegeben hat. Da Franz den Namen nicht mag, schlägt er Marie vor und nennt sie von da an Mieze. Ihr richtiger Name ist Emilie Parsunke (257). Sie wurde am 12. Juni 1908 geboren und stammt aus Bernau (383). Ihr Vater ist Straßenbahnschaffner. Sie hat zwei Geschwister. Ihre Mutter hatte die Familie verlassen, weshalb Mieze einen Großteil ihrer Aufgaben übernehmen musste (378). Abends fährt sie manchmal nach Berlin, um zu tanzen und sich zu amüsieren. Beim Ausgehen lernt sie Männer kennen, die sich bald zu ihrer Einnahmequelle entwickeln.

Als sie bei einer Razzia von der Polizei festgenommen wird, lernt sie Eva kennen, die sie später Franz vorstellt. Der ist sofort von ihr begeistert: »Sie ist eine kleine Person, sieht im weißen, leichten Kleidchen mit bloßen Armen wie ein Schulmädchen aus« (256), und »im Bett, da ist sie sanft wie eine Feder, jedesmal so ruhig und zart und glücklich wie zuerst« (258). Franz akzeptiert schnell, dass sie durch Prostitution den Hauptteil des gemeinsamen Einkommens erzielt. Evas Wunsch nach einem Kind von Franz löst bei ihr heftige Gefühle für die Freundin aus. Sie bedeckt Eva mit Küssen, wird aber von ihr zurückgewiesen (276).

Mieze versucht, Franz zu beschützen, und da er ihr nichts erzählt, versucht sie alleine herauszufinden, woher seine Probleme kommen. Um seinen Umgang kennenzulernen, geht sie mit Matter maskiert zu einem Ball der Pums-Leute, bei dem Reinhold sie trotz der Maske erkennt. Er überredet Matter, ein Treffen mit ihr in Freienwalde zu arrangieren. Beim zweiten Ausflug der drei nach Freienwalde am 1. September bringt Reinhold sie um, nachdem sie seine Annäherungsversuche zurückgewiesen hat (353). Sie ist eine der Personen, die Franz in seiner Vision, die ihm zur Einsicht verhilft, erscheinen.

Minna

Schwester von Ida. Sie ist mit Karl, einem Schlosser, verheiratet. Franz Biberkopf besucht sie nach seiner Haftentlassung und drängt sie zum Beischlaf (39 ff.). Am nächsten Tag schenkt er ihr drei neue Schürzen zum Ersatz für die eine, die er ihr am Tag vorher zerrissen hatte. Bei seinem dritten Besuch schickt sie ihn weg.

Montague, Lady Lilly H.*

Mitarbeiterin von Montefiore. Sie wohnt während ihres Berlinaufenthalts im Hotel Esplanade (305).

Montefiore, Claude G.*

Präsident des Weltverbandes für religiöses, liberales Judentum, der sich für eine Tagung seines Verbandes vom 18. bis zum 21. August in Berlin aufhält. Er lebt in London und steigt, wie seine Mitarbeiterin Lady Lilly H. Montague, im Berliner Hotel Esplanade ab (305).

Moroskiewicz

Reinhold

Nachum

Ein Jude, der Franz am Tag seiner Haltentlassung in einem Hinterhof anspricht, weil er merkt, dass es ihm nicht gut geht. Er ist »ein Jude mit rotem Vollbart, ein kleiner Mann im Mantel, einen schwarzen Velourshut auf, einen Stock in der Hand« (17). Er nimmt Franz mit in die Wohnung eines befreundeten Rabbis und erzählt ihm dort die Geschichte von Zannowich (21 ff.). Sein Schwager Eliser kommt hinzu und beginnt einen Streit.

Nelly

Freundin von Reinhold, Nachname Labschinsky (192). Sie ist verwitwet. Reinhold kennt sie aus der Zentralmarkthalle. Seine frühere Freundin Cilly, Trude und Franz Biberkopf suchen sie nacheinander auf, um sie vor Reinhold zu warnen, woraufhin sie das Interesse an ihm verliert. Franz erzählt sie, er müsse sich um sie keine Sorgen machen, sie sei schließlich »auch keine Anfängerin mit Männern« (192).

Papke*

Chauffeur von Wilhelm Totzke. Als er am 28. Februar dessen Frau abholen soll, verursacht er einen Autounfall. Laut Zeugen war er dabei völlig betrunken (306). Vor dem Arbeitsgericht findet eine Verhandlung über die Rechtmäßigkeit der Kündigung statt. Totzke ist bereit, die Kosten der Reparatur am Wagen selbst zu zahlen, wenn die Kündigung bestehen bleibt. Die Richterin schlägt einen Vergleich vor.

Parsunke, Emilie

Mieze

Paul(e)*

Ein »blasser kleiner Mann« mit einer Kriegslähmung, dessen vierjähriger Sohn am Tag vorher im Krankenhaus gestorben ist. Er steht vor seinem Haus und zögert, in seine Wohnung zu gehen, weil er die Vorwürfe seine Frau fürchtet. Er kehrt um und sucht den Hausarzt auf, um ihm dessen viel zu spätes Eingreifen vorzuwerfen: »Ich bin ein Krüppel, wir haben im Feld geblutet, uns läßt man warten, mit uns kann man machen« (115). Der Arzt beruhigt ihn mit einem Glas Cognac, nach einer halben Stunde geht der kleine Mann langsam seines Weges. Seiner Frau berichtet er, er habe es dem Doktor ordentlich »gegeben«. Die Frau bleibt ruhig, die Eheleute resignieren still.

Plück, Frau*

Ältere Frau, die an der Haltestelle Lothringer Straße einsteigt. Sie ist mit Frau Hoppe gemeinsam unterwegs zum Einkaufen (53).

Przyballa, Lina

Lina

Pums

Chef einer Einbrecherbande, der sich vor allem um die Zusammenstellung der Truppe und die anschließende Vermarktung der Ware kümmert. Er ist ein »älterer Mann« (175), ein »kurzer untersetzter Kerl« und hat ein, »krebsrotes Gesicht mit vorgetriebenen Augen« (176). Als Franz Biberkopf ihn zum ersten Mal sieht, hat er »blanke Schaftstiefel an, trug einen Leinenmantel über dem Arm und schien ein Viehhändler zu sein« (176).

Er stellt sich Franz als Obsthändler vor (178) und fragt ihn, ob er nicht bei ihm mitmachen will. Franz ist zunächst skeptisch, lässt sich aber schließlich als Ersatz für Emil engagieren. Nach seinem Unfall nimmt er schon bald erneut an den Einbrüchen von Pums teil (315).

Pums ist vor allem darauf bedacht, die gestohlenen Waren zu verkaufen, und findet diesen Teil der Arbeit genauso wichtig wie den Einbruch selbst. Sein Vertriebssystem ist gut organisiert, und für die Zwischenlagerung gestohlener Ware ist er »stiller Teilhaber von gut fünf kleinen Pelzgeschäften, Kürschnerläden«, auch hat er »Geld mit zugegeben zun paar Bügelstuben« (317).

Seine Leute fühlen sich bei der Verteilung des Gewinns übervorteilt, weil er die Abrechnung allein durchführt und niemand Einblick hat, ob das Geld, das er verteilt, wirklich der vollen Summe der Einnahmen entspricht.

Pums, Klara

Frau von Pums, eine »ältere Frau mit strengem Gesicht« (206). Nachdem Pums Franz zu seinem ersten Einbruch überredet hat, soll sie Franz‘ Freundin Cilly eine Nachricht überbringen, aber »das magere böse Aas« wirft den Zettel in den Müllkasten (207).

Räcker, Franz

Biberkopf, Franz

Raquil*

Eine »berühmte Frau«, die mit dem Expresszug aus Paris in Berlin ankommt und »wahnsinnig neugierig auf Berlin« ist (213). Sie besitzt zwei Pekinesen: Black und China, die sie begleiten, und bekommt bei ihrer Ankunft von der spanischen Kolonie einen Strauß Rosen in ihrer Lieblingsfarbe Elfenbein geschenkt.

Redlich*

Führer einer Straßenbahn. Redlich hat eventuell einen Unfall verursacht, weil er zu spät gebremst hat, was durch eine Ermittlung geklärt werden soll (189).

Reinhold (Moroskiewicz)

Bekannter von Franz Biberkopf und Mitglied der Bande von Pums. Er ist »sicher erst Anfang Dreißig« und schlank, hat ein »langes, hohes, gelbliches Gesicht«, »schwarze hochstehende Haare« (177) und »helle Augen« (343). Seine Nase ist »kurz, stumpf, sachlich aufgesetzt« und seine Stirn zeigt auffällige Querfalten (177). Er hat »lauter Narben an der Hand« und ist tätowiert (347), unter anderem auf der Brust mit einem Amboß in einem Lorbeerkranz (347). Bei der ersten Begegnung mit Franz trägt er »einen verschossenen Soldatenmantel« (177). Er ist Pfeifenraucher, und da er (anfangs) glaubt, keinen Alkohol zu vertragen, trinkt er immer Kaffee und Zitronenlimonade. Er stottert und braucht deshalb immer lange, bis er etwas gesagt hat. Reinhold ist nicht vorbestraft und war früher politisch aktiv. Franz hält ihn zunächst für einen Kommunisten (177).

Reinhold erzählt ihm von seinen Problemen mit Frauen: Er verliebt sich schnell und sehr intensiv, wird der Frauen aber schon nach kurzer Zeit überdrüssig, verliebt sich neu und weiß dann nicht, wie er die alte Liebe loswerden soll. Deshalb möchte er, dass Franz ihm seine Freundinnen abnimmt. Franz geht darauf zunächst gerne ein (178) und nimmt ihm zuerst Fränze und später Cilly ab. Aber bei der dritten Frau, Trude, streikt er und spricht mit Nelly, Reinholds neuer Flamme, um sie zu warnen.

Reinhold, der zwischenzeitlich sogar bei der Heilsarmee Hilfe für sein Frauenproblem sucht (182 ff.), nimmt Franz diese Einmischung in sein Liebesleben übel und rächt sich, indem er Franz bei dessen erster Einbruchstour mit der Pums-Bande aus dem fahrenden Auto stößt. Franz verliert durch den Unfall seinen rechten Arm. Nach diesem Zwischenfall betrinkt Reinhold sich zum ersten Mal und stellt dabei fest, dass er sich im betrunkenen Zustand auch ohne fremde Hilfe von seinen Freundinnen trennen kann. Er verprügelt Trude und wirft sie aus der Wohnung (218). Von da an trinkt er regelmäßig.

Während die anderen Mitglieder der Pums-Bande nach dem Zwischenfall mit Franz beunruhigt sind und für einige Zeit untertauchen, reagiert Reinhold gelassen. Überhaupt ist er, wenn er mit den Pums-Leuten zusammen ist, verändert: Er stottert nicht und zeigt Führungsqualitäten.

Seine Rachegelüste gegen Franz sind auch nach dem Unfall noch nicht befriedigt. Am liebsten würde er ihn tot sehen, findet aber niemanden, der bereit wäre, Franz umzubringen. Beim ersten Wiedersehen mit Franz fürchtet er sich zuerst, gewinnt dann aber wieder die Oberhand, als er bemerkt, dass Franz zittert (292 ff.). Bald darauf wird ihm klar, dass er Franz am meisten treffen kann, wenn er ihm Mieze wegnimmt. Mit Karl Matters Hilfe arrangiert er mehrere Treffen mit Mieze. Die drei fahren zweimal gemeinsam nach Freienwalde. Beim zweiten Ausflug am 1. September kommt es zu einem Kampf zwischen Mieze und Reinhold, als sie seine Annäherungsversuche zurückweist. Im Verlauf dieses Kampfes tötet er sie: »Er kniet von oben über den Rücken, seine Hände sind um ihren Hals, die Daumen im Nacken, ihr Körper zieht sich zusammen« (352). Matter hilft ihm, die Leiche zu vergraben: »Der Körper wird eingebuddelt, Sand drauf, Gestrüpp rauf« (353).

Kurz darauf wird Matter wegen eines Einbruchs verhaftet und gibt Reinhold fälschlich als seinen Komplizen an. Reinhold wird klar, dass er untertauchen muss, weil er damit rechnen muss, dass Matter früher oder später den Mord an Mieze verraten wird. Um den Mordverdacht auf Franz zu lenken, rät er ihm ebenfalls zur Flucht mit dem Argument, Matter werde sicher auch noch die Einbrüche der Pums-Bande gestehen.

Reinhold fährt noch einmal nach Freienwalde und bettet Miezes Leiche um. Dann versucht er, sich unter falschem Namen selbst ins Gefängnis zu bringen, weil er dort am sichersten zu sein glaubt: Er besorgt sich polnische Papiere auf den Namen Moroskiewicz, begeht einen Handtaschenraub und lässt sich festnehmen. Allerdings verletzt er sein Opfer so sehr, dass seine Strafe mit 4 Jahren Zuchthaus drastischer als geplant ausfällt (413). Dennoch geht seine Rechnung zunächst auf: Während draußen wegen des Mordes an Mieze nach ihm gesucht wird, sitzt er als Moroskiewicz sicher in Moabit. Dort wird er von dem Mithäftling Dluga, einem polnischen Kriminellen, der den echten Moroskiewicz kennt, erpresst, löst dieses Problem aber schließlich mit Gewalt: nach einer Prügelei lässt der Erpresser von ihm ab.

Im Gefängnis lernt er auch Konrad kennen und verliebt sich in ihn, sie werden »ganz innig und richtige Freunde, wies Reinhold noch nie gehabt hat, und wenns auch kein Weib ist, sondern bloß ein Junge, es ist doch schön« (416). In ihrer letzten gemeinsamen Nacht vor Konrads Entlassung erzählt Reinhold ihm seine Geschichte, was letztendlich zur Aufdeckung seines Schwindels führt: Konrad erzählt die Geschichte einem Freund, der zur Polizei geht, um sich die Belohnung zu verdienen. Reinhold wird enttarnt, wegen des Mordes an Miezes angeklagt und zu zehn Jahren Zuchthaus wegen Totschlags im Affekt verurteilt (452).

Rosa

Freundin von Reinhold. Sie ist Anfang Dreißig und Knopflochnäherin. Sie ist die Nachfolgerin von Nelly in Reinholds Beziehungsreigen (193).

Rüst, Max*

Einer der Fahrgäste in der Linie 4, die an der Haltestelle Lothringer Straße einsteigen. Er ist zum Zeitpunkt der Fahrt noch ein Kind, in einem Vorausblick wird sein späteres Leben als Klempner und Vater von 7 Kindern beschrieben (54). Er wird im Alter von 55 Jahren sterben.

Rutowski*

Mädchenmörder, der im Juni wegen seiner Morde vor dem Schwurgericht angeklagt wird. Er soll unter anderem eine Else Arndt ermordet haben (236).

Sanftleben, Tatjana*

22-jährige Erzieherin, die zusammen mit dem unglücklichen Brautpaar Alex Fränkel und Vera Kaminskaja Selbstmord begehen wollte. Sie hatte es sich aber in letzter Minute anders überlegt und die Polizei verständigt, die dann die Leichen der beiden fand (189).

Schögel

Mitpatient Franz Biberkopfs in der psychiatrischen Klinik in Buch. Er ist ein Alkoholiker, der in betrunkenem Zustand jähzornig reagiert, nach eigener Aussage ist er dann »aber bloß über [s]ich« (423) wütend. Der Vorfall, der zu seiner Einweisung führte, war ein Streit in einem Amtszimmer, bei dem er das Mobiliar zerstörte und zwei Beamte verprügelte, die nach seiner Ansicht unangemessen auf ihn reagiert hatten.

Schreiber

Einer von Pums Leuten, der nach Franz‘ Unfall mit Geld zu Franz geschickt wird, um ihn zu entschädigen (233). Eva, die bei dem Treffen ebenfalls anwesend ist, deutet seinen Griff in die Tasche falsch und denkt, er wolle eine Waffe ziehen. Als sie zu schreien anfängt, verschwindet Schreiber und taucht für einige Zeit unter. Das Geld unterschlägt er und behauptet Reinhold gegenüber, Franz habe es zwar nicht gewollt, aber Eva habe es genommen (235).

Sonja

Mieze

Tietsch, Frau

Vermieterin von Reinhold. Sie soll Reinhold verleugnen, wenn er nicht angetroffen werden will, vergisst es aber bei Franz, wodurch es zum ersten Zusammentreffen der beiden nach Franz‘ Unfall kommt (292).

Tischler Ede

Ede (Tischler)

Tollmann, Herr und Frau

Löwenhund*

Toni

Freundin von Eva. Sie lebt in Wilmersdorf und nimmt Franz Biberkopf auf, als er auf Reinholds Anraten untertauchen will (377).

Totzke, Wilhelm*

Filmverleiher, Arbeitgeber von Chauffeur Papke, dem er wegen einer vermeintlichen Trunkenheitsfahrt gekündigt hatte (306). Die Kündigung wird vor dem Arbeitsgericht verhandelt. Totzke ist bereit, die Kosten der Reparatur am Wagen selbst zu zahlen, wenn die Kündigung bestehen bleibt.

Trude

Blonde Freundin von Reinhold, Nachfolgerin von Cilly. Sie ist die erste, die Reinholds Entdeckung zu spüren bekommt, dass er im betrunkenen Zustand in der Lage ist, sich seiner Freundinnen ohne fremde Hilfe zu entledigen: Er verprügelt sie und wirft sie dann aus der Wohnung (218).

Uhl, Pussi*

Ältere Prostituierte, die bei einer Schießerei in ihrer Wohnung von Edgar Beese getötet wird (303).

Werner, Richard

21-jähriger, arbeitsloser Schlosser, verheiratet, ein Kind. Er mischt sich in Henschkes Kneipe in den Disput um Franz‘ Hakenkreuzbinde ein (83-87).

Willi

Ein junger Mann, ehemaliger Fürsorgezögling (279), den Franz in einer Kneipe kennenlernt (247-251). Willi beteiligt sich an einem Disput über Kriegsversehrte und Arbeitslose und spricht sich energisch gegen deren staatliche Unterstützung aus, obwohl er selbst welche erhält: »wenn sie mir noch lange wat zahlen, tu ich noch länger nischt« (247). Er ernährt sich durch Diebstahl und zieht Franz ins Hehlergeschäft (253). Er geht gern in politische Versammlungen, um Leute zu provozieren oder für seine Geschäfte zu gewinnen (279). Franz besucht mit ihm mehrere solcher Versammlungen (268-273 u.ö.) und wird dadurch eine Zeit lang stark politisiert.

Franzens Freunde Eva und Herbert mögen Willi nicht (273) und versuchen, Franz dazu zu bringen, die Freundschaft mit ihm zu beenden. Aber Franz ist in den Jungen vernarrt, »heute verspricht er, den Willi laufen zu lassen, und morgen spaziert er wieder mit dem Bengel und nimmt ihn mit zum Rudern« (273). Es ist dann der »schneidige Willi« selbst, der die Beziehung im Sande verlaufen lässt. Er »ist ein scharfer heller Kopf, aber unter den Taschendieben ein Anfänger, und darum mistet er Franz aus« (279). Franz »läuft nur noch ein bißchen mit dem, dann ist es aus, überhaupt mit der Politik, auch ohne Mieze und Eva« (279).

Wilma*

Einer der Fälle, die im Arbeitsgericht in der Zimmerstraße verhandelt werden: Wilma (mit W) ist Hausangestellte, der von ihrem Arbeitsgeber wegen ungebührlichen Verhaltens gekündigt wurde (306).

Wischow, Herbert

Kleinkrimineller und Zuhälter, ein »schlanker junger Mann« (223), der seinen ›Beruf‹ selbst »Kommisionär« (224) nennt. Er ist der Freund von Eva. Franz Biberkopf hatte ihn vor seiner Haftzeit in Tegel als seinen besten Freund betrachtet, danach besteht zunächst wenig Kontakt, weil Franz anständig bleiben möchte. Nach seinem Unfall sucht er bei ihm Hilfe (223). Herbert bringt ihn in ein Krankenhaus nach Magdeburg und nimmt ihn auch nach der Entlassung aus der Klinik bei sich auf. Als er erfährt, dass Franz für Pums gearbeitet hat, ist er zunächst verärgert und kann nicht verstehen, dass Franz, wenn er nun doch wieder im kriminellen Milieu unterwegs ist, nicht zu ihm gekommen ist (225). Herbert will Franz helfen, sich an Pums oder zumindest an dem Verantwortlichen für seinen Unfall zu rächen, akzeptiert aber, dass Franz das nicht möchte.

Seine Freundin Eva arbeitet für ihn als Prostituierte. Sie bestehlen gemeinsam einen ihrer Kunden während eines Aufenthalts in Zoppot (237). Als Franz wieder Kontakt zu Reinhold und den Pums-Leuten aufnimmt, macht er sich Sorgen, Franz könnte sich rächen wollen, ist aber insgesamt froh, dass Franz wieder bei Pums‘ Einbrüchen mitmacht statt sich weiter mit Willi herumzutreiben. Im Laufe der Ermittlungen wegen Miezes Tod gerät Herbert auch ins Visier der Polizei und wird zu zwei Jahren Haft verurteilt (448).

Zannowich, Vater und Sohn*

Figuren einer Geschichte, die der Jude Nachum dem gerade aus der Haft in Tegel entlassenen Franz in der Wohnung eines Rabbis erzählt (22 ff.). Zannowich war ein jüdischer »Krämer, Händler, Geschäftemacher« (22) in Albanien, der nach Venedig ging und dort als Falschspieler zu Reichtum kam. Als Polizei und Gerichte sich für ihn zu interessieren begannen, kehrte er mit seiner Familie nach Albanien zurück, kaufte sich ein Gut , »ein ganzes Dorf«, und schickte seine Kinder »in hohe Schulen« (23). Er starb als geachteter Mann in Pastrowich (24).

Sein Sohn Stefan studierte in Padua, war »ein großer Redner« (24) und allseits beliebt: »er konnte zärteln mit de Frauen und vornehm tun mit de Männer« (24). Dann wurde er zum Hochstapler, weil die Leute es so wollten (25). In Montenegro gab er sich als »Baron Warta« (24), später als Nachfahre des albanischen Nationalhelden Skanderbeg aus, nannte sich »Prinz Castriota von Albanien« (25), ging an europäischen Fürstenhöfen aus und ein (26) und ließ sich von den Leuten aushalten.

Nachum will Franz mit dieser Geschichte aufmuntern: »Zu lernen ist von Zannowich Stefan, daß er wußte von sich und den Menschen« und dass er »so wenig Angst gehabt (hat) vor der Welt« (26). Auch ist er überzeugt, dass der Zannowich Stefan »den Menschen wohlgetan« hat: »Sie gehn ins Theater und hören ausgedachte Dinge an, die ihnen angenehm sind. Sie bezahlen dafür. Können se auch dafür bezahlen, wenn ihnen die angenehmen Dinge nachmittags passieren oder vormittags, und wenn se selbst dabei mitspielen können« (25 f.).

Sein Schwager Eliser verdirbt ihm dann die Geschichte, indem er Franz erzählt, wie es mit dem Stefan Zannowich weiterging: Am Ende wurde er wegen Betrugs zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt und beging im Gefängnis Selbstmord (28 f.).

Zieske, Frau*

Hausdame des Rechtsanwalts Löwenhund (125).

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