Berg, Ulrich
Er wird zu Beginn des Romans vorgestellt: ein Mittvierziger und nicht besonders erfolgreicher Textil-Designer, der im Mai mit scharfem Blick durch die Münchener Maximilianstrasse geht, um in Arztpraxen und Cafés seine Botschaften zu hinterlassen. Er kümmert sich um die Organisation, stellt die Hilfsmittel bereit und sorgt für Eis im Keller zur Aufbewahrung der Toten, später für Gefriertruhen. Mit Monikas Freundin Ilse geht er in Schutzkleidung in den Keller zwecks Umbettung (II, 34).
Mit den Schwestern diskutiert er über die Selbsttötung in Geschichte und Literatur – in der Bibel, bei den Griechen und Römern (I, 10). Wie den Schwestern macht ihm ihre Unternehmung zu schaffen, und er sucht nach Rechtfertigung.
Dass er schwul ist, bekennt er im zehnten Kapitel. Er unterhält sich öfter mit Internet-Sex-Angeboten (II, 28), die er mit einem ›Grabbeltisch‹ vergleicht. Er malt sich aus, wie brave Bürger zu Gasmasken-Bällen gehen, um sich in einem Fronterlebnis zu verlieren, und dann montags freundlich im Büro erscheinen (II, 28). Schließlich wagt er sich, von Clarissa ermutigt, zu Tassilo Wang, der ihm kaum entgegenkommt (II, 39, 41).
Zum Problem wird allmählich, dass ›Patienten‹ das sogenannte Hospiz als Sanatorium betrachten – obwohl es kein Personal gibt – oder einfach wieder nach Hause gehen (I, 10). Ulrich erklärt auf einem Plakat, dass die einzuzahlenden 40 € für jeden einzelnen Tag gelten (I, 13, 19). Die Geschwister meiden den Kontakt mit den ›Gästen‹, wenn er sich doch ergibt, ist ihnen keineswegs wohl (II, 28). Sie müssen alle anfallenden Arbeiten selbst erledigen. Allmählich verlieren sie die Geduld und Ulrich deklariert, dass von der dritten Woche an täglich 50 € zu zahlen sind und bei allzu langem Aufenthalt die Ausweisung droht (II, 39). Über dieses Merkblatt empören sich die Alteingesessenen (II, 41), die immer noch glauben, in einem Hospiz zu sein, dessen Angestellte die Geschwister sind.