Fehling, Markus
Ein über 50-jähriger Journalist, Radio-Kommentator, der die Nachrichten nicht mehr aushält. Er hat »das Morgenjournal geschmissen« und ist aus dem Studio weggelaufen, weil ihm zu den schrecklichen Nachrichten, die in schneller Folge eintreffen, kein Kommentar mehr einfällt (I, 9, S. 103). Nun liegt er auf seinem Bett in der Villa und weint. Er ist weißblond und hat als Kind gestottert (II, 30). Seine Frau Karin glaubt, er sei verreist (I, 13), sein 18-jähriger Sohn ist in den USA (270), er taugt anscheinend nicht viel (II, 44). Später hört man Karins Fragen auf seinem Handy (II, 28).
Frau Reutte, die Domina, will mit ihm nach Augsburg fahren, um ihren Freund zu erschiessen, aber die uralte Pistole muss erst funktionsfähig gemacht werden (I, 19). Der rote Alfa Romeo wird umgefärbt, um nicht aufzufallen, was Fehling viel Kummer macht (II, 26); Seneca-Lektüre scheint nicht zu helfen. Dr. Lay zieht ihn in ein Gespräch über ihrer beider Berufe und ihr Versagen (II, 26). Fehling beschäftigen weiter die »unerledigten Desaster« in den Nachrichten, die schnell vergessen werden (II, 26, S. 331).
Er verkommt allmählich, Thomas-Bernhard-Lektüre hilft auch nicht (II, 33). Beim gemeinsamen Mahl in der inzwischen gemütlichen Küche empört er sich über die »Leitung«, möchte am liebsten acht Repräsentanten der miesen Gegenwart erschiessen, mit den restlichen acht Schuss in Reuttes Parabellum. Dann erscheint Hanna Reutte und begrüßt ihn mit Kuss und »Schatz« (II, 41). Am Ende sind sie deutlich ein Paar (44). Als neue Gäste ankommen, freut er sich: Wir werden stärker (II, 41). Bei der Trauerfeier für Ute Wimpf sagt er aufmunternd zu Hanna Reutte, die eine Rede halten will: »Keine Angst, hier darf jeder scheitern« (II, 45, S. 558). Der Satz schlägt ein und überzeugt alle.