Singer, Jonas
Der älteste Sohn von Mendel Singer ist schon als Junge »stark wie ein Bär«, aber bewundert seinen Bruder Schemarjah für seine Geschicklichkeit (12). Er und seine Geschwister Schemarjah und Mirjam ertragen nur schwer die Schmach, ihren kranken Bruder Menuchim im Dorf herumtragen zu müssen, deshalb lassen sie ihn schließlich in einer schmutzigen Ecke liegen und versuchen sogar ihn zu ertränken (13).
Bei der Musterung in Targi werden er und sein Bruder für tauglich befunden, obwohl sie die Wochen zuvor kaum gegessen und geschlafen haben, um ihren Zustand zu verschlechtern (19). Auf der Rückfahrt beginnt Jonas, mit den russischen Bauern im Zug zu trinken, und erklärt seinem Bruder, dass er nun doch auch ein Bauer und ein Soldat werden wolle (22). Er zieht für den Sommer, bis der Wehrdienst beginnt, bei seiner Familie aus und wird Pferdeknecht beim Kutscher Sameschkin. Er sagt ihnen, er habe es nicht mehr ausgehalten, habe sie aber alle »recht gern« (32). Er kümmert sich nun um die Pferde, bei denen er im Stall schläft, »trank Samogonka mit Sameschkin, war betrunken und befruchtete die Mägde« (32). In der Trunkenheit erkennt er selbst seinen eigenen Vater nicht wieder.
Während sein Bruder Schemarjah nach Amerika auswandert, um dem Militärdienst zu entfliehen, rückt Jonas nach Pskow ein und schickt seiner Familie ab und zu kurze Briefe, dass es ihm gutgehe und er »keine Schwierigkeiten mit den Vorgesetzten« habe (36). Von Sameschkin wird er auch später noch wegen seiner Leidenschaft für Pferde respektiert (58). Dass seine Familie Schemarjah nach Amerika gefolgt ist, erfährt er erst Jahre später, als er einmal im Urlaub in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er schreibt von dort aus einen Brief an seine Familie, in dem er berichtet, dass er reiten könne »wie der beste Kosak« und die Pferde und das Militär liebe. Er hat vor, dort zu bleiben, da ihm das Soldatenleben liegt: »Man ist versorgt, man hat zu essen, alles befiehlt man von oben, was nötig ist, man braucht nicht selbst zu denken« (83). Bei seinen Vorgesetzten scheint er beliebt zu sein, er könne als »guter Soldat« mit einem Schreiben beim Zaren sogar eine Begnadigung für Schemarjahs Desertation erwirken, seinen Bruder wiederzusehen wäre seine »größte Freude« (83). Für den Fall des Krieges ist er als Soldat darauf vorbereitet, zu sterben.
Tatsächlich ist er ab 1915 verschollen, wie das Rote Kreuz meldet, und Mendel rechnet fest damit, dass er gefallen ist, und gesteht sich letzten Endes ein, dass das »dümmste meiner Kinder« mit seiner Entscheidung, zum Militär zu gehen, richtig gehandelt hat: »Jonas, ich werde dich nie mehr wiedersehen, ich werde dir nicht sagen können, daß du recht hattest, ein Kosak zu werden« (99). Menuchim findet über einen ehemaligen Regimentskameraden noch heraus, dass er wohl nach der Revolution zu den Weißgardisten geflohen ist und im Untergrund weiterkämpft, doch ist es damit »ganz schwer geworden, etwas über ihn zu erfahren«. Trotzdem dürfe man die »Hoffnung immer noch nicht aufgeben« (126).