Kuragina, Prinzessin Hélène (Lola; verh. Gräfin Jelena Wassiljewna Besuchowa)
Tochter des des Fürsten Wassili, Schwester von Hippolyte und Anatole Kuragin, später Ehefrau Pierres. Es wird gemunkelt, dass sie in jungen Jahren ein inzestuöses Verhältnis mit ihrem Bruder Anatole gehabt hat (1/III,I,363). Sie ist eine betörend schöne Frau, die sich ihrer Anziehungskraft stets bewusst ist, so dass sie auf jede Koketterie verzichten kann und ihre gesellschaftliche Interaktion auf ein »stets gleichbleibende[s]« strahlendes Lächeln beschränkt, »gleichsam jedem liebenswürdig zugestehend, dass er sich an der Schönheit ihrer Figur, den vollen Schultern, ihrem nach der damaligen Mode weit entblößten Busen und Rücken erfreute« (1/I,III,22f.).
Ihr Vater verheiratet sie mit dem reichen Pierre (1/III,II,374f.), den sie Gerüchten zufolge schon kurz nach der Hochzeit mit Dolochow betrügt (2/I,II,534). Pierre bricht mit ihr, was ihrer gesellschaftlichen Stellung indes nicht schadet, vielmehr wird sie allgemein bedauert und kann die an grundloser Eifersucht ihres Mannes leidende Ehefrau spielen (2/II,VI,635f.). Auch ihr Verhältnis zu Boris Drubezkoi (2/II,VI,641), der als ihr »Intimus« gilt (2/II,VII,645), schadet ihr nicht.
Im November 1809 bringt sie Pierre mit Hilfe ihrer Mutter und eines von Pierres Logenbrüdern dazu, sich mit ihr zu versöhnen (2/III,VIII,769). Sie unterhält in Petersburg einen großen Salon und gilt jetzt zur Verblüffung Pierres, der ihre Dummheit kennt, allgemein als geistreiche Persönlichkeit (2/III,IX,770f.). 1811 folgt sie Pierre nach Moskau (2/V,VI,970), wo sie ihren Bruder Anatole bei dem Versuch unterstützt, Natascha zu erobern (2/V,XII,999f.).
Im darauffolgenden Jahr lebt sie wieder in Petersburg, in ihrem Salon versammeln sich auch nach dem Übertritt der französischen Truppen über die russische Landesgrenze weiterhin franzosenfreundliche Gäste, während bei Anna Pawlowna die russischen Patrioten verkehren (3/II,VI,189f.).
Sie wird von zwei Männern umworben, einem alten hochrangigen Staatsmann und einem jungen ausländischen Fürsten (3/III,VI,411f.). Um einen von beiden heiraten zu können, möchte sie ihre Ehe mit Pierre annullieren lassen, tritt deshalb auf Anraten des Jesuiten Jobert zur katholischen Kirche über (3/III,VI,415) und beschäftigt die Petersburger Gesellschaft offen mit der Frage, welchen der beiden Bewerber sie wählen soll (3/III,VII,418). Auch dies wird ihr nicht übelgenommen; nur Marja Dmitrijewna sagt ihr ins Gesicht, was sie von ihr hält (3/III,VII,419).
Im August 1812 bittet sie Pierre brieflich um die Scheidung (3/III,VII,423). Kurz darauf erkrankt sie und lässt sich von einem italienischen Arzt behandeln. Alle Welt ist überzeugt, dass »die Krankheit der reizenden Gräfin von dem misslichen Umstand herrührte, zu gleicher Zeit zwei Männer heiraten zu wollen« (4/I,I,588f.). Einige Tage später nimmt sie eine Überdosis des ihr verordneten Mittels und stirbt »unter Qualen« (4/I,II,594f.). Sie hinterlässt hohe Schulden, die Pierre, obwohl er dazu nicht verpflichtet wäre, großzügig reguliert (4/IV,XIII,893).