Judejahn, Eva (geb. Klingspor)
Ehefrau von Gottlieb Judejahn, Mutter von Adolf Judejahn und Schwester von Anna Pfaffrath. Sie ist ungeschminkt, trägt die Haare geknotet, ein »Frauenschaftsweib« (II, 412).
Nach dem Krieg hat sie nicht um ihren zunächst totgeglaubten Mann getrauert, »den sie als Held in Walhall« sah, sondern »um Großdeutschland«, um die »germanische Weltbeglückungsidee, das tausendjährige Reich« (415). Sie nimmt ihrem Mann übel, dass er im Krieg nicht gestorben ist (II, 545), und verzeiht ihm zwar seine eheliche Untreue, nicht aber »Rassenverrat und Blutsverrat« (II, 417), die er ihrer Meinung nach mit seiner Arbeit in einem arabischen Staat begeht.
Sie ist mit ihrer Schwester und ihrem Schwager Friedrich Wilhelm Pfaffrath nach Rom gereist, um ihren Mann wiederzusehen, aber als die Pfaffraths zu Judejahn ins Hotel fahren wollen, weigert sie sich mitzukommen. Sie sieht ihre Ehe als beendet an, da »der Bund sich von selbst gelöst hatte, als Hitler starb« (II, 486). Auch ihren Sohn Adolf verachtet sie, weil er Priester geworden ist, denn sie glaubt nur an das völkische Leben, »und für den wider das völkische Leben Frevelnden gab es allein den Tod« (II, 487).
Am nächsten Tag besucht Adolf sie in ihrem Hotelzimmer. Sie überschüttet ihn mit Vorwürfen und gerät in Rage über ihren Mann und darüber, dass er, wie sie mutmaßt, den »Führer« verraten hat (II, 524 f.). Als dann Judejahn selbst das Zimmer betritt, beruhigt sie sich. Beide versichern sich, dass die Juden an allem schuld seien, und sind sich einig in der Verachtung ihres Sohnes. Judejahn verspricht weiterzukämpfen, aber Eva sieht schon »den Tod hinter ihm stehen« (II, 526). Judejahn befiehlt ihr abzureisen, packt ihre Sachen und führt sie aus dem Zimmer.
Am Bahnhof will sie Judejahn überreden mitzukommen, denn sie glaubt an einen triumphalen Empfang (II, 532), doch Judejahn bleibt in der Stadt, während ihr Zug »sie nordwärts zu den Alpen« trägt (II, 533).