Gallagher, Ezra
Sohn von Christopher und Henriette Gallagher, ein elfjähriger Junge mit »fuchsrote[m]« Haar (II, 76 f.). Ezra lebt mit seinen Eltern in Santa Ana, Kalifornien. Jetzt befindet er sich mit ihnen auf einer Europareise und hat seinen Vater nach Deutschland begleitet, während seine Mutter Henriette, eine aus Berlin stammende Jüdin, in Paris geblieben ist.
Von seiner Mutter hat er Deutsch gelernt, sie hat ihm abends deutsche Märchen vorgelesen, »aber wenn sie dachte, daß er schlafe, dann erzählte sie für sich […] das Märchen von den Großeltern«, die den Judenverfolgungen zum Opfer gefallen sind. Die deutschen Märchen, die Erzählungen der Mutter und die Gespräche über den Krieg in Europa haben sich in Ezras Gemüt zu Phantasiegebilden vermischt. Europa ist für ihn das »Land der armen Alten«, der »Erdteil der grausamen Sagen« und Deutschland »ein böses Land« mit einem »bösen Riesen Hitler Aggressor« (II, 77).
In dem am ›Central Exchange‹ geparkten Wagen seines Vaters wartend, phantasiert er, in einem Jagdbomber zu sitzen und in die Menge zu schießen (II, 72). Als der gleichaltrige Heinz sich ihm nähert, wird der Parkplatz zu dem »unheimlichen Zauberwald des Traumes und des Märchens«, in dem Ezra nun den Bodenkampf bestehen muss (II, 77 f.). Er gibt sich vor Heinz als Jude aus, obwohl er Katholik ist (II, 78), und verabredet den Kauf des kleinen verwahrlosten Hundes, den Heinz an einem Bindfaden mit sich führt, für zehn Dollar; der Handel soll am Abend am Bräuhaus vonstattengehen (II, 78-80). Die beiden Jungen siezen sich (II, 78). Für Ezra ist das alles »ein Traumgeschehen und nicht wirklich« (II, 79).
Mit seinem Vater besucht er ein Baseball-Spiel, das er aber langweilig findet, da sich beide Mannschaften nach dem Spiel gut vertragen. »Man mußte mit seinen wirklichen Feinden kämpfen« (II, 128). Er sieht Heinz mit dem Hund und denkt an ihre Verabredung: »Das war kein Spiel, das war Kampf«. Er bittet seinen Vater um die zehn Dollar, die er schließlich auch bekommt. Auf dem Weg zum Bräuhaus, wähend sein Vater über Völkerverständigung nachdenkt, rüstet Ezra sich innerlich für das Treffen mit Heinz: »Wenn’s nicht anders geht, schlag ich ihn tot« (II, 172).
Im Bräuhaus glaubt er sich wieder im Zauberwald unter Riesen (II, 193). Als Heinz ihm ein Zeichen gibt, erscheint er ihm als »sein ihm von den Riesen des Waldes erwählter Gegner. Mit ihm mußte er sich messen. Mit ihm mußte er ringen. Wenn er den Jungen besiegte, hatte er den Wald besiegt« (II, 197).
Unter dem Vorwand, im Auto auf den Vater warten zu wollen, geht er hinaus, um sich mit Heinz zu treffen. Heinz, dem der kleine Hund längst entwischt ist, führt Ezra, um Zeit zu gewinnen, in eine Ruine, wo die beiden Jungen in einen Streit geraten und sich schließlich prügeln (II, 199 f.). »Ezra und Heinz waren auf die Steine der einstürzenden Mauer gefallen. Sie hatten sich weh getan. In der ersten Angst hatten sie um Hilfe gerufen. Aber dann, als sie die Polizeisirenen hörten, hatten sie sich gegenseitig von den Steinen aufgeholfen und waren zusammen in die Bäckergasse geflohen. […] Sie wollten nichts mehr voneinander. […] Sie waren aus Märchen und Indianergeschichten erwacht und schämten sich« (II, 209 f.).
Ezra kommt zurück auf dem Platz vor dem Bräuhaus und entdeckt dort seinen Vater, der die aufgebrachte Menge vergeblich zur Vernunft zu bringen versucht. Beide drängen sich durch die Menschenmenge zum Auto (II, 209 f.).