Vetter, Dicker
Der ungehobelte und einfältige Vetter verschweigt nicht, dass er von Jedermanns Gastfreundschaft profitieren und sich deshalb auch nicht von dessen seltsamen Launen vertreiben lassen will: »Das schafft Ihr nicht so leicht, Potz Maus, / Dazu ist Euer Koch zu gut, / Auch geht der Wein recht warm ins Blut, / Freu mich, daß ich hier seßhaft bin.« (IX, 56). Jedermanns melancholische Stimmung bezeichnet er schlicht als »eine Trockenheit im Hirn« (IX, 57), zu deren Bekämpfung er einen Heiltrunk aus heißem Wein, Zimt und Ingwer empfiehlt (vgl. IX, 58). Nachdem Jedermann einen Becher Glühwein getrunken hat und wieder froh zu sein scheint, stimmen der dicke und der dünne Vetter gemeinsam ein Minnelied an (vgl. IX, 60 f.), das aber unterbrochen wird, als Jedermann irritiert und verängstigt von Glocken und Stimmen berichtet, die er wahrnimmt.
Als Jedermann ihn über seinen nahen Tod in Kenntnis setzt und um sein Weggeleit bittet, findet der dümmliche Vetter kaum Worte, weiß ihm aber eine klare Absage zu erteilen: »Nur eins musst dir gesagt sein lassen / Mich bringst einmal nit in die Gassen« (IX, 74).