Vetter, Dünner
Gemeinsam mit dem dicken Vetter kommentiert er Jedermanns verändertes Verhalten während des Banketts und mischt sich in das Gespräch der Fräuleins über einen Chalcedon-Stein und andere Mittel gegen die Melancholie ein (vgl. IX, 58). Als Jedermann geheilt scheint, stimmt er mit dem dicken Vetter ein Minnelied an (vgl. IX, 60 f.), um die Stimmung zu heben. Als Jedermann Glockenläuten und Stimmen wahrnimmt, versucht er ihn zu beruhigen: »Hat müssen grad ins Ohr dir dringen / Ein Widerhall von ihrem Singen« (IX, 62).
Stärker noch als der dicke Vetter, verhält er sich abweisend und kühl, als Jedermann um sein Todesgeleit bettelt. Seine Reaktion auf Jedermanns Situation offenbart einen rohen, niederträchtigen Charakter. Nachdem er zuerst einen »Krampf in den Zehen« vorgetäuscht und ihm sein »schön bös Weib daheim« als Weggefährtin in den Tod angeboten hat (IX, 74), schlägt er schließlich vor, Jedermann solle seinen Knechten befehlen, ihn zu begleiten, denn »die lieben Verwandten dein / Sollten da zu wert dir sein.« (IX, 75).