Truffaldino
Gerade als seine Schauspielkollegen begonnen haben, »Der Diener Zweier Herren« zu spielen, erscheint Truffaldino in der Kulisse. Er versucht, ins Publikum zu spähen und drängt auf die Bühne, wo er »eine Stellung zu gewinnen« beabsichtigt, »in der er den ganzen Zuschauerraum überblicken kann« (XVII, 313). Nachdem die Bemühungen seiner Kollegen, ihn von der Bühne zu verweisen, gescheitert sind, meldet Truffaldino sich zu Wort. Er möchte, so begründet er seine Störung des Theaterspiels, das »neue Haus« sehen, »Bekanntschaft« mit dem Publikum machen und »einen günstigen Eindruck« hinterlassen (XVII, 314). Deshalb bittet er die Truppe, das Publikum mit einigen Worten – »ganz ohne Pathos« – begrüßen zu dürfen (XVII, 316, 317). Daraufhin treten die Schauspieler aus der binnenfiktionalen Kommunikation des Theaterstücks heraus, und es entbrennt eine so hitzige Grundsatzdebatte über den Publikumsgeschmack und die Beziehung zwischen Schauspieler und Publikum, dass Truffaldino sich kein Gehör mehr verschaffen kann. Erst als die Kokette und alle weiblichen Personen Truffaldinos Publikumsansprache befürworten, stimmen die Diskutanten zwar grundsätzlich zu, versehen ihre Zustimmung aber mit ständig neuen Auflagen: »Keine Versprechungen!«, »Kein Loblied auf die Vergangenheit!«, »Kein Appell an die Zukunft«, »Und keine Anspielung auf die Gegenwart!« (XVII, 318 f.) Truffaldino versichert immer wieder, dass seine Kollegen ihm nichts anderes als seine eigenen Überlegungen zu Bedenken gäben (»Natürlich!«, »Das will ich meinen!«, »Ich werde mich hüten!«), ist wegen der zahlreichen Beschränkungen aber merklich enerviert (»Laßt nur! Laßt mich!«, »Ist das meine Art?«, »Sieht mir das ähnlich?« XVII, 319, 320) und äußert sich schließlich gar nicht mehr. Als die Kollegen ihm das Wort endlich übergeben, kann er sie nur noch »entgeistert« (XVII, 322) ansehen und das Publikum sich selbst überlassen: »Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Sie auf die Schauspieler deutend haben mir in ihrem Eifer alles vorweggenommen. Entnehmen Sie daraus, wie sehr wir alle bestrebt sind, Ihre Gunst zu erwerben – und zu verdienen!« (XVII, 322)