Johann
Der Bediente Adrasts meint, sich mit der geistigen Haltung des ›Freygeists‹ zu identifizieren, interpretiert sie aber auf grotesk egoistische Weise im eigenen Sinne: »Der Mensch ist in der Welt, vergnügt und lustig zu leben. Die Freude, das Lachen, das Kurtisiren, das Saufen sind seine Pflichten. Die Mühe ist diesen Pflichten hinderlich; also ist es auch nothwendig seine Pflicht, die Mühe zu fliehen« (II, 5; LM II, 76).
So sieht Johann seine Aufgabe gegenüber Adrast darin, ihn in seiner verantwortungslosen Lebensführung zu bestärken. Obwohl Johann unwillig einräumen muß, dass sein Herr in letzter Zeit »ganz aus der Art geschlagen« sei, ist er zuversichtlich, ihn »schon wieder in Gang bringen« (ebd.) zu können. Gegenüber Theophans Diener Martin prahlt er damit, Atheist zu sein: »das ist, ein starker Geist, wie es jetzt jeder ehrlicher Kerl nach der Mode seyn muß« (II, 5; LM II, 74).
Johanns großspurige Demonstrationen seiner vorgeblichen Bildung und Weltgewandtheit bewirken nicht nur das Lächerliche der Figur. Durch seine naiven und niedrigen Anschauungen werden auch die negativen Eigenschaften des ›Freygeists‹ Adrast satirisch überzeichnet, eine Analogie zum Verhältnis zwischen Theophan und seinem Diener Martin. Es ist die kluge Lisette, die in Johann und Martin die »wahren Bilder ihrer Herren, von der häßlichen Seite« erkennt: »Aus Freygeisterey ist jener ein Spitzbube; und aus Frömmigkeit dieser ein Dummkopf« (II, 4; LM II, 73).