Knoop, Emil

Geschäftsmann, der durch Handels- und Schiebergeschäfte in den Nachkriegsjahren zum »König der Wirtschaft« in Gneez aufsteigt; Sohn von Johannes Knoop in Gneez, Mitschüler von Klaus Böttcher; Schulabschluss in einem Internat; 1939 zur Wehrmacht eingezogen; nach 1945 zunächst in Kiel und Hamburg; 1947 Rückkehr nach Gneez, wo er ein weitgespanntes Netz von Geschäftsbeziehungen aufbaut. Mitte der fünfziger Jahre von den Kommunisten fallengelassen und verhaftet.

445 Sein Vater, den man 1932 in Gneez für den »größten Mann« der Stadt hält, hat eine Jagd, »und Söhner Emil durfte an den Gewehrschrank. Mit den Waffen seines Vaters brachte Emil Knoop schon 1931 seine ganze Klasse, die den ›Christlichen Pfadfindern‹ angehört hatte, in die H.J.«, darunter auch seinen Mitschüler Klaus Böttcher. Wird vom Vater in ein Internat geschickt.

1497-1498 Er lernt »von Vaters Betrieb am besten den Griff in die Kasse, und durch das Abitur mußten die Lehrer ihn vermutlich tragen. Dann sollte der Arbeitsdienst ihn bessern, er kam aber zurück von einem schwangeren Mädchen in Rostock.« – Lebt auf Kosten des Vaters, fährt einen Sportwagen. Das »trug die Firma nicht«, er meldet sich bei der Panzerabwehr Magdeburg, wird Reserveoffiziersanwärter, geht 1939 als Gefreiter in den Krieg und kommt »mit den Sowjets als Oberleutnant« zurück. »Nicht gleich nach Gneez. Die Briten ließen ihn Juni 1945 im Hafen von Kiel auf die Zivilbevölkerung los, da er ihnen nachweisen konnte, er habe mit der N.S.D.A.P. nie etwas zu tun gehabt«. Danach einige Zeit in Hamburg. Kommt Anfang 1947 nach Gneez zurück und wird »König der Wirtschaft«, der »stand außerhalb der Gesetze im Stil von F[riedrich] Zwo«, erscheint in der Stadt »mit stillem Glanz und sanftem Gloria, auf den wußten die Leute bald keine Vergleiche«.

1498-1502 »Anfang 1947 übernahm er Gneez. Es kamen eben doch Leute aus dem Westen hierher! Seinem Vater überließ er den Kohlenhandel. Seine Eignung für das Fuhrgeschäft lag auf Auge wie Hand«. – Über seine Geschäfte mit der Sowjetischen Besatzungsmacht. »Ja: sagte Emil in seiner behaglichen Art: Ohne mich können di nich. Manchmal konnten sie doch, dann saß er eine Weile unterm Gneezer Landgericht«, wird aber immer wieder schnell entlassen. Sein Vater »wurde immer durchsichtiger vor Angst«. – Sorgt dafür, dass die Eltern in den Westen nach Hamburg übersiedeln. – Hat für seine Schiebergeschäfte Kontore und Büros in Brüssel, im sowjetischen und im britischen Sektor von Berlin. 

»Emil war bald geachtet, fast beliebt bei den ordentlichen Leuten von Gneez. Konnte er nicht leben wie Louis der Letzte bei den Belgiern, und schuftete doch sich ab für Mecklenburg und die S.M.A. [Sowjetische Militäradministration]?« Seine Schiebergeschäfte. Seine öffentlichen Wohltaten: Versorgt Gneez zu Weihnachten 1947 mit Salzheringen und Apfelsinen und »brachte zuwege, daß die Sachen in passender Menge geklaut wurden im Hafen von Hamburg. Längst hatte Gneez gelernt, an Emil zu glauben. So sühnte dieser.«

Die Kommunisten hofieren ihn, solange sie ihn brauchen. Nach neun Jahren lassen sie ihn fallen. Er wird verhaftet. Für Gesine Cresspahl, die zu diesem Zeitpunkt schon im Westen lebt, »ist es zu spät« (für Mitleid): »Sie konnte da begreifen, daß die Kommunisten ihn hatten aushelfen lassen auf der Ebene der Warenzirkulation, solange sie noch lernen mußten von ihm und der Sowjetunion, und er wird ihr auch leidgetan haben, als er abgeführt wurde an erbleichenden Staatssekretären in seinem Wartezimmer vorbei, aber es war zu spät. Sie hatte zu lange sich schämen müssen für ihren Griff in den Sack mit den Apfelsinen.«

1535-1536 Macht bei der Währungsreform 1948 »seinen Schnitt«.

1568-1572 Tischlermeister Willi Böttcher erzählt dem aus Fünfeichen zurückgekehrten Cresspahl von Emil Knoops Macht und über seine Geschäfte mit ihm und den Sowjets. Cresspahl bringt ihn auf die Idee, Knoop für die Entlassung seines Sohnes Klaus aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft einzuspannen. Weihnachten 1948 kommt Klaus Böttcher nach Hause.

1614-1615 Emil Knoop, »der Mann mit dem Goldenen Herzen«, besorgt auf Befehl des Gneezer Stadtkommandanten Jenudkidse Penicillin für die nach Vergewaltigungen durch Rotarmisten kranke Anita Gantlik. »Von Knoop war etwas zu lernen; leider Strafbares.«

1617 Anita muss die Kosten für das Penicillin bei Knoop abzahlen »bei einem Kurs von sechs bis acht Ostmark für eine einzige des ›Westens‹ (– umsonst ist der Tod: sprach Emil Knoop in seiner gemütlichen Art; dem entging ihr Zusammenzucken bei dem Wort)«. Er gibt ihr Arbeit »in seinem Schriftverkehr mit der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, wo Jenudkidses Beihilfe versagte«. 

1751-1752 Cresspahl verschiebt Geschäfte an Knoop, die, im Beisein Gesines, auf einer Yacht im Wismarer Hafen begossen werden. Mit dieser Yacht glaubt Gesine 1950 eine heimliche Reise nach Dänemark gemacht zu haben.

Vgl. auch 1405. 1530. 1658. 1781. 1859.