Böttcher, Klaus
Tischler in Gneez. Sohn von Wilhelm Böttcher, später verheiratet mit Brigitte (»Britte«). Geht 1938 zum Reichsarbeitsdienst, 1939 zur Wehrmacht. Tritt nach seiner Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft in die Tischlerwerkstatt seines Vaters ein.
445-446 »Cresspahl hatte Böttchers Sohn mißfallen. 16 Jahre war der Bengel alt, und nahm den Mund voll mit seinem ›Dienst‹ in der H. J., was für ›Hitlerjugend‹ stand, und mit seinen Freunden in der Gaujugendführung und nächtlichen Schießübungen im gneezer Stadtwald«. Er war durch seinen Klassenkameraden Emil Knoop zu den Nazis gekommen. »Seit Klaus Böttcher im Gymnasium neben Emil saß, war er so etwas wie sein Adjutant oder Feldwebel gewesen.« Als Emil Knoop in ein auswärtiges Internat wechselt, wird Klaus Böttcher Leiter der HJ in Gneez und Jerichow. »Der ging in der Uniform zur Schule, und in der Uniform ging er zum Zahnarzt. Aber in seines Vaters Werkstatt hatte er zwei linke Hände.« Gegen Cresspahl verhält er sich ehrerbietig und verzichtet sogar darauf, ihn mit »Heil Hitler« zu begrüßen, aber »Cresspahl tat ihm doch grob Bescheid«.
446-447 Arglos erzählt er Cresspahl, dass die HJ ein 1931 von der Bündischen Jugend gebautes »Landfahrerhäuschen« am Ufer des Gneezer Sees besetzen will. Cresspahl informiert seinen Lehrjungen und ehemaligen Pfadfinder Heine Klaproth. In der Nacht bauen die Pfadfinder und Jugendliche von der SAJ, der (verbotenen) Jugendorganisation der Sozialdemokraten, Haus und Bootssteg ab.
917-923 Klaus auf Heimaturlaub 1943. Rückblick: Seit 1934 hatte er versucht, »von der väterlichen Werkstatt wegzulaufen, anfangs in die Hitlerjugend, dann in den Reichsarbeitsdienst, bis die Wehrmacht im April 1939 ein Einsehen hatte und ihn ›nahm‹«. – War im Arbeitsdienst »Chef der Tischlerei«, nachdem er seinem Feldmeister 30 Hocker aus gestohlenen Eisenbahnschwellen angefertigt hatte. – Im Februar 1943, nach der Niederlage von Stalingrad, ist der nun zweiundzwanzigjährige Oberfeldwebel auf Heimaturlaub in Gneez. Der ehemals »wendige Erzähler« ist schweigsam geworden. Cresspahl erzählt er von seiner Stationierung in Bromberg 1940 und von der Liebe zu einem polnischen Mädchen, die von seinen Vorgesetzten entdeckt wurde. Am vorletzten Abend seines Urlaubs erzählt er seinen Eltern, Kliefoth und Cresspahl von Massenmorden der SS an der sowjetischen Bevölkerung, deren Zeuge er wurde.
1000 Am Ende des Krieges wissen seine Eltern durch anonyme Briefe, dass er in einem »Lager im südlichen Rußland« gefangen ist.
1571-1572 Kehrt Weihnachten 1948 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück, nachdem Cresspahl durch eine ›Intrige‹ dafür gesorgt hat, dass Emil Knoop sich bei den Sowjets für seinen ehemaligen Mitschüler einsetzt.
1684 Beobachtet auf einem Waldweg ein »verheultes Paar«: Bettina Selbich und Schulleiter Dr. Kramritz, der seiner Kollegin während einer Ehekrise Avancen macht.
1688 Flieht im Sommer 1950 barfuß vor drei Herren in schwarzem Anzug, die sich seinem Haus nähern, bis nach Krakow. Zurückgekehrt, erklärt er seine Panik: »Woans sall de Haas bewiesn, dat he kein Voss is?« [Wie soll der Hase beweisen, dass er kein Fuchs ist?]
Anhang XVI Klaus ahnt, dass Cresspahl im Krieg geheimdienstlich tätig war. Übernimmt nach seiner Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft die Tischlerwerkstatt seines Vaters.
Vgl. auch 892.