Abôdu (Abôt)
Abôdu ist die »Ruhestätte des Zerrissenen« (V, 934), Osiris, und da Usir »groß in der Liebe des Volkes« ist, gibt es in Ägypten – »vom hustenden Schleppsklaven der Brüche [...] bis zu Pharao« – keinen, der »nicht wünschte, zu Abôt an seiner Stätte, bei dem Grab des Zerrissenen, sein Grab zu finden, wär' es nur möglich« (IV, 690).
Für die meisten ist es nicht möglich, und deshalb gibt es den Brauch, die Toten vor ihrem Begräbnis noch einen Besuch bei dem geliebten Gott abstatten zu lassen. Auch Mont-kaw tut nach seinem ›bescheidenen Sterben‹ noch eine Schiffsreise »stromabwärts, nach Abôdu's heiligem Grabe, um dem westlichen Herrn Besuch abzulegen« (V, 1003).
Vgl. Karte von Ägypten. – Abôdu ist die große Nekropole Abydos; der Mythos erzählt, dass hier das Haupt des Osiris begraben liegt. – Über die Reise der Toten nach Abydos konnte Thomas Mann bei Erman/Ranke lesen. Danach wurde »es Sitte bei den Vornehmen, daß man die Toten vor ihrer Beisetzung auf dem heimischen Gräberfeld erst noch dem Osiris wenigstens einen persönlichen Besuch abstatten ließ« (363).