Eilbote, Der
Im dritten Jahr von Josephs Gefangenschaft in Zawi-Rê trifft eines Tages unverhofft ein Eilbote ein, der Order hat, Joseph unverzüglich nach On zu bringen, wo er Echnatôns Träume deuten soll (V, 1369-1374). Pharaos »Erster Läufer« ist ein junger Mann, »schlank wie die Eilbarke, die ihn getragen, mit magerem Gesicht und mit langen, sehnigen Beinen«. An seinen Sandalen und an seiner Kappe trägt er kleine »Flügelpaare aus Goldblech« (V, 1369). Er legt eine »demonstrative, eine pflichtschuldige Atemlosigkeit« an den Tag, und selbst, wenn er nicht läuft, sondern steht, macht er Laufbewegungen »derart, daß er gleichsam auf der Stelle hin und her lief, um sich in Atem oder vielmehr in Atemlosigkeit zu halten« (V, 1370). Ungeduldig von einem Bein aufs andere hüpfend, kann er Josephs Verabschiedung von Mai-Sachme kaum abwarten, dann »nahm er Joseph bei der Hand und lief mit ihm, Atemlosigkeit zur Schau stellend, vom Turme hinunter durch die Höfe und Gänge von Zawi-Rê zum Eilboot, in das sie sprangen und das sogleich mit enormer Geschwindigkeit mit ihnen davonflitzte« (V, 1373).
Die Figur ist eine der zahlreichen auf Hermes anspielenden Figuren des Romans. Die Flügelpaare an Hut und Sandalen, mit denen Pharaos »Erster Läufer« ausgestattet ist, sind eine scherzhafte Anspielung auf Echnatôns Sympathie mit dem griechischen »Schalksgott« (V, 1471). Sie können dem Boten »natürlich nicht ernstlich von der Stelle helfen, sondern waren nur das äußere Abzeichen seiner Eilfertigkeit« (V, 1369 f.).