Nofertiti (Nefernefruatôn, Nefernefruatôn-Nofertiti, Nofretête, Neferne-fruatôn-Nofretête, Titi)
Zweite Gemahlin Echnatôns, die ihm nach dem frühen Tod der ersten, einer Prinzessin aus Mitanni, aus Sorge um die Thronfolge schon zu Lebzeiten seines Vaters Amenophis III. vermählt wurde. Nach dessen Tod und Echnatôns Thronbesteigung ist sie die »Große Gemahlin und Herrin der beiden Länder« (V, 1365). Zu Ehren seines Gottes Atôn hat Echnatôn ihr den »strahlenden Zunamen ›Nefernefruatôn‹, ›Schön über alle Schönheit ist der Atôn‹, verliehen« (V, 1365), ein Name, den das Paar später »aus lauter Zartheit« auch seiner vierten Tochter als Eigennamen geben wird (V, 1532).
Nofertiti, »die den Palast mit Schönheit füllt« (V, 1458), wird meistens nur als Begleitung Echnatôns erwähnt (vgl. V, 1365, 1386, 1486, 1532, 1694 f., 1811) und hat nur einen eigenen Auftritt: Während Josephs erster Audienz beim König überkommt diesen das unwiderstehliche Verlangen, sein »süßes Ehgemahl« zu küssen (V, 1458). Er lässt sie rufen, und kurz darauf »schwebte« die von ihrer Schwangerschaft sichtlich beeinträchtigte Königin »mit bläßlichem Lächeln und vorsichtigen Trittchen« herein, »die Lider gesenkt, den langen Hals in ängstlicher Lieblichkeit vorgeschoben« (V, 1459). Sie erscheint mit einer »blauen Kappe, die ihren Hinterkopf rundlich verlängerte«, und »in dem ätherischen Plissee ihres Gewandflusses, der Nabel und Schenkel durchscheinen ließ, während die Brust von einem Schulterüberfall und vom glitzernden Blütenkragen bedeckt war« (ebd.). Nachdem Echnatôn die »süße Titi« (V, 1447) geküsst und mit einem langen zärtlichen Wortschwall überschüttet hat, »entschwebte« sie wieder, ohne ein Wort gesprochen zu haben (V, 1461).
Abb.: Kalksteinrelief »Spaziergang im Garten« (Darstellung eines Königs und einer Königin) aus dem Ägyptischen Museum Berlin. Es wurde lange als Darstellung Echnatons und Nofretetes betrachtet und hat Thomas Manns Beschreibung der Erscheinung der Königin sichtlich inspiriert.