Utnapischtim (Noah-Utnapischtim, Utnapischtim-Atrachasis)
Der Held der Sintfluterzählung des Gilgamesch-Epos wird im Roman mit dem biblischen Noah identifiziert: Noah sei derselbe, »den die Babylonier Utnapischtim und dazu Atrachasis, den Hochgescheiten, nannten und der seinem späten Enkel, Gilgamesch, dem Helden jener Tafel-Mären, die anfänglichen Dinge berichtete« (IV, 24). Deshalb wird Noah oft »Noah-Utnapischtim« genannt (IV, 28, 413; V, 1297, 1485).
›Utnapischtim‹ oder ›Noah-Utnapischtim‹ ist auch der Spitz- und Spottname, den die Brüder Joseph geben: Sie nennen ihn »spottend Noah-Utnapischtim, den Erzgescheiten, den Leser von Steinen von vor der Flut« (IV, 413). Die »Gutmütigkeit dieser als Ekelnamen gedachten Bezeichnungen« erklären sich nach Überzeugung des Erzählers »durch den Mangel der jungen Leute an Erfindungsgabe und Einbildungskraft«, denn sie hätten ihm »wahrhaftig gern schärfere gegeben, nur fielen ihnen keine ein« (IV, 459).
Als Pharaos Wirtschaftsminister macht Joseph dem brüderlichen »Ekelnamen« alle Ehre, »indem er sich als Utnapischtim-Atrachasis, als Noah, der Hochgescheite, erwies, als Mann der Voraussicht und der Vorsorge, dessen Arche sich auf der Flut schaukelt« (V, 1485). Denn Noah-Utnapischtim ist das »Ur-Muster aller Weisheit, das ist: aller wissenden Vorsorge«: »Noah-Utnapischtim, hieß er nicht darum der Erzgescheite, weil er die Flut hatte kommen sehen und ihr vorgebeugt, nämlich den Kasten gebaut hatte?« (V, 1297)
Jeremias I (105, Anm. 8 und 9) nennt Utnapischtim den ›babylonischen Noah‹. Die Namensvariante »Atrachasis« referiert auf die Sintfluterzählung des altbabylonischen Atrachasis-Epos. TM kannte diese und die übrigen zu seiner Zeit bekannten Versionen der Sintfluterzählung aus Ungnad, 66-127 und Jeremias I, 117-127.