Trippelli, Marietta
Konzertsängerin und »enthusiastisch« geliebte »Künstlerfreundin« Gieshüblers (11/105), geboren als Marie Trippel in Kessin, Tochter des verstorbenen Kessiner Pastors Trippel. Sie macht auf der Durchreise nach St. Petersburg für einen Tag Station in Kessin, Gieshübler gibt ihr zu Ehren eine Abendgesellschaft, bei der sie ein kleines Privatkonzert mit Liedern von Löwe, Schumann u.a. gibt.
Gieshübler, den sie »Onkel« nennt, hatte ihr Gesangstalent früh erkannt und ihr einen mehrjährigen Aufenthalt in Paris ermöglicht, wo sie bei der »berühmten Viardot« Unterricht nahm (10/100). Dort lernte sie auch den russischen Fürsten Kotschukoff kennen, der sie »in die Trippelli transponiert[e]« und mit dem sie ein Verhältnis hat (ebd.).
Sie ist »Anfang der Dreißig, stark, männlich und von ausgesprochen humoristischem Typus« (11/104). Zu Gieshüblers Kummer ist ihr »von gesellschaftlicher Feinheit nur ein bescheidenes Maß zuteil geworden« (11/105). Sie nimmt – getreu ihrer Devise »immer frei weg« (ebd.) – kein Blatt vor den Mund, redet ungeniert und bringt damit ihre Mutter »aus einer Verlegenheit in die andere« (11/106).
Ihr sicheres Auftreten beeindruckt Effi tief, sie fragt sie nach ihren Erfahrungen mit Spuk und Geistererscheinungen und erhält die wenig beruhigende Auskunft, dass sie dergleichen auch kenne. »Überhaupt, man ist links und rechts umlauert, hinten und vorn. Sie werden das noch kennen lernen.« (11/109)
Am nächsten Tag reist die Trippelli nach St. Petersburg weiter und schickt Effi ein Telegramm, eine formvollendete »Komödie«, wie Innstetten entzückt feststellt: »Alles berechnet für dort und für hier, für Kotschukoff und für Gieshübler. Gieshübler wird wohl eine Stiftung machen, vielleicht auch bloß ein Legat für die Trippelli.« (12/112)
Die »berühmte Viardot« (11/100) ist die Mezzosopranistin Pauline Viardot-García (1821-1910), vgl. Kommentar 442.