Leverkühn, Jonathan
Der Vater Adrians, Jonathan, sitzt als Landwirt auf dem jahrhundertealten Hof Buchel bei Weißenfels. Seine Beschreibung entspricht in vielen Zügen dem Melanchthon-Porträt von Dürer mit dem »altdeutschen Kopf« (III, 23). Jonathan hat eine Neigung zu Migräne wie später Adrian. Der Vater liebt es, altdeutsch »die Elementa zu spekulieren«, d.h. er hegt ein leidenschaftliches Interesse für Merkwürdigkeiten, »Exzentrizitäten« der Natur, die er durch physikalische und chemische Experimente studiert. Er möchte die »Schrift« der Natur verstehen; was er treibt, hätte man, heißt es, früher mit Hexerei in Verbindung gebracht. Ein Gegengewicht ist aber für ihn das Bibelstudium.
Seinen Söhnen Georg und Adrian und dessen Freund Serenus zeigt er gern seine Sammlungen, z.B. den Schmetterling Hetaera Esmeralda (»Glasflügler«), dessen Flügel unsichtbar sind, so dass der Farbpunkt darauf wie ein Blütenblatt wirkt (III, 27). Aber am meisten fesseln ihn die Übergänge zwischen belebten und unbelebten Erscheinungen, geradezu mit Rührung führt er dergleichen in Experimenten den Kindern vor. – Er stirbt 1926 mit 75 Jahren, fast gleichzeitig mit seinem Pendant Max Schweigestill (XLIV).